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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Und das möglichst schnell, sonst erregst du Verdacht.«
    »Okay.«
    »Aber überleg’s dir genau«, sagte sie. »Bist du dir deiner Sache absolut sicher?«
    »Du bist nicht für mich verantwortlich«, antwortete ich.
    »Das ist mir egal. Beantworte einfach meine Frage. Bist du dir deiner Sache sicher?«
    »Ja.«
    »Denk noch mal nach. Immer noch sicher?«
    »Ja«, wiederholte ich.
    »Wir bleiben hier«, sagte sie. »Ruf uns an, wenn du uns brauchst.«
    »Okay.«
    »Noch immer sicher?«
    »Ja.«
    »Dann geh.«
    Sie stand nicht auf. Das tat keiner von ihnen. Ich stemmte mich vom Bett hoch und verließ den Raum. Ich war schon auf halbem Weg zum Wagen, als Terry Villanueva hinter mir ins Freie trat. Er winkte mir zu, auf ihn zu warten.
    »Lassen Sie mich mitmachen«, sagte er. »Falls sich eine Chance bietet, möchte ich dabei sein.«
    Ich sagte nichts.
    »Ich könnte Ihnen helfen.«
    »Das haben Sie schon.«
    »Ich möchte mehr tun. Für die Kleine.«
    »Duffy?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, für Teresa.«
    »Gibt’s irgendeine Verbindung?«
    »Ich bin für sie verantwortlich«, erwiderte er.
    »Wie?«
    »Ich war ihr Mentor«, sagte er. »Das hat sich so ergeben. Sie wissen, wie das ist?«
    Ich nickte. Ich wusste genau, wie das war.
    »Teresa hat eine Zeit lang für mich gearbeitet«, erklärte er. »Ich habe sie ausgebildet, ihr die Grundlagen beigebracht. Dann hat sie Karriere gemacht. Aber vor zehn Wochen war sie bei mir und hat mich gefragt, ob sie diesen Auftrag annehmen soll. Sie hatte ihre Zweifel.«
    »Aber Sie haben ihr zugeredet.«
    Er nickte. »Wie ein gottverdammter Idiot.«
    »Hätten Sie sie wirklich daran hindern können?«
    »Ich denke schon. Sie hätte auf mich gehört, wenn ich Bedenken geäußert hätte. Ihre Entscheidung hätte sie dann selbst getroffen, aber sie hätte auf mich gehört.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, setzte mich ans Steuer und beobachtete, wie er im Rückspiegel kleiner wurde.
     
    Ich blieb auf der gesamten Strecke durch Biddeford, Saco und Old Orchard Beach auf der Route One und bog dann nach Osten auf die lange, einsame Straße zu Becks Haus ab. Kurz bevor es in Sicht kam, sah ich auf die Uhr und rechnete mir aus, dass ich zwei volle Stunden unterwegs gewesen war, von denen ich nur vierzig Minuten hätte erklären können. Zwanzig Minuten bis zum Lagerhaus, zwanzig für die Rückfahrt. Aber ich erwartete nicht, mich jemandem gegenüber rechtfertigen zu müssen. Beck würde es nicht erfahren, und die anderen wussten nicht, wie lange ich für ihn unterwegs gewesen war. Meiner Meinung nach hatte bereits das Endspiel begonnen, und ich war schon auf der Siegerstraße.
    Aber ich täuschte mich.
    Das wurde mir klar, noch bevor Paulie das Tor halb geöffnet hatte. Er kam in seinem Anzug, aber ohne Mantel aus dem Pförtnerhaus und trat an den Riegel, drückte ihn hoch, indem er mit der geballten Faust von unten dagegenschlug. Bisher war alles normal. Er verhielt sich nicht anders als sonst. Seine Hände umklammerten die Gitterstäbe und zogen den linken Torflügel auf. Aber diesmal öffnete er ihn nicht ganz, sondern nur so weit, dass er seinen Riesenkörper hindurchzwängen konnte. Dann kam er auf mich zu. Ging um die Motorhaube herum zu meinem Fenster. Als er noch zwei Meter entfernt war, blieb er stehen, grinste und zog zwei Revolver aus den Taschen. Das geschah in weniger als einer Sekunde. Er hatte meine Colts Anaconda. Im grauen Tageslicht glänzte ihr Stahl matt. Ich konnte sehen, dass sie geladen waren. In jeder der sichtbaren Kammern glänzten Kupfermantelgeschosse mit stumpfer Spitze, Remington Kaliber 44 Magnum. Munition in Luxusausführung. Achtzehn Dollar für eine Zwanzigerschachtel. Plus Verkaufssteuer. Fünfundneunzig Cent pro Stück. Insgesamt zwölf davon. Präzisionsmunition für elf Dollar vierzig, einsatzbereit, fünf Dollar siebzig in jeder Hand. Und er hielt diese beiden Hände sehr ruhig. Sie waren wie aus Stein gehauen. Die Linke zielte etwas vor die Vorderreifen des Cadillacs, die Rechte genau auf meinen Kopf. Die Revolvermündungen bewegten sich nicht. Keinen Millimeter. Er stand wie aus Erz gegossen da.
    Ich tat, was man in solchen Fällen tut. Ich rechnete mir meine Chancen aus. Der Cadillac war ein großer Wagen mit breiten Türen, aber Paulie stand gerade so weit entfernt, dass ich meine Tür nicht aufstoßen und ihn damit rammen konnte. Und der Wagen stand. Gab ich Gas, würde er sofort mit beiden Revolvern schießen. Die Kugel aus der rechten

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