Der Janson-Befehl
sich aufsteigen, als an seinem inneren Auge endlose Spalten von Zeitungsund Magazinprofilen wie von einem Scheinwerfer angestrahlt vorbeizogen. Jeder Tag beginnt mit einem spartanischem Frühstück, zu dem er Kascha nimmt ... eine anheimelnde Einzelheit, die man in Dutzenden der Berichte fand, neben den fast obligatorischen Hinweisen auf seine »nach Maß gefertigte Garderobe«, sein »aristokratisches Auftreten«, seinen »befehlsgewohnten Blick« ... Das waren Standardsätze, dazu bestimmt, derartige Berichte »lebendig« zu machen. Er beginnt jeden Tag mit einem spartanischen Frühstück von Kascha...
Es stimmte also. Irgendwo auf dem Smith Mountain lebte ein Mann, den die Welt als Peter Novak kannte.
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Im Herzen der Midtown von Manhattan beugte sich die Stadtstreicherin mit dem prüfenden Blick einer Postangestellten an einem Briefschalter über den Abfallbehälter am Bryant Park. Wie bei ihresgleichen üblich, war ihre Kleidung zerrissen, schmutzig und für die Jahreszeit zu schwer - sie musste aus genügend vielen Schichten bestehen, um die nächtliche Kälte in irgendeiner Seitenstraße abzuhalten, und die wärmenden Strahlen der Sonne konnten die Frau nicht dazu veranlassen, auch nur eine Schicht davon abzulegen, schließlich stellten ihre Kleider und der mit Flaschen und Blechdosen gefüllte Sack ihre gesamte weltliche Habe dar. An den Hand- und Fußgelenken lugte unter ausgefranstem, schmutzigem Denimstoff graue Unterwäsche hervor. An den Füßen trug sie überdimensionierte Sneakers, deren Sohlen aufzuplatzen begannen und deren Schnürsenkel abgerissen und wieder zusammengeknotet waren, schlampig, wie Schulmädchen das tun. Sie hatte sich eine Baseballmütze aus Nylonnetz in die Stirn gezogen, die nicht etwa ein Baseballteam sondern einen einstmals hoch gelobten Silicon-ValleyFonds anpries, der vor einem Jahr untergegangen war. Ihre schmutzige Tragetasche klammerte sie an sich, als würde sie einen Schatz enthalten. Die Art, wie sie die Tasche hielt, drückte die Essenz des Besitzens aus: Das hier ist mein Hab und Gut auf dieser Welt. Es gehört mir. Das bin ich. Ihr Zeitmaß waren die Nächte, in denen sie nicht von der Polizei belästigt wurde, die Blechdosen und Flaschen, die sie sammelte und gegen Kleingeld ablieferte, und die kleinen Glückszufälle des Alltags, die ihr widerfuhren -etwa ein intaktes Sandwich, noch weich, von einer Plastiktüte geschützt und von Nagetieren unberührt. Ihre Hände steckten in Baumwollhandschuhen, die früher vielleicht einmal einer Debütantin gehört hatten, die jetzt grau und rußig waren und umso schmutziger wurden, je mehr sie zwischen Plastikflaschen und Zellophan und Bananenschalen und zerknüllten Prospekten herumwühlte.
In Wirklichkeit waren Jessica Kincaids Augen natürlich nicht auf den Müll gerichtet, sondern wanderten immer wieder zu dem kleinen Spiegel, den sie an den Abfallbehälter gelehnt hatte und der es ihr ermöglichte, das Kommen und Gehen in den Büros der Liberty Foundation auf der anderen Straßenseite zu beobachten. Nach Tagen ergebnisloser Observierung hatte gestern Abend Jansons Bundesgenosse, Cornelius Eaves, erregt angerufen: Wie es schien, war Marta Lang endlich aufgetaucht.
Das war kein Irrtum, wusste Jessie jetzt. Unter den Ankömmlingen heute Morgen war tatsächlich eine Frau gewesen, auf die Jansons detaillierte Beschreibung der stellvertretenden Direktorin der Foundation, Marta Lang, passte: Ein Lincoln Town Car mit dunkel getönten Fenstern hatte sie um acht Uhr morgens abgesetzt. In den Stunden danach war keine Spur von ihr zu sehen gewesen, aber Jessica konnte es nicht riskieren, ihren Posten zu verlassen. So gekleidet, wie sie war, erweckte Jessica selbst fast keine Aufmerksamkeit, weil die Stadt sich seit langer Zeit bemühte, vom Unglück geplagte Zeitgenossen, wie sie einer in ihrer Mitte war, nicht wahrzunehmen. Jessie wechselte in unregelmäßigem Abstand ihren Standort zwischen diesem und noch zwei weiteren Abfallbehältern, die alle direkte Sicht auf das Bürogebäude an der Vierzigsten Straße boten, kehrte aber immer wieder zu dem zurück, der dem Eingang am nächsten war. Gegen Mittag hatten zwei Parkpfleger in den roten Overalls das Bryant Park Service versucht, sie zu verscheuchen, freilich nur halbherzig: Ihr bescheidenes Einkommen inspirierte sie nicht zu großen Anstrengungen für den Park. Später versuchte ein senegalesischer Straßenhändler mit einem Klapptisch und einem Sortiment unechter Rolex-Uhren
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