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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gekommen, sondern aus dem Finanzministerium.«
    »Secret Service?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »ATF«, sagte ich. »The Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms.«
    In dem Motelzimmer wurde es still.
    »Beck ist kein Drogenhändler«, sagte ich, »sondern Waffenschmuggler.«
     
    Danach herrschte langes Schweigen. Duffy sah zu Eliot, der ihren Blick erwiderte. Dann schauten beide zu Villanueva. Der Alte starrte erst mich an und dann aus dem Fenster. Ich wartete darauf, dass ihnen das taktische Problem aufgehen würde. Aber das tat es nicht. Jedenfalls nicht sofort.
    »Was hat der Typ aus L. A. also gemacht?«, fragte Duffy.
    »Warenmuster begutachtet«, antwortete ich. »Im Kofferraum des Cadillacs. Genau wie ihr vermutet habt. Aber es waren Muster der Waffen, mit denen Beck handelt. Das hat er mir gegenüber praktisch zugegeben. Er hat mir erklärt, Dealer haben eine Vorliebe für alles Neue, alles Luxuriöse. Auf der Suche nach dem letzten Schrei wechseln sie sogar ständig ihre Waffen.«
    »Das hat er dir erzählt?«
    »Ich hab kaum zugehört«, erwiderte ich. »Ich war todmüde. Und er hat das Thema mit Sachen über Laufschuhe, Autos, Jacken und Uhren vermischt.«
    »Duke war im Finanzministerium«, merkte sie an. »Als er kein Cop mehr war.«
    Ich nickte. »Beck hat ihn wahrscheinlich im Einsatz kennen gelernt. Hat ihn vermutlich bestochen und so auf seine Seite gebracht.«
    »Wie passt Quinn da rein?«
    »Ich vermute, dass er eine konkurrierende Organisation geleitet hat«, sagte ich. »Wahrscheinlich schon seit seiner Flucht aus dem Krankenhaus in Kalifornien. Er hatte ein halbes Jahr Zeit, alles genau zu planen. Und zu einem Mann wie Quinn passen Waffen viel besser als Drogen. Irgendwann muss er beschlossen haben, auch Becks Organisation zu übernehmen. Deshalb hat er vor fünf Jahren Richard entführt, um Beck zu zwingen, sich seiner Organisation anzuschließen.«
    »Beck hat Ihnen gesagt, die Typen in Hartford seien Kunden von ihm«, bemerkte Eliot.
    »Stimmt«, sagte ich. »Aber er hat sie mit Waffen, nicht mit Drogen beliefert. Deshalb konnte er die Sache mit den Uzis nicht verstehen. Wahrscheinlich hatte er ihnen gerade eine Ladung MP5 von Heckler & Koch verkauft – und jetzt benutzen sie Uzis? Er muss geglaubt haben, sie hätten den Lieferanten gewechselt.«
    »Wir sind ganz schön dumm gewesen«, meinte Villanueva.
    »Aber ich war noch dümmer«, sagte ich. »Geradezu sträflich dumm. Beweise hat’s zur Genüge gegeben. Beck ist nicht reich genug, um ein Drogenhändler zu sein. Klar, er verdient gutes Geld, aber keine Millionen pro Woche. Ihm sind die Markierungen, die ich an den Revolvertrommeln angebracht hatte, sofort aufgefallen. Er hat Preis und Gewicht eines Laservisiers für die Beretta, die er mir gegeben hat, gekannt. Als es in Connecticut etwas zu erledigen gab, hat er zwei fabrikneue Heckler & Koch in eine Sporttasche geworfen. Wahrscheinlich aus seinem Lager. Und er besitzt eine ganze Sammlung alter Thompson-Maschinenpistolen.«
    »Wozu ist der Mechaniker da?«
    »Der macht die Waffen verkaufsfertig«, antwortete ich. »Zumindest vermute ich das. Er kontrolliert und justiert sie und schießt sie vielleicht ein. Einige von Becks Kunden würden keine Durchschnittsware wollen.«
    »Kann ich mir gut vorstellen«, sagte Duffy.
    »Beck hat beim Abendessen über das M16 gesprochen«, fuhr ich fort. »Das muss man sich mal vorstellen: Er hat Konversation über ein Sturmgewehr gemacht! Und war ernsthaft daran interessiert zu erfahren, was ich von der Uzi im Vergleich zur Heckler & Koch halte. Ich dachte, er sei nur ein Waffennarr, aber in Wirklichkeit war das professionelles Interesse. Und er hat per Computer Zugang zu der Fabrik in Deutsch-Wagram in Österreich, wo die Glock hergestellt wird.«
    Danach entstand eine Pause.
    »In einem Kellerraum des Hauses ist mir ein schwacher Geruch aufgefallen«, setzte ich das Gespräch fort. »Den hätte ich erkennen müssen. Es war der Geruch von Waffenöl auf Pappe. Er entwickelt sich, wenn man Kartons mit fabrikneuen Waffen stapelt und ungefähr eine Woche lang stehen lässt.«
    Niemand sprach.
    »Und die Preisklassen in den Büchern der Firma Bizarre Bazaar«, sagte ich. »Niedrig, mittel, hoch. Niedrig für Munition, mittel für Handfeuerwaffen, hoch für Gewehre und Exoten.«
    Duffy starrte die Wand an. Sie dachte angestrengt nach.
    »Okay«, sagte Villanueva. »Ich denke, wir waren alle etwas begriffsstutzig.«
    Duffy starrte erst ihn, dann mich an.

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