Der Janson-Befehl
ungehobelte Männer - derb und ungehobelt nicht, was ihre Manieren anging, sondern hinsichtlich ihres Empfindens. Männer, für die brutale Gewalt nicht letzte Zuflucht, sondern erste Wahl war, Männer, deren Zynismus nicht das Produkt von enttäuschtem Idealismus, sondern von nackter Habgier war. Männer wie sie hatten im Dienst der Regierung nichts zu suchen; nach Jansons Ansicht beeinträchtigten sie deren moralische Glaubwürdigkeit durch ihre bloße Anwesenheit. Die Routine, mit der sie ihr blutiges Handwerk verrichteten, wurde durch das völlige Fehlen eines Gewissens kompensiert, der Unfähigkeit, die legitimen Ziele zu begreifen, die manchmal fragwürdige Taktiken rechtfertigten.
Hastig zog er dem Toten sein Jackett über und brachte ihn dann hinter einem mächtigen Kastanienbaum in eine kauernde Position; mit den Schnürsenkeln des Mannes band er ihm seine Taschenlampe an den leblosen Unterarm. Er zupfte winzige Holzsplitter von einem abgestorbenen Ast und spreizte ihm damit die Augen auf, so dass sie glasig starrten. Das war primitive Arbeit, den Mann so zu einer Puppe seiner selbst zu machen. Aber im abendlichen Halbdunkel würde das auf den ersten Blick ausreichen, und mehr brauchte Janson nicht. Jetzt feuerte Janson eine kurze Salve durch die bereits zersplitterten Fenster des Wohnraums. Die drei Männer, die der Feuerstoß traf, stürzten übereinander, als die Kugeln ihnen Zwerchfell, Gedärme, Aorta und Lungen zerfetzten. Zugleich rief die unerwartete Salve die anderen herbei.
Janson rollte sich zu der Kastanie hinüber, knipste die Taschenlampe an, die er am Arm des Toten befestigt hatte, und huschte dann lautlos zu dem drei Meter entfernten Felsbrocken, wo er im Dunkeln wartete.
»Dort!«, rief eine Stimme. Es dauerte Sekunden, bis sie die Gestalt wahrnahmen. Sie konnten nur den grellen Schein der Taschenlampe sehen; der Widerschein würde das beigefarbene Jackett und vielleicht, wenn auch nur schwach, den starren Blick des kauernden Mannes erkennen lassen. Doch der daraus zu ziehende Schluss lag nahe: Von hier war die tödliche Salve gekommen.
Die Reaktion erfolgte wie erwartet: Vier Männer des Kommandos richteten ihre automatischen Waffen auf die an dem Baum kauernde Gestalt. Das gleichzeitige Feuer ihrer Maschinenpistolen war ohrenbetäubend: Die Männer jagten Hunderte von Kugeln in die Leiche ihres toten Kameraden.
Der Lärm und die wilde Konzentration der Feuernden kam Janson zustatten: Mit seiner schallgedämpften Beretta Tomcat gab er schnell hintereinander vier sorgfältig gezielte Schüsse ab. Die Distanz betrug nur zehn Meter; seine Treffsicherheit war makellos: Jeder einzelne Schuss traf sein Ziel und ließ einen der Angreifer leblos zu Boden sinken.
Jetzt war nur noch ein Mann übrig; Janson konnte sein Profil vor den Vorhängen im Obergeschoss als Silhouette erkennen. Er war groß und hatte kurz geschnittenes krauses Haar. Sein Gesicht war eines von denen, die Janson erkannte hatte, und jetzt erlaubte ihm sogar seine Haltung und die steife, entschlossene Effizienz seiner Bewegungen, ihn zu identifizieren. Er war ein Führer. Er war ihr Führer, ihr Offizier. Aus dem Wenigen, was Janson vorher aus dem Zusammenwirken der Männer hatte erkennen können, war zumindest so viel klar geworden.
Dann erinnerte er sich auch an den Namen: Simon Czerny. Ein Cons-Op-Agent, spezialisiert auf verdeckte Attentate. In den achtziger Jahren hatten sich ihre Wege mehr als einmal in El Salvador gekreuzt, und Janson hatte ihn schon damals für einen gefährlichen Mann gehalten, jemand, der in seiner völligen Missachtung des Lebens von Unbeteiligten absolut rücksichtslos war.
Aber Janson würde ihn nicht töten. Oder erst, nachdem er ihm ein paar Fragen gestellt hatte.
Doch würde der Mann es dazu kommen lassen? Er war intelligenter als die anderen. Er hatte Jansons Manöver ein wenig schneller als die anderen durchschaut, war der Erste, der die Attrappe als solche erkannt und seinen Männern eine Warnung zugerufen hatte. Sein taktischer Instinkt war stets präsent und perfekt ausgebildet. Ein solcher Mann würde sich nicht unnötig der Gefahr aussetzen, würde sich Zeit lassen, bis sich ihm eine Gelegenheit zum Handeln bot.
Doch das würde Janson ihm nicht erlauben.
Im Moment war der Teamkommandant unsichtbar; außer Schussweite. Janson rannte auf die Ruinen des Wohnraums zu, sah überall Glassplitter, Ruß und Asche von den explodierten Schrotpatronen rings um die offene Feuerstelle, sah den
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