Der Janson-Befehl
das, und wie haben Sie es ihm zurückgezahlt? Im Stich gelassen haben Sie ihn, ans Messer geliefert, vor ein Erschießungskommando gebracht. Sie hätte man damals in Mesa Grande abknallen müssen, Sie Hurensohn - so hätte es sich gehört!«
»Durchgeknalltes Schwein!«, brüllte Janson angeekelt. Er presste dem Mann das Messer gegen die mit Stoppeln bedeckte Wange, und das war nicht nur, um zu drohen. »Gehören Sie zu einem Racheteam für Da Nang?«
»Sie machen wohl Witze.«
»Für wen arbeiten Sie?«, herrschte Janson ihn an. »Verdammt noch mal! Für wen Sie arbeiten, will ich wissen!«
»Für wen arbeiten Sie denn?«, stieß der Mann hervor. »Sie wissen es ja nicht einmal. Man hat Sie programmiert, wie einen gottverdammten Computer.«
»Zeit, Farbe zu bekennen«, sagte Janson mit leiser, stählern klingender Stimme. »Sonst haben Sie bald kein Gesicht mehr.«
»Die haben so lange in Ihrem Schädel herumgestochert, dass Sie nicht mehr wissen, was vorne und hinten ist, Janson. Und das werden Sie auch nie mehr.«
»Keine Bewegung!«
Der Ruf kam von der Seite; Janson blickte auf und sah den dicken Gastwirt, mit dem er vor ein paar Stunden gesprochen hatte.
Er trug inzwischen nicht mehr seine weiße Schürze, und seine großen roten Hände hielten jetzt eine doppelläufige Schrotflinte umspannt.
»So heißt es doch immer in Ihren beschissenen amerikanischen Polizeiserien, nicht wahr? Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie hier nicht willkommen sind«, sagte der Mann mit den zusammengewachsenen Augenbrauen. »Und jetzt werde ich Ihnen wohl zeigen müssen, wie wenig willkommen Sie sind.«
Janson hörte das Geräusch schneller Schritte, jemand, der über Steinbrocken und Äste sprang, sich durch ein Dickicht arbeitete. Aber er konnte die schlanke Gestalt selbst aus der Distanz identifizieren. Sekunden später wurde Jessie Kincaid sichtbar, sie trug ihr Scharfschützengewehr auf den Rücken geschnallt.
»Runter mit dieser gottverdammten Donnerbüchse!«, schrie sie. Sie hielt eine Pistole in der Hand.
Der Ungar drehte sich nicht einmal zu ihr um, als er bedächtig die über fünfzig Jahre alte Schrotflinte spannte.
Jessie feuerte einen genau gezielten Schuss auf seinen Kopf ab. Der Dicke taumelte nach rückwärts wie ein gefällter Baum.
Janson packte sofort die Schrotflinte und richtete sich auf. »Meine Geduld ist jetzt am Ende, Czerny. Und Sie haben keine Leute mehr.«
»Das verstehe ich nicht«, presste Czerny heraus.
Jessie Kincaid schüttelte den Kopf. »Ich habe vier von euch Scheißkerlen oben auf der Hügelkuppe umgelegt.«
Sie kauerte sich dicht bei Czerny auf den Boden. »Ihre Jungs, stimmt's? Habe ich mir schon gedacht. Die waren mir unsympathisch.«
In Czernys Augen flackerte jetzt Angst.
»Und seh sich einer diesen Wirt an. Man könnte glauben, wir hätten die Zeche nicht bezahlt.«
»Sauberer Schuss«, sagte Janson und warf ihr die Schrotflinte zu.
Jessie zuckte die Schultern. »Ich hab den Kerl nie gemocht.«
»Pfadfinder«, spottete Czerny. »Sammelt Punkte für gute Taten, während die Welt in Flammen steht.«
»Ich frage noch einmal: Für wen arbeiten Sie?«, forderte Janson.
»Für dieselbe Person wie Sie.«
»Reden Sie nicht in Rätseln.«
»Alle arbeiten jetzt für ihn. Bloß dass nur wenige von uns das wissen.«
Er lachte, ein trockenes, unangenehmes Lachen. »Sie bilden sich ein, dass Sie jetzt obenauf sind. Aber das sind Sie nicht.«
»Sie können es ja darauf ankommen lassen«, erwiderte Janson. Er setzte den Fuß auf Czernys Hals, drückte noch nicht zu, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er das jeden Augenblick tun konnte.
»Idiot! Er hat die ganze Regierung der USA in der Hand. Er hat jetzt das Sagen! Sie sind bloß zu dämlich, das zu kapieren!«
»Was zum Teufel soll das heißen?«
»Sie wissen ja, wie er Sie immer genannt hat: die Maschine. Als ob Sie kein Mensch wären. Aber Maschinen haben ja einiges für sich. Sie tun das, wofür man sie programmiert hat.«
Janson trat ihm in die Rippen, trat kräftig zu. »Damit eines klar ist: Wir spielen hier nicht Wer wird Millionär, wir spielen Sag die Wahrheit.«
»Sie kommen mir vor wie einer dieser japanischen Soldaten, die sich in den Höhlen auf den Philippinen versteckt haben und nicht wissen, dass der Krieg vorbei ist und dass sie ihn verloren haben«, sagte Czerny. »Aber er ist vorbei, klar? Und Sie haben verloren!«
Janson beugte sich vor und drückte Czerny die Spitze des Messers ins Gesicht, riss ihm
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