Der Janson-Befehl
hallte Peter Novaks Stimme aus dem Telefon: »Mon eher Mathieu«, begann er.
»Mon cher Peter«, erwiderte Zinsou. »Ich weiß Ihre Großzügigkeit zu schätzen, das, was wir besprochen haben, auch nur in Betracht zu ziehen. Kein Privatmann hat je, seit die Rockefellers das Land, auf dem das UNGebäude steht, gestiftet haben.«
»Ja, ja«, fiel Novak ihm ins Wort. »Ich fürchte aber, ich muss Ihre Einladung zum Abendessen ablehnen.«
»Oh?«
»Ich denke an etwas Zeremonielleres und hoffe, dass Sie meinen Überlegungen beipflichten können. Wir haben voreinander doch keine Geheimnisse, oder? Transparenz war immer einer der vorrangigen Werte der UN, nicht wahr?«
»Nun, bis zu einem bestimmten Grad, Peter.«
»Ich werde Ihnen sagen, was ich vorschlage, und dann sagen Sie mir, ob Sie finden, dass es unvernünftig ist.«
»Bitte.«
»Nach meiner Kenntnis wird an diesem Freitag eine Sitzung der Vollversammlung stattfinden. Ich habe immer davon geträumt, einmal vor dieser erlauchten Körperschaft zu sprechen. Alberne Eitelkeit?«
»Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Zinsou schnell. »Freilich, bis zur Stunde sind nur wenige Privatpersonen vor der Vollversammlung zu Wort gekommen.«
»Aber es würde mir doch niemand das Recht und das Privileg neiden - ich glaube, da werden Sie mir nicht widersprechen.«
»Bien sûr.«
»In Anbetracht der Tatsache, dass eine große Zahl von Staatsoberhäuptern anwesend sein wird, ist das Sicherheitsniveau bestimmt sehr hoch. Sie können mich paranoid nennen, aber ich finde das beruhigend. Wenn der amerikanische Präsident zugegen ist, wie es ja wahrscheinlich der Fall sein wird, hat man wohl auch ein Secret-Service-Team eingesetzt. Alles sehr beruhigend. Und ich werde wahrscheinlich in Begleitung des Bürgermeisters von New York kommen, der immer sehr freundlich zu mir war.«
»Also ein recht öffentlicher und sichtbarer Auftritt«, sagte Zinsou. »Ich muss sagen, das ist gar nicht Ihre Art. Wo Sie doch eher als Einsiedler gelten.«
»Und aus genau diesem Grund schlage ich es vor«, sagte die Stimme. »Sie kennen ja mein Prinzip: Man muss den Leuten immer Rätsel aufgeben.«
»Aber unser . Dialog?«
Zinsou war verwirrt und zugleich besorgt und gab sich alle Mühe, sich davon nichts anmerken zu lassen.
»Keine Sorge. Sie werden sicherlich feststellen, dass man nie besser unter vier Augen sprechen kann, als wenn dies in aller Öffentlichkeit geschieht.«
»Verdammt!«, schrie Janson. Er hatte sich gerade die Aufzeichnung von Demarests letztem Telefongespräch angehört.
»Was hätte ich denn anders machen können?«, fragte Zinsou mit einer Stimme, die Besorgnis und Selbstvorwürfe verriet.
»Nichts. Wenn Sie sich widersetzt hätten, dann hätte das nur seinen Argwohn geweckt. Dieser Mann ist zutiefst paranoid.«
»Was halten Sie von diesem Wunsch? Verwirrend, nicht?«
»Genial«, erklärte Janson knapp. »Dieser Mann beherrscht mehr Schachzüge als Bobby Fischer.«
»Aber wenn Sie ihn aufscheuchen wollten.«
»Daran hat er gedacht und deshalb Vorkehrungen getroffen. Er weiß, dass die Kräfte, die man gegen ihn einsetzen kann, in höchstem Maße bürokratisch zergliedert sind. Es wäre unmöglich, den Secret Service in die ganze Wahrheit einzuweihen. Er benutzt unsere eigenen Leute als Schild. Und das ist noch nicht alles. Er wird an der Seite des Bürgermeisters von New York die Treppe zum Gebäude der Vollversammlung hinaufgehen. Jeder Anschlag auf sein Leben würde einen weltbekannten und prominenten Politiker gefährden. Er betritt eine Arena voll unglaublich scharfer Sicherheitsvorkehrungen mit adleräugigen Leibwächtern und Spezialisten, die den Staatsoberhäuptern und sonstigen führenden Politikern aus der ganzen Welt zugeteilt sind. Es wird sein, als würde ihn ein Kraftfeld umgeben. Wenn ein amerikanischer Agent versuchen sollte, auf ihn zu schießen, würde die daraus resultierende Untersuchung alles auffliegen lassen. Solange er sich in der Vollversammlung befindet, ist er für uns unerreichbar. Keine Chance. Malen Sie es sich doch aus - alle werden sich um ihn drängen. In Anbetracht der Großzügigkeit, die er auf der ganzen Welt unter Beweis gestellt hat, wird man seinen Auftritt als eine Ehre für die internationale Gemeinschaft betrachten.«
»Ja, die Ehre, einen Mann zu begrüßen, der wie ein Licht für die Nationen leuchtet«, sagte Zinsou und verzog das Gesicht.
»Typisch Demarest. >Für alle deutlich sichtbar versteckt< war eine seiner
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