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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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das größer war als er selbst. Dass er jemand sei, vermutete er jetzt, wie Peter Novak.
    Peter Novak: das Wrack eines Menschen, wenn man ihn so vor sich sah. Das Wrack eines Menschen, der doch ein Heiliger war. Er hätte ein brillanter Wirtschaftsfachmann sein können; einige seiner theoretischen Arbeiten waren zu Standardwerken geworden. Er hätte der Midas des 21. Jahrhunderts sein können, ein verwöhnter Playboy, eine Reinkarnation des Schah Jahan, des Mogulkaisers, der das Tadsch Mahal gebaut hatte. Aber sein einziges Interesse bestand darin, die Welt besser zu hinterlassen, als er sie vorgefunden hatte. Und ganz sicherlich auch besser, als die Welt ihn gefunden hatte, geboren auf den mörderischen Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs.
    »Wir sind gekommen, um Sie hier rauszuholen«, sagte Janson zu ihm.
    Peter Novak trat tastend einen Schritt nach vorn, weg von der Steinmauer, drückte die Schultern zurück, wie um Luft in seine Lunge zu pumpen. Selbst das Reden schien ihm ungeheuer viel Mühe zu bereiten.
    »Sie sind gekommen, um mich hier rauszuholen«, wiederholte Novak wie ein Echo, und die Worte klangen belegt und krächzend, vielleicht waren es die ersten Worte, die er seit mehreren Tagen über die Lippen brachte.
    Was hatten die mit ihm gemacht? Hatte man seinen Körper zerbrochen oder seinen Geist? Der Körper würde schneller heilen, das wusste Janson aus Erfahrung. Novaks Atemholen deutete darauf hin, dass er eine Lungenentzündung hatte, Flüssigkeit in der Lunge, weil er die stickigfeuchte, mit Sporen angereicherte Luft des Verlieses geatmet hatte. Und was er jetzt sagte, wirkte weitgehend zusammenhanglos.
    »Sie arbeiten für ihn«, sagte Novak. »Ja, natürlich. Er sagt, dass es nur einen geben kann! Er weiß, wenn ich aus dem Weg geschafft bin, kann nichts und niemand ihn mehr aufhalten.«
    Was er sagte, ergab keinen Sinn, und doch sprach er mit großem Nachdruck.
    »Wir arbeiten für Sie«, sagte Janson. »Wir sind gekommen, um Sie zu holen.«
    In den unstet herumhuschenden Augen des großen Mannes war Verblüffung zu lesen. »Sie können ihn nicht aufhalten!«
    »Von wem sprechen Sie?«
    »Von Peter Novak!«
    »Sie sind Peter Novak.«
    »Ja! Natürlich!«
    Er schlang sich die Arme um die Brust und hielt sich kerzengerade wie ein Diplomat bei einem offiziellen Empfang.
    Hatte er den Verstand verloren?
    »Wir sind gekommen, um Sie zu holen«, wiederholte Janson, während Katsaris einen Schlüssel an dem Ring in das Gitter vor Peter Novaks Zelle schob. Das Gitter schwang auf. Zuerst bewegte Novak sich nicht. Janson beobachtete seine Pupillen, suchte nach Anzeichen, dass man ihm Drogen eingeflößt hatte, und gelangte zu dem Schluss, dass die einzige Droge, der er ausgesetzt worden war, das Trauma der Gefangenschaft war. Man hatte den Mann drei Tage in völliger Dunkelheit festgehalten. Man hatte ihm ohne Zweifel Wasser und zu essen gegeben, ihn aber der Hoffnung beraubt.
    Janson erkannte das Syndrom, erkannte Elemente einer posttraumatischen Psychose. In einer staubigen Stadt im Libanon war er ihr selbst nicht ganz entkommen. Die Leute erwarteten, dass Geiseln vor Dankbarkeit auf die Knie sanken oder ihren Befreiern in die Arme fielen, so wie sie das im Film taten. Doch die Wirklichkeit war meist anders.
    Katsaris sah Janson viel sagend an, tippte auf seine Armbanduhr. Jede Minute, die sie länger hier blieben, steigerte ihr Risiko.
    »Können Sie gehen?«, fragte Janson. Es klang schärfer, als er das beabsichtigt hatte.
    Novak gab nicht gleich Antwort. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich glaube schon.«
    »Wir müssen jetzt weg.«
    »Nein«, sagte Peter Novak.
    »Bitte. Wir können uns keine Verzögerung leisten.«
    Aller Wahrscheinlichkeit nach war Novak bloß verwirrt und desorientiert; das war bei Menschen, deren Gefangenschaft plötzlich zu Ende ist, ganz normal. Aber konnte es sein, dass da mehr dahinter steckte? Hatte das Stockholm-Syndrom eingesetzt? Hatten sich in Novak Sympathien für seine Quälgeister aufgebaut?
    »Nein - da ist noch jemand!«, flüsterte er.
    »Was reden Sie da?«, fiel Katsaris ihm ins Wort.
    »Hier ist noch jemand.«
    Er hustete. »Noch eine Gefangene.«
    »Wer?«, setzte Katsaris ihm nach.
    »Eine Amerikanerin«, antwortete er. Er deutete auf die Zelle am Ende des Ganges. »Ich gehe hier ohne sie nicht weg.«
    »Das ist unmöglich!«, widersprach Katsaris.
    »Wenn Sie sie zurücklassen, wird man sie töten. Man wird sie sofort töten!«
    Novaks Augen flehten,

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