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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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zu erzählen«, sagte ich. Ich hatte keine Lust, darüber zu reden.
    »Irgendwas muss es doch geben«, warf Elizabeth ein.
    Da alle drei mich erwartungsvoll ansahen, zuckte ich mit den Schultern und erzählte die Geschichte, wie ich einen Haushaltsposten des Pentagons überprüft hatte und auf Ausgaben für ein RBVD genanntes Werkzeug für Wartungszwecke zum Stückpreis von achttausend Dollar gestoßen war. Wie ich dann aus purer Neugier ein paar Telefongespräche geführt hatte, die ergaben, dass RBVD ein rotierendes Befestigungsmittel mit variablem Drehmoment bezeichnete. Wie ich eines dieser Dinger aufgespürt hatte, das sich als Schraubendreher für drei Dollar erwies. Das hatte zur Entdeckung von Hämmern für dreitausend, Klositzen für tausend Dollar und so weiter geführt.
    Das ist eine gute Story. Sie spricht jeden Zuhörer an. Aber sie ist nicht wahr. Sie ist tatsächlich so passiert, glaube ich, aber nicht mir. Das war in einer ganz anderen Abteilung.
    »Haben Sie Leute umgebracht?«, fragte Richard.
    Vier in den letzten drei Tagen, dachte ich.
    »So was fragt man nicht«, wies Elizabeth ihn zurecht.
    Dieses Abendessen würde sich hinziehen. Wir waren noch immer bei der Suppe. Elizabeth wechselte das Thema. Sie begann über das Portland Museum of Art zu reden. Sagte, es besitze ein Gebäude von I. M. Pei und eine Sammlung von Impressionisten und amerikanischen Meistern. Ich konnte nicht beurteilen, ob sie versuchte, etwas für meine Bildung zu tun oder Richard dazu anzuregen, aus dem Haus zu gehen und irgendwas zu unternehmen. Ich blendete sie aus, wollte wieder zu dem Saab. Doch das war im Augenblick nicht möglich. Deshalb versuchte ich mir genau vorzustellen, was ich dort finden würde. Das war eine Art Spiel. Ich glaubte Leon Garbers Stimme in meinem Kopf zu hören: Erinnere dich an alles, was du gehört oder gesehen hast. Geh den Spuren nach.
    Gehört hatte ich nicht viel. Aber ich hatte viele Dinge gesehen, die vermutlich alle irgendwelche Hinweise liefern konnten. Zum Beispiel diesen Esstisch. Das ganze Haus mit allem, was sich darin befand. Die Autos. Der Saab war eine Schrottkiste. Der Cadillac und die Lincolns waren Luxuswagen, aber keine Rolls-Royces oder Bentleys. Die Einrichtung des Hauses war langweilig und solide. Ganz sicher nicht billig, aber längst bezahlt. Was hatte Eliot in Boston über den Drogenhändler aus L. A. gesagt? Seine Gewinne pro Woche müssen im Millionenbereich liegen. Er lebt wie ein Kaiser. Und Beck sollte noch einige Sprossen über ihm stehen. Aber Beck lebte nicht wie ein Kaiser. Weshalb nicht? War er nur ein sparsamer Yankee, immun gegen die Verlockungen des Konsums?
    »Hier«, sagte er.
    Ich tauchte wieder auf und stellte fest, dass er mir sein Handy hinhielt. Ich nahm es und sah auf das Display. Die Signalstärke wurde wieder durch vier Balken angezeigt.
    »Mikrowellen«, sagte ich. »Vielleicht lassen sie sich nur langsam hochfahren.«
    Dann sah ich erneut hin. Keine Briefumschläge, keine Tonbandspulen. Keine gespeicherten Anrufe. Aber das Nokia war winzig, und ich habe breite Daumen, sodass ich versehentlich die Pfeiltaste unter dem Display drückte. Augenblicklich erschien eine Liste mit Namen und Rufnummern. Sein virtuelles Telefonverzeichnis, vermutete ich. Das Display war so winzig, dass immer nur drei Nummern gleichzeitig angezeigt werden konnten. Ganz oben stand Haus . Dann kam Tor . Der dritte Eintrag lautete Xavier . Ich starrte ihn so konzentriert an, dass die Stimmen der anderen um mich herum für einen Augenblick verstummten, während mein Puls in meinen Ohren dröhnte.
    »Die Suppe war sehr gut«, sagte Richard.
    Ich gab Beck das Handy zurück. Die Köchin nahm den Suppenteller weg.
    Erstmals hörte ich den Namen Xavier bei meiner sechsten Begegnung mit Dominique Kohl. Es war siebzehn Tage her, dass wir in der Bar in Baltimore getanzt hatten. Seither hatte sich das Wetter geändert. Die Temperaturen waren gefallen, der Himmel sah grau und wolkenverhangen aus. Sie erschien im großen Dienstanzug. Ich glaubte einen Augenblick, ich hätte einen Beurteilungstermin angesetzt und sie dann vergessen. Aber ich hatte meine Schreibstube, die mich rechtzeitig an solche Dinge erinnerte, und von dort hatte ich nichts gehört.
    »Dies wird Ihnen nicht gefallen«, begann Kohl.
    »Wieso? Sie sind befördert und gleichzeitig versetzt worden?«
    Sie lächelte.
    »Ich habe den miesen Typen gefunden!«, sagte sie.
    »Wie?«
    »Vorbildliche Anwendung einschlägiger

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