Der Janusmann
Zustand zu versetzen, was mir ziemlich gut gelang. Dann schloss ich das Garagentor und ging ins Haus zurück. Sperrte die Tür hinter mir ab, steckte mein Zeug wieder in die Taschen und schlich in Dukes Zimmer zurück. Zog mich bis auf die Unterhose aus und schlüpfte ins Bett. Ich wollte noch drei Stunden schlafen. Also stellte ich wieder den Wecker in meinem Kopf, schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Aber es gelang mir nicht. Stattdessen kam mir Dominique Kohl in den Sinn.
Bei unserer achten Begegnung hatten wir taktische Probleme zu besprechen. Einen Nachrichtendienstoffizier auffliegen zu lassen war eine knifflige Sache. Natürlich ist die Militärpolizei ausschließlich mit Soldaten befasst, die straffällig geworden sind, deshalb war es für uns nichts Neues, gegen jemanden aus den eigenen Reihen vorzugehen. Aber Geheimdienste und ihre Mitarbeiter waren etwas anderes. Sie bildeten eine von Geheimhaltung geprägte Gemeinschaft und gaben sich größte Mühe, niemandem Rechenschaft abzulegen. An sie war schwer heranzukommen.
Ich wollte diese Besprechung nicht in meinem Dienstzimmer abhalten. Also gingen wir wieder in die Bar in der Stadt. Sie erschien mir dafür geeigneter. Diese ganze Sache wurde allmählich so brisant, dass wir schon unter Verfolgungswahn zu leiden begannen. Kohl erschien in Zivil, nicht in einem Kleid, sondern in Jeans und einem weißen T-Shirt, über dem sie eine Lederjacke trug. Ich kam im Arbeitsanzug, denn ich besaß keine Zivilkleidung. Das Wetter war inzwischen kalt geworden. Ich bestellte Kaffee. Sie einen Tee. Wir wollten beide einen klaren Kopf behalten.
»Ich bin jetzt froh, dass wir ihm echte Blaupausen zugespielt haben«, sagte sie.
Ich nickte.
»Gutes Gespür«, sagte ich. Wir mussten dafür sorgen, dass die Beweise unanfechtbar waren. Dass Quinn sich im Besitz von echten Bauplänen befand, würde ihm das Genick brechen. Weniger hätte bedeutet, dass er anfangen konnte, Storys über Testverfahren, Einsatzübungen und eigene Sicherheitsüberprüfungen zu erfinden.
»Es sind die Syrer«, sagte sie. »Und sie zahlen im Voraus. Er hat ihnen Ratenzahlung eingeräumt.«
»Wie?«
»Aktenkoffertausch«, erklärte sie. »Er trifft sich mit einem Attaché der syrischen Botschaft. Sie gehen in Georgetown in irgendein Café. Beide tragen einen dieser luxuriösen Aktenkoffer aus Aluminium, identisch.«
»Halliburton«, sagte ich.
Sie nickte. »Die beiden stellen sie nebeneinander unter den Tisch, und wenn er geht, nimmt er den Koffer des Syrers.«
»Er wird behaupten, der Syrer sei eine legitime Kontaktperson. Er wird behaupten, der Kerl liefere ihm Material.«
»Dann sagen wir: Okay, zeigen Sie es uns.«
»Er wird sagen, das dürfe er nicht, weil es geheim sei.«
Kohl sagte nichts. Ich lächelte.
»Er wird eine große Show abziehen«, sagte ich. »Er wird uns eine Hand auf die Schulter legen, uns ins Gesicht sehen und sagen: ›He, vertraut mir, Leute, hier geht’s um die Sicherheit der Vereinigten Staaten.‹«
»Haben Sie schon mit solchen Kerlen zu tun gehabt?«
»Einmal«, erwiderte ich.
»Mit Erfolg?«
Ich nickte. »Die meisten sind große Blender. Mein Bruder war eine Zeit lang beim Militärischen Nachrichtendienst. Jetzt arbeitet er im Finanzministerium. Er hat mir alles über diese Leute erzählt. Sie halten sich für schrecklich clever, aber in Wirklichkeit sind sie auch nicht schlauer als wir.«
»Was machen wir also?«
»Wir müssen den Syrer anwerben.«
»Dann können wir ihn anschließend nicht verhaften.«
»Sie wollten beide hochgehen lassen?«, fragte ich. »Das funktioniert nicht. Der Syrer tut nur seine Pflicht. Daraus kann man ihm keinen Vorwurf machen. Der üble Kerl in diesem Fall ist Quinn.«
Sie schwieg einen Augenblick, wirkte leicht enttäuscht. Dann zuckte sie mit den Schultern.
»Okay«, sagte sie. »Aber wie stellen wir das an? Der Syrer wird uns einfach die kalte Schulter zeigen. Als Attaché seiner Botschaft genießt er diplomatische Immunität.«
Ich lächelte wieder. »Diplomatische Immunität steht nur auf einem Blatt Papier aus dem Außenministerium. Beim vorigen Mal habe ich mir den Kerl geschnappt und ihn aufgefordert, sich ein Blatt Papier vor den Bauch zu halten. Dann habe ich meine Pistole gezogen und ihn gefragt, ob er glaube, dass das Papier eine Kugel aufhalten könne. Er hat mir gedroht, ich würde Schwierigkeiten bekommen. Aber ich habe ihm erklärt, das ändere nichts an der Art und Weise, wie er langsam
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