Der Janson-Befehl
wusste aber auch, dass das seine einzige Chance war.
Er kroch über den Hof, an den Stallungen vorbei, kletter-te wieder in den Heuschober.
Und wartete.
Eine Weile konnte er außer den Stimmen der immer näher rückenden Männer nichts hören; sie bezogen in sicherer Distanz von den Fenstern Position und verständigten sich mit knappen Befehlen und Signalen ihrer Taschenlampen. Plötzlich zerriss der Knall eines Schusses die Stille, gefolgt in schneller Folge von vier weiteren Schüssen. Dann hörte er, wie das Feuer mit einer automatischen Waffe erwidert wurde, hörte das Klirren von zerbrechendem Glas. Das mussten die Fenster an der Vorderfront gewesen sein.
Für Janson war die Folge von Geräuschen so klar wie ein schriftlicher Bericht. Die Patronen über dem offenen Kamin waren als erste detoniert, so wie er das gehofft hatte. Die Belagerer hatten daraus den einzig logischen Schluss gezogen: Schüsse aus dem Wohnraum deuteten darauf hin, dass jemand auf sie feuerte. Damit hatten sie das, was sie brauchten: einen exakten Zielort.
Exakt den falschen Ort.
Eindringliche Rufe forderten die anderen Männer auf, sich an dem offenbar ausgebrochenen Feuergefecht im vorderen Bereich des Hauses zu beteiligen.
Eine Folge weiterer Explosionen verriet Janson, dass die Patronen in der Pfanne auf dem Herd jetzt heiß genug geworden waren, um zu detonieren. Den Angreifern würde das verraten, dass ihre Zielperson sich in die Küche zurückgezogen hatte. Durch einen Spalt in der Bretterwand der Scheune sah er, dass ein einzelner Mann mit einer Maschinenpistole zurückblieb; seine Partner waren zur anderen Seite des Hofes gerannt, um sich den anderen anzuschließen.
Janson zog seine kleine Beretta und zielte durch den Spalt in der Bretterwand auf den stämmigen, olivfarben gekleideten Mann. Aber er durfte noch nicht schießen -durfte nicht riskieren, dass andere den Schuss hörten und damit auf ihn aufmerksam wurden. Er hörte das Krachen von Gewehrschüssen, das vom Hauptgebäude zu ihm herüberhallte: Die anderen Angreifer zerfetzten jetzt das Haus mit ihrem Feuer, während sie versuchten, Jansons Versteck ausfindig zu machen. Janson wartete, bis er die gewaltige Explosion von fünfzig in der Bratröhre explodierenden Schrotpatronen hörte, bevor er den Abzug betätigte. Der Schuss würde in dem Lärm und der sich daran anschließenden Verwirrung total untergehen.
Er feuerte im genau richtigen Augenblick.
Der stämmige Mann kippte langsam mit dem Gesicht nach vorne um. Als er auf den weichen, mit Blättern bedeckten Boden sank, war kaum etwas zu hören.
Der Weg war jetzt frei. Janson öffnete eine Tür in der Scheunenwand und trat neben den Getöteten, wusste, dass man ihn nicht sehen würde. Einen Augenblick lang erwog er, in den dunklen Büschen an der Hügelflanke zu verschwinden; das würde möglich sein, er war bei anderer Gelegenheit in ähnlichem Terrain zurechtgekommen. Er zweifelte auch keinen Augenblick daran, dass er seinen Verfolgern entkommen und ein oder zwei Tage später sicher und unbehindert in einem der anderen Dörfer würde auftauchen können.
Doch dann erinnerte er sich wieder an die ermordete Frau, an die brutale Art und Weise, wie man sie zu Tode gequält hatte, und jeder Gedanke an Flucht verflog. Sein Herz schlug heftig, und er hatte das Gefühl, selbst die Abendschatten wie durch einen roten Vorhang zu sehen. Er sah, dass seine Kugel den olivfarben gekleideten Mann am Haaransatz getroffen hatte; nur ein schmales Rinnsal von Blut, das über seine Stirn rann, verriet den tödlichen Einschuss. Er nahm dem Toten die Maschinenpistole und den Gurt mit den Ersatzmagazinen ab und schlang ihn sich um die Schultern.
Es war keine Zeit zu verlieren.
Die Angreifer waren jetzt im Haus versammelt, trampelten herum, feuerten ihre Waffen ab. Ihre Kugeln zerfetzten sämtliche Schränke und Kommoden und jedes nur gerade denkbare Versteck; Stahlmantelgeschosse, die sich in Holz bohrten anstatt in menschliches Fleisch.
Aber jetzt waren sie es, die in der Falle steckten.
Leise schlug er einen Bogen um das Haus herum, zu dessen Vorderseite, zerrte den Toten hinter sich mit. In den herumhuschenden Lichtkegeln erkannte er ein Gesicht, ein zweites, ein drittes. Das Blut rann kalt in seinen Adern. Es waren harte Gesichter. Brutale Gesichter. Die Gesichter von Männern, mit denen er vor vielen Jahren bei Consular Operations zusammengearbeitet hatte und die er schon damals nicht gemocht hatte. Es waren derbe,
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