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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gestohlen werden. Aber die Päckchen gehen an eine Postfachadresse, und er schickt sie als Büchersendungen, und Bücher werden buchstäblich nie geklaut. Also kommt er damit durch.«
    »Eine halbe Million Dollar ist ein Haufen Geld.«
    »Die Waffe ist ziemlich wertvoll.«
    »Tatsächlich? So wertvoll?«
    »Finden Sie nicht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Kommt mir viel zu viel vor. Für einen Dartpfeil?«
    Sie deutete auf den mitgebrachten Kassettenrecorder, aus dem weiter Quinns Stimme kam. »Nun, das zahlen sie anscheinend dafür. Ich meine, woher hätte er sonst eine halbe Million Dollar? Von seinem Gehalt hat er sie sich nicht zusammengespart, das steht fest.«
    »Wann wollen Sie die Falle zuschnappen lassen?«
    »Morgen«, antwortete sie. »Das müssen wir. Er hat die endgültigen Konstruktionszeichnungen. Gorowski sagt, dass sie der Schlüssel zu allem sind.«
    »Wie soll die Sache ablaufen?«
    »Frasconi arbeitet mit dem Syrer zusammen. Er markiert die Geldscheine, wobei ein Militärrichter zusieht. Dann beobachten wir gemeinsam die Übergabe. Den Aktenkoffer, den Quinn dem Syrer übergibt, öffnen wir sofort in Anwesenheit dieses Richters. Wir dokumentieren seinen Inhalt, der aus den endgültigen Konstruktionszeichnungen bestehen wird. Anschließend nehmen wir uns Quinn vor. Wir verhaften ihn und beschlagnahmen den Aktenkoffer, den der Syrer ihm gegeben hat. Später kann der Richter zusehen, wie wir ihn öffnen und darin die zuvor gekennzeichneten Scheine finden. Das bedeutet, dass die Übergabe vor Zeugen stattgefunden hat und dokumentiert ist, was wiederum bedeutet, dass Quinn den Hals nicht mehr aus der Schlinge ziehen kann.«
    »Klingt hieb- und stichfest«, sagte ich. »Gut gemacht.«
    »Danke«, sagte sie.
    »Leistet Frasconi seinen Teil?«
    »Das muss er. Ich kann nicht selbst mit dem Syrer verhandeln. Diese Kerle sind total verklemmt, was den Umgang mit Frauen betrifft. Sie dürfen uns nicht berühren, sie dürfen uns nicht ansehen, sie dürfen oft nicht mal mit uns reden. Deshalb muss Frasconi ihn übernehmen.«
    »Soll ich ihn dabei im Blick behalten?«
    »Sein Part spielt ausschließlich im Hintergrund«, erwiderte sie. »Da kann er nicht viel vermurksen.«
    »Ich denke, ich werde ihn trotzdem beaufsichtigen.«
    »Danke.«
    »Und er begleitet Sie, wenn Sie Quinn verhaften.«
    Sie schwieg.
    »Ich darf Sie nicht allein losschicken«, sagte ich. »Das wissen Sie.«
    Sie nickte.
    »Aber ich erzähle Quinn, dass Sie die Ermittlungen geleitet haben«, erklärte ich. »Ich sorge dafür, dass er weiß, dass dies Ihr Fall war.«
    »Okay«, sagte sie.
    Sie drückte die Stopptaste des Kassettenrecorders. Quinns Stimme brach mitten im Wort ab. Es sollte Dollar heißen , aber es kam als Doll heraus. Seine Stimme klang zufrieden und angekratzt wie die eines Mannes, der das Spiel im Griff hat. Kohl nahm die Kassette und steckte sie in ihre Umhängetasche. Dann blinzelte sie mir zu und verließ mein Dienstzimmer.
     
    »Wer ist Quinn?«, fragte Elizabeth Beck mich zehn Jahre später.
    »Frank Xavier«, antwortete ich. »Er hat früher Quinn geheißen. Sein voller Name lautet Francis Xavier Quinn.«
    »Sie kennen ihn?«
    Ich nickte. »Weshalb wäre ich sonst hier?«
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Mann, der Francis Xavier gekannt hat, als er noch Francis Xavier Quinn hieß.«
    »Sie sind ein staatlicher Agent.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hier geht’s um eine rein persönliche Sache.«
    »Was passiert mit meinem Mann?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Und ob er lebt oder stirbt, ist mir auch ziemlich egal.«
    Ich ging in Paulies Häuschen zurück, sperrte die Eingangstür ab, kam durch die Hintertür heraus und schloss sie von außen ab. Dann kontrollierte ich die Kette am Tor. Sie war straff gespannt. Ich vermutete, dass wir Eindringlinge für ein bis zwei Minuten aufhalten konnten, was unter Umständen genügen würde. Den Schlüssel des Vorhängeschlosses steckte ich ein.
    »Jetzt zurück ins Haus«, forderte ich die beiden auf. »Sie müssen zu Fuß gehen, fürchte ich.«
    Ich fuhr mit dem Cadillac, in dem neben und hinter mir Munitionskisten gestapelt waren, die Zufahrt entlang. Im Rückspiegel konnte ich verfolgen, wie Richard und Elizabeth mir hastig folgten. Sie wollten nicht von hier verschwinden, aber sie waren auch nicht scharf darauf, allein gelassen zu werden. Ich hielt vor der Haustür und stieß dann zurück, um besser ausladen zu können. Ich öffnete den Kofferraum, nahm die Kette und den

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