Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
intriganter Weise die Regierungen auf dem ganzen Planeten manipuliert hatte. Ein Land, dem jetzt der unverhohlene Zorn von Milliarden entgegenschlagen würde. Selbst Organisationen, die sich der internationalen Zusammenarbeit gewidmet hatten, würden unter Verdacht geraten. Vermutlich würde das ausbrechende Chaos das Ende der Vereinten Nationen heraufbeschwören; wenn nicht gleich, dann in Kürze, in einer Flut wachsenden Argwohns und mit steigendem Unmut.
    Und das würde bedeuten - wie lautete doch der amerikanische Ausdruck dafür? - a world of trouble.
    *
    Der Kalif las das Telegramm, das er gerade erhalten hatte, und verspürte wohlige Wärme in sich aufsteigen. Es war, als habe sich ein von Wolken überzogener Himmel aufgetan und einem leuchtenden Sonnenstrahl Platz gemacht. Peter Novak würde eine Ansprache vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen halten. Der Mann - und am Ende war er nicht mehr als das, ein Mann - würde endlich sein Gesicht zeigen. Er würde mit gedankenloser Dankbarkeit, mit Ehrungen und Jubelrufen begrüßt werden. Und wenn es nach dem Kalifen ging, noch mit etwas anderem.
    Er wandte sich dem Sicherheitsminister von Mansur zu -eigentlich trotz des hochtrabenden Titels nicht viel mehr als ein aufgeblasener Teppichhändler- und sagte mit einer Stimme, die zugleich höflich und herrisch war: »Dieses Treffen der Internationalen Gemeinschaft wird ein wichtiger Augenblick für die islamische Republik Mansur sein.«
    »Aber natürlich«, erwiderte der Minister, ein kleiner, nichtssagend wirkender Mann mit einem schlichten weißen Turban. In Dingen, die nicht mit der Orthodoxie des Korans zu tun hatten, war die Führung dieses erbärmlich kleinen Landes leicht zu beeindrucken.
    »Deine Delegation wird, ob nun zu Recht oder Unrecht, nach ihrer Professionalität, ihrer Disziplin und ihrem Auftreten beurteilt werden. Es darf nichts schief gehen, selbst im Angesicht unbekannter und unerwarteter Missetäter. Der höchste Grad an Sicherheitsmaßnahmen muss gewährleistet sein.«
    Der Minister von Mansur nickte; er wusste, dass er hier überfordert war, und erkannte lobenswerterweise, dass es wenig Sinn hatte, das nicht zuzugeben, wenigstens in Gegenwart des Meistertaktikers, der vor ihm stand.
    »Deshalb werde ich die Delegation selbst begleiten. Du brauchst nur die diplomatische Fassade zu liefern, und ich werde persönlich sicherstellen, dass alles so abläuft, wie es sollte.«
    »Allah sei gepriesen«, sagte der kleine Mann. »Mehr können wir uns nicht erhoffen. Deine Hingabe wird für die anderen Inspiration sein.«
    Der Kalif nickte bedächtig, akzeptierte den Tribut, den man ihm zollte. »Was ich tue«, sagte er, »ist lediglich das, was getan werden muss.«
    *
    Das schmale Stadthaus war elegant und wirkte doch anonym, ein Ziegelbau wie hundert andere im Turtle-Bay-Viertel von New York. Der Treppenabsatz vor dem Haus war graubraun mit quer über die Stufen verlaufenden Stegen, die das Ausgleiten verhindern sollten, wenn Regen oder Eis die Treppe rutschig machten; die darunter angebrachten elektronischen Sensoren konnten darüber hinaus die Anwesenheit eines Besuchers melden. Die Sonne spiegelte sich in den dicken Butzenscheiben des Salons. Sie sahen sehr hübsch aus, boten aber auch Schutz selbst gegen Geschosse schweren Kalibers. Sterile Seven hatte der stellvertretende Direktor der Defense Intelligence Agency es genannt: Es war ein Safe House, das den Moebius-Planern für gelegentliche Treffs zur Verfügung stand, eines von zehn, die über das ganze Land verteilt waren. Janson würde hier geschützt sein, hatte man ihm versichert; und, was ebenso wichtig war, er würde Zugriff zu modernstem Fernmeldegerät haben, auch zu den umfangreichen Datenbanken, die die Geheimdienste der Vereinigten Staaten gemeinsam aufgebaut hatten.
    Janson saß in dem Arbeitszimmer im Obergeschoss und starrte auf einen gelben linierten Schreibblock, der vor ihm lag. Seine Augen waren vom Schlafmangel blutunterlaufen; quälender Kopfschmerz plagte ihn. Er war über Zerhackertelefon mit den überlebenden Mitgliedern des Moebius-Programms in Verbindung gewesen. Keiner von ihnen war optimistisch oder gab sich auch nur den Anschein, es zu sein. Wenn Novak in das Land einreiste -wie würde er es tun? Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass die Grenzbehörden sie über seine Ankunft verständigen würden? Sämtliche Flughäfen, privat und öffentlich, im ganzen Land waren informiert worden. Man hatte den

Weitere Kostenlose Bücher