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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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neben ihr sein Geschäft zu eröffnen. Sie stolperte zweimal »versehentlich« über seine Auslage, was jedes Mal dazu führte, dass der ganze Warenbestand herunterfiel. Nach dem zweiten Mal entschied der Senegalese sich dafür, sein Geschäftslokal zu verlegen, wenn auch nicht ohne ihr vorher ein paar Verwünschungen in seiner Heimatsprache zuzurufen.
    Es war beinahe achtzehn Uhr, als die elegante weißhaarige Frau wieder erschien; sie trat mit fast maskenhaft starrer Miene aus der Drehtür des Gebäudes, nahm auf dem Rücksitz der langen Lincoln-Town-Car-Limousine Platz und entschwebte in Richtung auf die Kreuzung mit der Fifth Avenue. Jessica prägte sich die Zulassungsnummer des Wagens ein und gab sie mit leiser Stimme per Funk an Cornelius Eaves durch, dessen Fahrzeug - ein gelbes Taxi, dessen Signallampe auf OFF DUTY geschaltet war - am anderen Ende des Häuserblocks vor einem Hotel gewartet hatte.
    Eaves wusste nicht, welchen Zweck sein Einsatz hatte, aber immerhin genug, um nicht zu fragen, ob der Auftrag offiziell sanktioniert war. Jessica Kincaid war ihrerseits mit Erklärungen sparsam gewesen. Ob sie und Janson einen privaten Rachefeldzug führten? Ob man sie auf ein ultrageheimes Projekt angesetzt hatte, das es erforderte, Freiberufler einzusetzen? Eaves, der seit ein paar Jahren aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und froh war, sich irgendwie die Zeit vertreiben zu können, hatte keine Ahnung. Die einzige Aufforderung, die er benötigte, war eine persönliche Bitte Jansons - und der Gesichtsausdruck der jungen Frau: ein Ausdruck, der die ruhige Zuversicht eines Menschen vermittelte, der etwas tat, was getan werden musste.
    Jessica sprang mit einem Satz auf den Rücksitz von Eaves' Taxi, riss sich die Mütze herunter, schälte sich aus ihren Lumpen und legte gewöhnliche Straßenkleidung an: gebügelte Khakihosen, einen pastellfarbenen Baumwollpullover, Penny Loafers. Sie wischte sich mit Feuchttüchern die Schmutzkruste vom Gesicht, plusterte ihr Haar, so gut es ging, auf und war nach ein paar Minuten wieder einigermaßen präsentabel, was in diesem Falle unauffällig bedeutete.
    Zehn Minuten später hatten sie eine Adresse: 1060 Fifth Avenue war ein ansehnliches Apartmentgebäude aus der Vorkriegszeit, dessen Kalksteinfassade die aggressive Stadtluft perlgrau gefärbt hatte. Ein diskretes grünes Vordach schützte den Eingang zu dem Gebäude, der sich nicht an der Avenue, sondern um die Ecke befand, an der Neunundachtzigsten Straße. Sie sah auf die Uhr.
    Plötzlich verspürte sie ein unruhiges Prickeln an der Kopfhaut. Die Uhr! Sie hatte sie auf ihrem Beobachtungsposten im Bryant Park getragen! Wie sie wusste, achtete das Sicherheitspersonal der Foundation scharf auf Ungereimtheiten jeder Art in der Umgebung, Einzelheiten, die nicht ins Bild passten. Die Uhr an ihrem Handgelenk war eine schlanke Hamilton-Uhr, die einmal ihrer Mutter gehört hatte. Würde eine Stadtstreicherin eine solche Uhr tragen? Unruhe stieg in ihr auf, als sie versuchte, sich ein Bild von sich selbst zu machen, wie sie an der Abfalltonne stand und sich auszumalen versuchte, ob ein Wachmann mit einem Fernglas vielleicht den glitzernden Gegenstand an ihrem Handgelenk bemerkt hatte. Ihr wäre die Uhr aufgefallen. Also musste sie davon ausgehen, dass die Leute von der Foundation sie auch bemerkt hatten.
    Vor ihrem inneren Auge blitzte ein Bild ihrer ausge-streckten Arme auf, wie sie im Müll wühlten, einer Archäologin gleich ... das Bild ihrer behandschuhten Hand und darüber die ausgefranste Manschette ihrer langärmeligen Unterwäsche. Ja - das Unterhemd war ein paar Nummern zu groß, die Ärmel dementsprechend zu lang; ihre Armbanduhr würde davon völlig verdeckt gewesen sein. Der Kloß in ihrer Magengrube löste sich ein wenig. Nichts passiert, was? Doch dies war genau die Art von Unvorsichtigkeit, die sie sich nicht leisten konnten.
    »Fahren Sie mich um den Block herum, Corn«, sagte sie. »Langsam.«
    Janson steuerte den braunen Taurus die gewundene Bergstraße hinauf, die den Namen Clangerton Road trug, und fand die unmarkierte Abzweigung, die der Mann in dem Schnellimbiss erwähnt hatte. Er fuhr noch ein kurzes Stück weiter, an der Abzweigung vorbei, lenkte den Wagen, so weit es ging, von der Straße herunter, in eine von der Natur geschaffene Bucht hinter Büschen und jungen Bäumen. Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber die Vorsicht verlangte, dass er so wenig wie möglich auffiel.
    Er ging in den Wald, ein

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