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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Das taktische Problem dämmerte ihr endlich.
    »Wir sind nicht zuständig«, stellte sie fest.
    Allgemeines Schweigen.
    »Diese Sache betrifft nur das ATF«, sagte sie. »Nicht die DEA.«
    »Wir haben uns in bester Absicht geirrt«, warf Eliot ein.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht damals . Ich meine jetzt . Wir dürfen uns hier nicht einmischen. Wir müssen uns sofort zurückziehen.«
    »Ich denke nicht daran, mich zurückzuziehen«, entgegnete ich.
    »Das musst du aber. Weil wir’s müssen. Wir müssen unsere Zelte abbrechen und verschwinden. Und du kannst nicht allein und ohne Unterstützung weitermachen.«
    »Ich bleibe«, beharrte ich.
     
    Nachdem es passiert war, erforschte ich ein ganzes Jahr lang mein Gewissen und gelangte zu dem Schluss, dass meine Antwort nicht anders gelautet hätte, auch wenn sie nicht aufregend duftend und unter einem dünnen T-Shirt nackt in einer Bar neben mir gesessen hätte, als sie diese verhängnisvolle Frage stellte. Lassen Sie mich ihn verhaften? Ich hätte unter allen Umständen ja gesagt. Todsicher. Auch wenn sie ein in strammer Haltung vor meinem Schreibtisch stehender großer, hässlicher Kerl aus Texas oder Minnesota gewesen wäre. Sie hatte die Arbeit getan und somit Anspruch auf eine Anerkennung. Damals war ich vage daran interessiert, Karriere zu machen, wenn auch etwas weniger als andere Leute. Aber ich war niemand, der die Verdienste Untergebener für sich beansprucht, um selbst auf der Karriereleiter weiterklettern zu können. Arbeitete jemand gut, zeichnete er sich durch überdurchschnittliche Leistungen aus, war ich gern bereit, beiseite zu treten und ihn die Früchte seiner Arbeit ernten zu lassen. Nach diesem Prinzip hatte ich stets gehandelt. Außerdem konnte ich mich im Licht ihrer Erfolge sonnen. Schließlich war dies meine Kompanie. Es gab ein gewisses Maß an kollektiver Anerkennung. Manchmal.
    Jedenfalls machte mir die Vorstellung Spaß, einen Oberstleutnant vom Militärischen Nachrichtendienst von einem Unteroffizier der Militärpolizei verhaften zu lassen. Weil das einem Kerl wie Quinn gewaltig gegen den Strich gehen und er es als absolut entwürdigend empfinden würde. Ein Kerl, der einen Lexus fuhr, eine Segeljacht besaß und Golfhemden trug, wollte nicht von einer gottverdammten Sergeantin eingelocht werden.
    »Lassen Sie mich ihn verhaften?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Tun Sie’s«, sagte ich.
     
    »Dies ist eine rein juristische Frage«, sagte Duffy.
    »Nicht für mich«, entgegnete ich.
    »Wir sind nicht berechtigt, hier tätig zu werden.«
    »Ich arbeite nicht für euch.«
    »Das wäre Selbstmord«, meinte Eliot.
    »Bisher lebe ich noch«, sagte ich.
    »Aber nur, weil sie die Telefone hat sperren lassen.«
    »Diese Sache ist Geschichte«, sagte ich. »Das Problem mit den Leibwächtern hat sich erledigt. Deshalb brauche ich keine Unterstützung mehr.«
    »Jeder braucht Unterstützung. Ohne die kann niemand verdeckt arbeiten.«
    »Die Unterstützung durchs ATF hat dem Dienstmädchen verdammt viel genützt«, warf ich ein.
    »Wir haben Ihnen ein Auto geliehen und Ihnen die ganze Zeit geholfen.«
    »Ich brauche kein Auto mehr. Beck hat mir einen eigenen Satz Schlüssel gegeben, eine Pistole und Munition. Ich bin seine neue rechte Hand. Er vertraut darauf, dass ich ihn und seine Familie beschütze.«
    Sie schwiegen.
    »Ich bin kurz davor, Quinn zu erledigen«, erklärte ich, »und denke nicht daran, jetzt aufzugeben.«
    Sie schwiegen.
    »Und ich kann euch Teresa Daniel zurückbringen«, sagte ich.
    »ATF bringt Teresia Daniel zurück«, sagte Eliot. »Wir werden zur ATF gehen, unsere Leute sind draußen. Das Mädchen ist ihres, nicht unseres.«
    »ATF ist zu langsam«, erwiderte ich. »Teresa wird zwischen die Fronten geraten.«
    Sie schwiegen lange.
    »Montag«, sagte Villanueva. »Wir halten bis Montag dicht. Spätestens am Montag müssen wir das ATF benachrichtigen.«
    »Wir sollten es sofort informieren«, meinte Eliot.
    Villanueva nickte. »Ja, aber wir tun’s nicht. Dafür werde ich notfalls sorgen. Ich schlage vor, Reacher bis Montag Zeit zu lassen.«
    Eliot schwieg, sah zur Seite. Duffy lehnte sich in die Kissen zurück und starrte die Zimmerdecke an.
    »Scheiße«, sagte sie.
    »Bis Montag ist alles vorbei«, sagte ich. »Ich bringe Teresa, und danach könnt ihr nach Hause fahren und so viel telefonieren, wie ihr wollt.«
    Sie ließ sich mit ihrer Antwort Zeit.
    »Okay«, sagte sie dann. »Meinetwegen kannst du zurückfahren.

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