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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Pläne ursprünglich nur einem Klienten verkaufen. Aber diese Leute konnten den Preis, den er sich vorgestellt hatte, nicht zahlen. Deshalb hat er beschlossen, den Ertrag zu vervielfachen.«
    »Ich hätte mehr Cafés observieren müssen«, sagte sie. »Und mich nicht nur mit dem Syrer begnügen dürfen.«
    »Er hat wahrscheinlich eine bestimmte Route«, erklärte ich. »Mit mehreren Treffs, einer nach dem anderen. Wie ein Briefträger.«
    Sie sah auf ihre Uhr.
    »Okay«, sagte sie. »Jetzt ist er also mit dem Geld des Syrers nach Hause unterwegs.«
    Ich nickte. »Und dann fährt er sofort wieder los, um sich mit dem nächsten Typen zu treffen. Also müssen Sie sich mit Frasconi zusammentun und die Überwachung verstärken. Sie müssen Quinn auf der Rückfahrt in die Stadt beschatten. Jeden verhaften, mit dem er seinen Aktenkoffer tauscht. Vielleicht bringt Ihnen das nur einen Stapel leerer Aktenkoffer ein, aber vielleicht ist einer von ihnen gefüllt – und dann sind wir wieder im Geschäft.«
    Sie sah sich im Wageninneren um. Blickte auf ihren Kassettenrecorder.
    »Den können Sie vergessen«, sagte ich. »Dafür reicht die Zeit nicht mehr. Frasconi und Sie auf der Straße – das muss reichen.«
     
    »Das Lagerhaus«, sagte ich. »Wir müssen es kontrollieren.«
    »Dafür brauchen wir Unterstützung«, sagte Duffy. »Sie werden alle da sein.«
    »Das hoffe ich!«
    »Zu gefährlich. Wir sind nur zu dritt.«
    »Tatsächlich glaube ich, dass sie alle irgendwohin unterwegs sind.«
    »Wohin unterwegs?«
    »Später«, sagte ich. »Wir wollen Schritt für Schritt vorgehen.«
    Villanueva fuhr bereits an.
    »Augenblick«, sagte ich. »An der nächsten Straße rechts. Ich will noch etwas überprüfen.«
    Ich dirigierte ihn zu der öffentlichen Tiefgarage, in der ich Angel Dolls Wagen zurückgelassen hatte. Villanueva parkte an einem Hydranten, und ich stieg aus. Ging die Einfahrt hinunter und weiter, bis ich den Parkplatz mit der richtigen Nummer erreichte. Dort stand ein Wagen – aber nicht Angel Dolls schwarzer Lincoln, sondern ein metallicgrüner Subaru Legacy. Das Modell Outback mit Dachreling und Breitreifen. Am Heckfenster klebten die Stars and Stripes als Abziehbild. Ein patriotischer Fahrer. Aber doch nicht patriotisch genug, um sich ein amerikanisches Auto zu kaufen.
    Um jeden Irrtum auszuschließen, schritt ich die beiden benachbarten Fahrspuren ab, obwohl ich mir meiner Sache längst sicher war. Jetzt weiß er alles über Sie. Ich nickte im Halbdunkel. Niemand weiß alles über irgendjemanden. Aber vermutlich wusste er jetzt mehr über mich, als mir recht sein konnte. Ich ging auf demselben Weg zurück. Es war wolkig, grau und düster, aber mir war, als hätte mich der Strahl eines Suchscheinwerfers erfasst. Ich glitt auf den Rücksitz des Taurus.
    »Okay?«, fragte Duffy.
    Ich gab keine Antwort. Sie drehte sich zu mir um.
    »Okay?«, wiederholte sie.
    »Wir müssen Eliot von dort abziehen«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Sie haben Angel Doll gefunden.«
    »Wer?«
    »Quinns Leute.«
    »Wie?«
    »Keine Ahnung.«
    »Weißt du das bestimmt?«, fragte sie. »Vielleicht war’s die hiesige Polizei. Ein verdächtiges Fahrzeug, das zu lange in einer Tiefgarage steht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Polizei hätte den Kofferraum geöffnet. Dann wäre die Tiefgarage jetzt als Tatort abgeriegelt. Ich wäre gar nicht hineingekommen. Dort unten würde es von Cops wimmeln.«
    Sie schwieg.
    »Die Sache ist jetzt völlig außer Kontrolle«, sagte ich. »Ruf also Eliot an. Auf seinem Handy. Er soll schleunigst von dort verschwinden. Sag ihm, dass er die Becks und die Köchin mitnehmen soll. Notfalls mit vorgehaltener Waffe. In dem Cadillac. Dann soll er sich ein anderes Motel suchen, in dem er sich verkriechen kann.«
    Sie wühlte ihr Nokia aus ihrer Umhängetasche, drückte auf eine Kurzwahltaste. Wartete. Duffy warf mir einen besorgten Blick zu. Dann meldete sich Eliot. Duffy atmete auf und gab ihm die Anweisungen. Danach beendete sie das Gespräch.
    »Okay?«, fragte ich.
    Sie nickte. »Ich glaube, er war sehr erleichtert.«
    Ich nickte ebenfalls. »Also los zum Lagerhaus.«
    Villanueva fuhr bereits an. Er kannte den Weg, schlängelte sich nach Südosten durch die Stadt und erreichte das Hafengebiet von Nordwesten her. Niemand sprach. Ich versuchte, den Schaden abzuschätzen. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Ein Desaster. Aber darin lag auch eine Befreiung. Nun war alles geklärt. Mit der Schauspielerei war Schluss.

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