Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Mann.«
    »Der klügste Mann, den ich je kannte«, erwiderte Janson finster. »Der Mann, der sich jetzt Peter Novak nennt.«
    Eiseskälte legte sich über sie, und wieder herrschte Schweigen.
    Dann drehte der Generalsekretär seinen Sessel herum, sodass er zum Fenster hinaussehen konnte. »Diese Organisation ist von einer Welt gegründet worden, die des Krieges müde war«, sagte er.
    »Dumbarton Oaks«, nickte Janson. »1944.«
    Zinsou nickte. »So umfassend ihr Mandat inzwischen auch geworden sein mag, ihr zentrales Ziel war stets die Förderung des Friedens. Und dann gibt es da eine ironische Fußnote. Wussten Sie, dass das Gelände, auf dem dieser Bau jetzt steht, früher einmal ein Schlachthaus war? Man hat Vieh auf einem Lastkahn den East River heraufgebracht und es dann in die Schlachthäuser der Stadt geführt, genau an dieser Stelle. Das ist etwas, was ich mir regelmäßig ins Gedächtnis rufe: Früher einmal war das ein Schlachthaus.«
    Er drehte sich um und sah den amerikanischen Agenten an. »Wir müssen Sorge dafür tragen, dass es nicht wieder eines wird.«
    *
    »Sehen Sie mir in die Augen«, sagte der große, schwarzhaarige Mann mit besänftigender Stimme. Die hohen Backenknochen ließen seine Gesichtszüge fast asiatisch erscheinen. Der Mann, der sich Peter Novak nannte, stand gebeugt über dem älteren Wissenschaftler, der ausgestreckt mit dem Bauch nach unten auf einem JacksonTisch lag, einer großen, durchsichtigen Plattform, die seine Brust und seine Schenkel stützte, seinen Bauch aber frei durchhängen ließ. Es war ein Tisch, der in der Wirbelsäulenchirurgie benutzt wurde, weil er dafür sorgte, dass möglichst wenig Blut den Wirbelsäulenbereich durchströmte und damit die Blutung auf ein Minimum reduziert wurde.
    In seinen linken Arm tropfte intravenös eine Flüssigkeit. Der Tisch war so eingestellt, dass Kopf und Schultern des alten Wissenschaftlers hochgestützt waren und er und der Mann, der sich Peter Novak nannte, von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen konnten.
    Im Hintergrund konnte man einen Choral aus dem 12. Jahrhundert hören. Hohe Stimmen im Chor, Worte der Ekstase, doch für Angus Fielding klangen sie wie ein Totengesang.
    O ignis Spiritus paracliti, vita vite omnis creature, sanctus es vivificando formas.
    Im Rücken des alten Mannes war in der Mitte ein fünfzehn Zentimeter langer Einschnitt vorgenommen worden. Man hatte die paraspinalen Muskeln mit Klammern auseinandergezogen, sodass die weißen Knochen der Wirbelsäule frei lagen.
    »Sehen Sie mir in die Augen, Angus«, wiederholte der Mann.
    Angus Fielding tat, was ihm befohlen wurde, konnte gar nichts anderes tun, aber die Augen des Mannes waren schwarz, und in ihnen war keine Spur von Mitleid zu lesen. Sie wirkten kaum menschlich. Sie wirkten wie ein Abgrund des Schmerzes.
    Der schwarzhaarige Mann hatte den angelernten ungarischen Akzent aufgegeben; seine Stimme klang jetzt eindeutig amerikanisch. »Was genau hat Paul Janson Ihnen gesagt?«, fragte er erneut, während der gebrechliche alte Wissenschaftler vor Entsetzen zitterte.
    Der schwarzhaarige Mann nickte einer jungen Frau zu, die als Orthopädietechnikerin ausgebildet war. Eine große offene Hohlnadel von der Größe einer Stricknadel wurde durch den vibrösen Mantel geschoben, der die weiche Scheibe zwischen dem fünften und sechsten Thoraxwirbel umgab. Nach weniger als einer Minute nickte die Frau ihm zu: Die Hohlnadel war positioniert.
    »Und - gute Nachricht - wir sind so weit.«
    Anschließend wurde ein dünner, mit Ausnahme der Spitze isolierter Kupferdraht durch das Trokar in die Spinalwurzel selbst geschoben, der Stamm, durch den Nervenimpulse des ganzen Körpers flossen. Demarest drehte an einer kleinen Skala, bis ein schwacher elektrischer Strom durch den Kupferdraht zu pulsieren begann. Die Reaktion zeigte sich sofort.
    Der Wissenschaftler schrie - ein lauter Schrei, bei dem einem das Blut gefrieren konnte -, bis keine Luft mehr in seinen Lungen war.
    »Also, das«, sagte Demarest und schaltete den Strom ab, »ist wirklich eine einmalige Empfindung, nicht wahr?«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß«, keuchte der Wissenschaftler.
    Demarest drehte an der Skala.
    »Ich habe es Ihnen gesagt«, stöhnte der Wissenschaftler, als eine Schmerzwelle der anderen folgte und seinen Körper in Zuckungen reinster Agonie versetzte. »Ich habe es Ihnen gesagt!«
    Schimmernd und wie aus einer anderen Welt stammend, schwebten die choralen Threnodien der

Weitere Kostenlose Bücher