Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
verhindert hat.
    Wer würde sich nicht damit schmücken wollen? Ein feiger UN-Hochkommissar verkündete stolz seinen Kollegen, dass er den Einsatz selbstverständlich gebilligt habe, ja deutete sogar an, er sei seine Idee gewesen. Und als man ihm dann rundum gratulierte, musste er wohl oder übel Mathieu Zinsou gegenüber freundliche Gefühle empfinden.«
    Zinsou fixierte Janson mit starrem Blick. »Der Generalsekretär dementiert nicht und bestätigt auch nicht. Aber ich behaupte, dass eine solche Story nicht gerade den Glauben an die Vorhersehbarkeit menschlichen Handelns bestätigt.«
    »Im Gegenteil - ich habe mit der Zeit gelernt, das Markenzeichen Ihrer ganz persönlichen Vorgehensweise zu erkennen. Später, bei den Krisen in Taschkent, auf Madagaskar und auf den Komoren ist mir klar geworden, was für ein außerordentliches Talent Sie dafür besaßen, aus einer schlechten Situation das Beste zu machen. Ich habe gesehen, was andere nicht sahen - Sie haben nicht so sehr die Regeln befolgt, sondern immer wieder überlegt, wie man es bewirkt, dass die Regeln Ihnen folgen.«
    Zinsou zuckte die Schultern. »In meinem Land gibt es ein Sprichwort. Frei übersetzt lautet es: Wenn man in einem Loch steckt, soll man aufhören zu graben.«
    »Ich habe auch Ihre enorme Diskretion zu schätzen gelernt. Sie hatten vieles, über das Sie im kleinen Kreise hätten prahlen können, haben es aber nie getan.«
    »Was Sie da sagen, lässt eine unangebrachte und ungehörige Überwachung meiner Person vermuten, die in keiner Weise gerechtfertigt ist.«
    »Das nehme ich als Bestätigung, dass meine Erkenntnisse im Wesentlichen richtig sind.«
    »Sie sind gut informiert, Mr. Janson. Das lässt sich nicht leugnen.«
    »Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen: Was gibt man dem Mann, der schon alles hat?«
    »Einen solchen Mann gibt es nicht«, erwiderte Zinsou.
    »Genau. Demarest wird von Macht motiviert. Und Macht ist etwas, von dem niemand je genug zu haben glaubt.«
    »Zum Teil, weil die Macht ihren eigenen Niedergang schafft.«
    Der Generalsekretär blickte nachdenklich. »Das ist eine der Lehren aus dem so genannten Amerikanischen Jahrhundert. Mächtig sein heißt, mächtiger sein als andere. Man sollte nie unterschätzen, welche Kräfte Groll und Unwillen in der Weltgeschichte freisetzen können. Das Stärkste an den Schwachen ist der Hass, den sie den Starken entgegenbringen.«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und bedauerte zum ersten Mal seit vielen Jahren, dass er das Rauchen aufgegeben hatte. »Aber ich ahne, worauf Sie hinauswollen. Sie glauben, dass dieser Mann größenwahnsinnig ist; dass er jemand ist, der über immer mehr und mehr Macht verfügen will. Und deshalb haben Sie Ihren Köder für die Falle so gewählt - Macht.«
    »Ja«, nickte Janson.
    »Einer meiner geschätzten Vorgänger hat oft gesagt: >Nichts ist gefährlicher als eine Idee, wenn es die einzige Idee ist, die man hat.< Sie haben gestern mit großer Eloquenz Ihre Kritik an den Prämissen des Moebius-Programms vorgebracht. Passen Sie auf, dass Sie nicht dieselben Fehler begehen. Sie bauen das Modell eines Mannes.«
    »Das Modell Demarests«, warf Janson ein. »Aber lassen Sie uns ihn Peter Novak nennen. Sozusagen um im Schema zu bleiben.«
    »Sie bauen praktisch ein Modell dieses Mannes und beobachten, wie diese hypothetische Kreatur sich in diese oder jene Richtung bewegt. Aber wird der reale Mensch sich wirklich so verhalten, wie Ihr Modell das tut? Diejenigen, die Sie so verärgert als die >Planer< abtun, sind natürlich mit Freuden bereit, das anzunehmen. Aber Sie? Wie begründet ist denn Ihr Vertrauen wirklich?«
    Janson blickte in die feuchten braunen Augen des Generalsekretärs, sah das gefasste Gesicht, das unentwegt Staatsoberhäupter aus aller Welt begrüßte. Er sah etwas wie Majestät und, als er schärfer hinsah, noch etwas anderes, was die aristokratischen Züge des Mannes nur teilweise verbergen konnten: Angst.
    Und auch das war etwas, was sie gemeinsam hatten, denn es erwuchs aus schlichtem Realismus. »Ich vertraue lediglich darauf, dass ein schlechter Plan besser ist als gar keiner«, antwortete er. »Wir operieren an so vielen Fronten wie nur möglich. Vielleicht haben wir Glück. Vielleicht nicht. Gestatten Sie mir, dass ich einen meiner Lehrmeister zitiere: Gesegnet sind die Biegsamen, denn sie kann man nicht verbiegen.«
    »Das gefällt mir.«
    Zinsou klatschte in die Hände. »Wer Ihnen das gesagt hat, war ein kluger

Weitere Kostenlose Bücher