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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ein Stück dahinter hing Gitta Bekesi, eine Frau, die den roten Terror und den weißen überlebt hatte, zwei Weltkriege, die Panzer von 1956, die Gewalten der Natur ebenso wie die von Menschenhand. Ihr grober Baumwollrock verdeckte ihr Gesicht; man hatte ihn ihr hochgerissen und über den Kopf gestülpt, sodass ihr erschlaffter Oberkörper freige legt war - und das unsäglich Schreckliche, das man ihm angetan hatte. Kleine, rot geränderte Wunden - jede einzelne vom brutalen Stich eines Bajonetts, das wusste Janson - waren kreuz und quer in einer grotesken Anordnung über ihr bläuliches Fleisch verteilt. Die Bajonette ihrer Mörder hatten sich Dutzende Male in sie gebohrt. An ihren freigelegten Armen und Beinen konnte er rote Druckstellen erkennen, wo man sie gepackt hatte. Man hatte die Frau festgehalten und sie mit dem Bajonett gefoltert. Hatten sie versucht, Informationen aus ihr herauszupressen? Oder sie nur auf sadistische Weise bestraft für die Informationen, die sie ihnen preisgegeben hatte?
    Was für Ungeheuer waren da am Werk gewesen?
    Jansons Gesicht war zu einer eisigen Maske erstarrt, als er sich umsah und am Boden und an den Wänden Spritzer vom Blut der toten Frau entdeckte. Die Gräueltat war erst vor wenigen Minuten geschehen. Ihre Besucher waren ebenso schnell wie brutal gewesen. Und wo waren sie jetzt? Sie konnten nicht weit sein. Sollte er ihr nächstes Opfer werden?
    Jansons Herz schlug in langsamem, kraftvollem Rhythmus. Die Aussicht auf eine Konfrontation machte ihm keine Angst, weckte eher auf bizarre Weise besondere Kräfte in ihm. Die alte Frau mochte für diese Ungeheuer ein leichtes Opfer gewesen sein; doch wer immer ihr das angetan hatte, würde feststellen, dass er das keineswegs war. Eine Aufwallung von Zorn durchfuhr ihn, vertraut und in dieser Vertrautheit seltsam wohl tuend. Die Worte Derek Collins' fielen ihm wieder ein: Gewalt ist etwas, worauf Sie sich sehr, sehr, sehr gut verstehen, Janson ... Sie sagen, das Töten macht Sie krank. Jetzt werde ich Ihnen etwas sagen, was Ihnen eines Tages auch selbst klar werden wird: Nur so werden Sie das Gefühl haben, dass
    Sie leben.
    Er hatte jetzt das Gefühl, dass Derek Collins das richtig erkannt hatte. Er war jahrelang vor seinem eigenen Wesen geflohen. Heute würde er das nicht tun. Die Spuren des Gemetzels vor Augen, durchzuckte es ihn wie ein Degenstich: Die Leute, die diese Frau hier so gequält hatten, würden selbst Qualen erleiden.
    Wo waren sie?
    Nahe, sehr nahe. Weil sie nach ihm suchten. Sie würden oben auf der Hügelkuppe sein. Würde Jessie es rechtzeitig bis zu dem Lancia schaffen?
    Janson brauchte einen erhöhten Aussichtspunkt, um sein Gefechtsfeld überblicken zu können. Das Bauernhaus war in der traditionellen L-Form um einen Innenhof herum angeordnet, die Wohn- und Arbeitsräume befanden sich unter demselben Dach. Im rechten Winkel zum Haus gab es eine Art Säulengang mit einem Heuschober darüber, an den Pferdeställe angrenzten. Er rannte in den Hof und stieg die Leiter zu dem Heuschober hinauf. Eine Klapptür in dem mit Brettern gedeckten Dach machte es ihm möglich, auf dessen höchsten Punkt zu klettern.
    Eine Viertelmeile hügelaufwärts konnte er einen kleinen Trupp Männer sehen, die sich auf Jessie Kincaid zubewegten. Im schwachen Licht waren die Gestalten der Verfolger nur undeutlich auszumachen, aber abgebrochene Äste und zertrampeltes Gras zeigten, in welche Richtung sie gingen. Dann hörte und sah Janson das Flattern schwarzer Vögel, die unter lautem Krächzen aus dem Unterholz aufflogen. Gleich darauf entdeckte er eine Bewegung in den Büschen rings um den alten Bauernhof und erkannte sofort, was das bedeutete.
    Er war in eine Falle gegangen!
    Die Männer hatten damit gerechnet, dass er die Schreie der alten Frau hören würde. Sie hatten ihn zu dem Bauernhaus zurücklocken wollen.
    Jetzt hatten sie ihn exakt da, wo sie ihr Vorhaben ausführen konnten - würden mit ihm genau das tun, was sie vorhatten! Ein Adrenalinstoß zuckte durch seine Adern, ließ ihn plötzlich mit eisiger Klarheit alles erkennen.
    Das Bauernhaus selbst stellte eine Art Schutzwall dar, aber seine Verfolger hatten es an allen vier Seiten umstellt und zeigten sich jetzt, drangen aus dem Gebüsch vor und betraten den Hof. Sie mussten gesehen haben, wie er in das Haus geeilt war, hatten wahrscheinlich darauf gewartet, dass er gleich wieder herausgerannt kommen würde. Unentdeckt zu entkommen war ein Ding der Unmöglichkeit. Man

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