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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Janson hatte sie lediglich beim Wort genommen und ihr Angebot beantwortet.
    »Gehen wir«, sagte Janson zu Katsaris. Er konnte all dies denken, konnte erkennen, dass seine Rechtfertigungsversuche nicht ganz ungültig waren, und doch machte nichts davon das Gemetzel hier erträglicher.
    Das Einzige, was ihm Trost verschaffte, war das eigene Gefühl des Abscheus. So viel Gewalt mit Gleichmut hinnehmen zu können war Terroristen vorbehalten: Extremisten, Fanatikern - einer Gattung Mensch, gegen die er ein Leben lang gekämpft hatte, einer Gattung Mensch, der selbst immer ähnlicher zu werden er befürchtet hatte. Doch was auch immer er tat, die Tatsache, dass er seine Handlungen nicht ohne Abscheu betrachten konnte, sagte ihm, dass er noch nicht zum Monstrum geworden war.
    Er kletterte schnell von dem Betonsims herunter und trat vor Katsaris an das mit Eisen beschlagene Tor zum Verlies des Generalgouverneurs. Er sah, dass Katsaris' Stiefelsohlen ebenso wie die seinen mit Blut verschmiert waren, und wandte den Blick schnell wieder ab.
    »Lass mich machen«, sagte Katsaris. Er hielt einen großen, altmodischen Ring mit Schlüsseln in der Hand, den er einem der getöteten Wachen weggenommen hatte.
    Drei Schlüssel. Drei Schlösser. Die Tür schwang auf, und die beiden traten in einen engen, finsteren Raum. Es roch stickig und ranzig. Außerhalb des schwachen Lichtkegels der Glühbirne an der Decke des Raums, in dem die Soldaten gesessen hatten, war es so dunkel, dass sie kaum etwas erkennen konnten.
    Katsaris schaltete seine Taschenlampe von Infrarot auf gewöhnliches Licht. Ein scharfer Scheinwerferstrahl bohrte sich in das Dunkel.
    Sie lauschten stumm.
    Irgendwo in der Dunkelheit waren Atemzüge zu hören.
    Der schmale Gang weitete sich, und jetzt sahen sie, wie das zweihundert Jahre alte Verlies gebaut war. Es bestand aus einer Reihe unglaublich dicker Eisenstangen, die nur einen reichlichen Meter von den steinernen Wänden entfernt eingelassen waren. In Abständen von zweieinhalb Meter waren Mauern aus roh behauenem Stein hochgezogen, die die langen Zellenreihen aufteilten. Es gab keine Fenster nach oben, keinerlei Beleuchtung; nur ein paar in die Steinwände eingelassene Kerosinlaternen; sie hatten das letzte Mal, als das Verlies benutzt wurde, hier als Beleuchtung gedient.
    Janson schauderte und malte sich die Schrecken eines vergangenen Zeitalters aus. Was für Verbrechen hatten Menschen in das Verlies des Generalgouverneurs gebracht? Nicht gewöhnliche Streitigkeiten unter den Eingeborenen - dafür waren die traditionellen Dorfhäuptlinge zuständig gewesen, die vielleicht gelegentlich von den Kolonialherren dazu angehalten wurden, in ihren Strafen »zivilisiert« zu sein. Nein, diejenigen, die hier in den Verliesen des Kolonialregenten geendet hatten, das wusste Janson, waren die Widerständler - jene, die sich der Herrschaft der Ausländer widersetzt hatten, jene, die glaubten, die Eingeborenen wären selbst imstande, ihre Angelegenheiten zu regeln, frei von der Peitsche von Hollands zerfallendem Kolonialreich.
    Und jetzt hatte eine neue Gruppe von Rebellen die Macht über das Verlies an sich gebracht, und wie so viele Rebellen vor ihnen nicht etwa versucht, es einzureißen, sondern lediglich für ihre eigenen Zwecke genutzt. Es war eine bittere und doch unwiderlegbare Wahrheit: Jene, die die Bastille stürmten, fanden unweigerlich auch Mittel und Wege, um sie selbst zu nutzen.
    Der Bereich hinter dem Eisengitter lag im Dunkeln. Katsaris ließ den Strahl seiner Taschenlampe durch die Käfige wandern, bis sie ihn sahen.
    Einen Mann.
    Einen Mann, der gar nicht erfreut wirkte, sie zu sehen. Er hatte sich zitternd vor Angst an die Wand gepresst. Als der Lichtstrahl ihn erfasste, ließ er sich zu Boden fallen, kauerte sich in die Ecke, ein verängstigtes Tier, das hoffte, sich unsichtbar machen zu können.
    »Peter Novak?«, fragte Janson leise.
    Der Mann vergrub das Gesicht in den Armen wie ein Kind, das glaubt, es könne nicht gesehen werden, wenn es selbst nichts sieht.
    Plötzlich begriff Janson: Wie sah er denn aus, mit seiner schwarzen Gesichtsbemalung, der Kampfweste und den Stiefeln, die Blutspuren zurückließen? Wie ein Retter -oder wie ein Meuchelmörder?
    Katsaris' Lichtstrahl hatte jetzt den ängstlich auf dem Boden kauernden Mann erfasst, und Janson konnte das an diesem Ort fremdartig wirkende Hemd erkennen, steif nicht von der Stärke einer französischen Wäscherin, sondern von Schmutz und verkrustetem

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