Der Janson-Befehl
Wer war es? Peter Novak? Einer seiner Helfer? Es war unmöglich zu erkennen.
Und dann verschwand der Wagen.
Wo war er?
Es war, als ob er sich einfach in Luft aufgelöst hätte. Janson glitt von seinem Ast und spähte von verschiedenen Punkten aus durch sein Glas, bis er schließlich begriff, was geschehen war. Der Weg - er war gerade breit genug, um das Fahrzeug durchzulassen - war schräg in den Wald geschnitten. Die umstehenden Bäume machten ihn von den meisten Punkten aus völlig unsichtbar. Es war eine brillante Leistung des Landschaftsdesigns und offenkundig dafür gedacht, nicht bemerkt und auch nicht bewundert zu werden. Jetzt drehten die Motoren der Cessna wieder hoch, das kleine Flugzeug schlug einen Bogen, rollte an und startete.
Während beißender Treibstoffgeruch durch den Wald wehte, eilte Janson zu dem Weg. Er war vielleicht zweieinhalb Meter breit, und die Zweige darüber reichten auf weniger als zwei Meter herunter, bildeten eine Art Dach, das gerade hoch genug war, dass der gepanzerte Range Rover darunter hindurchrollen konnte. Der von Bäumen geschützte Weg war erst in letzter Zeit asphaltiert worden - ein Fahrer, der sich auskannte, konnte schnell vorankommen -, war aber von oben aus unsichtbar.
Er selbst würde das Gelände zu Fuß erforschen müssen.
Janson folgte dem Weg, ohne ihn zu betreten; er hielt sich parallel dazu, zehn Meter entfernt, um nicht irgendwelche Überwachungs- oder Alarmanlagen zu aktivieren, die man vielleicht angebracht hatte. Es war ein langer Weg, der bald recht anstrengend wurde. Er arbeitete sich an scharfen Kämmen empor, bahnte sich seinen Weg durch dichtes Gestrüpp und über steile, erodierte Hänge. Nach zwanzig Minuten fingen seine Muskeln an, gegen die Belastung zu protestieren, aber er ließ nicht zu, dass sein Tempo langsamer wurde. Als er sich wieder einmal an einem Ast festhielt, wurde er auf schmerzhafte Weise daran erinnert, dass seine Hände, die einmal zäher als Leder gewesen waren, ihre Schwielen verloren hatten: zu viele Jahre, in denen er sich um Kunden in der Welt der Wirtschaft bemüht hatte. Baumharz klebte an seinen Fingern, als wäre es Klebstoff; Holzsplitter bohrten sich in seine Haut. Und während all der Mühen wurde ihm immer wärmer, und er hatte bald das Gefühl, sein ganzer Oberkörper sei mit Ausschlag bedeckt. Er ignorierte das alles, richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den jeweils nächsten Schritt. Ein Fuß vor den anderen: Das war die einzige Art und Weise, um vorwärts zu kommen. Zugleich bemühte er sich, so leise wie möglich vorzudringen, zog Felsvorsprünge, wann immer möglich, dem Knistern des Waldbodens vor. Der Range Rover war natürlich schon lange verschwunden, und er hatte bereits eine ziemlich gute Vorstellung davon, wo der schmale Weg hinführen würde, aber das war kein Ersatz für direkte Beobachtung. Ein Fuß vor den anderen: Bald wurden seine Bewegungen automatisch, und seine Gedanken begannen trotz allem zu wandern.
*
Ein Fuß vor den anderen.
Der wie ein Skelett abgemagerte Amerikaner senkte den Kopf, als er sich den neuen Häschern ergab. Offenbar war die Nachricht von der Flucht des Kriegsgefangenen in die Umgebung gelangt, denn die Montagnards und die anderen Dorfbewohner wussten genau, wer er war und wohin er zurückgebracht werden musste.
Er hatte sich zwei volle Tage durch den dichten Dschungel gekämpft, jede Faser seines Körpers bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit strapaziert, und wofür das? So nah und doch so fern. Denn jetzt würde alles von neuem beginnen, nur noch schlimmer: Für den Kommandanten des Lagers bedeutete die Flucht eines Gefangenen Gesichtsverlust. Der Offizier würde mit bloßen Händen auf ihn einschlagen, bis seine Wut verraucht war. Ob Janson das überlebte, hing einzig und allein davon ab, wie energiegeladen sich der Kommandant gerade fühlte. Janson begann einem Wirbel der Verzweiflung zu erliegen, der ihn ähnlich einer kräftigen Flussströmung in die Tiefe zog.
Nein! Nicht nach allem, was er erlitten hatte. Nicht solange Demarest noch am Leben war. Den Sieg würde er ihm nicht zubilligen.
Zwei Vietkong führten Janson mit vorgehaltener Waffe über einen schlammigen Weg, einer vor ihm, einer hinter ihm, nicht das geringste Risiko eingehend. Die Dorfbewohner hatten ihn angestarrt und sich vielleicht gefragt, wie jemand, der so ausgehungert war, so hager, so ausgemergelt, sich überhaupt noch bewegen konnte. Er selbst fragte sich das auch. Aber solange er
Weitere Kostenlose Bücher