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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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»Verwählt«-Story länger als sechzig Sekunden an.
    Ich zog die Beretta und stieß die Tür auf. Trat über die Schwelle in einen großzügigen Empfangsbereich. Dunkles Holz, edle Teppiche. Links ein Büro, dessen Tür geschlossen war. Rechts ein Büro, ebenfalls mit geschlossener Tür. In der Mitte die Empfangstheke, hinter der jemand dabei war, den Telefonhörer aufzulegen. Nicht Quinn, sondern eine Frau. Ich schätzte sie auf Anfang dreißig. Sie war blond, hatte blaue Augen. Vor ihr stand ein Namensschild aus Plexiglas in einem Holzrahmen. Auf dem Schild stand Emily Smith . Hinter ihr befand sich eine Wandgarderobe, an der ein Regenmantel hing. Außerdem ein schwarzes Cocktailkleid im Plastiksack einer chemischen Reinigung.
    Ich tastete mit der linken Hand hinter mich und schloss die Eingangstür ab. Beobachtete dabei Emily Smith’ Augen. Sie starrten mich unverwandt an, blickten zu keiner der beiden Bürotüren – also war sie vermutlich allein – und auch nicht zu einer Handtasche oder Schublade nach unten – also war sie vermutlich unbewaffnet.
    »Sie sollten tot sein«, sagte sie.
    »Tatsächlich?«
    Sie nickte vage, als begreife sie nicht recht, was sie da mit eigenen Augen sah.
    »Sie sind Reacher«, sagte sie. »Paulie hat uns gemeldet, er habe Sie erledigt.«
    Ich nickte. »Okay,ich bin ein Gespenst. Hände weg vom Telefon.«
    Ich trat vor und sah mir ihren Schreibtisch an. Nirgends eine Waffe. Das Telefon war ein komplizierter Apparat mit einer Vielzahl von bunten Knöpfen. Ich beugte mich hinunter und riss mit der linken Hand das Kabel aus dem Stecker.
    »Aufstehen!«, befahl ich.
    Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
    »Kommen Sie, wir sehen uns die übrigen Räume an«, sagte ich.
    »Dort ist niemand«, erklärte sie. Ihre Stimme klang ängstlich, also sagte sie vermutlich die Wahrheit.
    »Wir wollen trotzdem nachsehen«, sagte ich.
    Sie kam hinter der Empfangstheke hervor. Sie reichte mir kaum bis zur Schulter, trug eine dunkelgraue Bluse, einen schwarzen Rock und elegante Pumps, die später vermutlich ebenso gut zu ihrem Cocktailkleid passen würden. Ich drückte ihr die Mündung der Beretta in den Rücken, packte mit der linken Hand ihren Blusenkragen und schob sie vor mir her. Sie wirkte zierlich und zerbrechlich. Ihr Haar fiel über meine Hand. Es roch frisch gewaschen. Als Erstes kontrollierten wir das linke Büro. Sie öffnete die Tür. Ich schob sie ganz hinein und trat sofort zur Seite, um aus der Schusslinie zu kommen. Ich wollte nicht quer durch den Empfangsbereich in den Rücken getroffen werden.
    Der Raum war ziemlich geräumig, eher nüchtern möbliert. Menschenleer. Ein Orientteppich, darauf ein riesiger Schreibtisch. Eine weitere Tür, die in eine winzige Toilette mit WC und Waschbecken führte. Auch darin kein Mensch. Also drehte ich die Blondine um und schob sie aus dem Raum und quer durch den Empfangsbereich in das rechte Büro. Seine Einrichtung sah fast identisch aus. Orientteppich, riesiger Schreibtisch. Menschenleer. Hier gab es keine Privattoilette. Ich schob die Frau in den Empfangsbereich zurück. Hielt sie weiter am Blusenkragen fest. Ließ sie neben der Empfangstheke Halt machen.
    »Keiner da«, sagte ich.
    »Ich hab’s Ihnen gesagt«, murmelte sie.
    »Wo sind dann alle?«
    Sie gab keine Antwort. Ich spürte, wie sie sich versteifte, als sei sie entschlossen, unter keinen Umständen etwas zu sagen.
    »Genauer gefragt: Wo ist Teresa Daniel?«
    Keine Antwort.
    »Wo ist Xavier?«
    Keine Antwort.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Beck hat ihn Xavier genannt. Er musste Xaviers Erlaubnis einholen, Sie einstellen zu dürfen.«
    »Xavier hat mich überprüft.«
    »So weit er konnte.«
    »Und er gab Beck sein Okay?«
    »Offensichtlich.«
    »Wieso hat er dann heute Morgen Paulie auf mich gehetzt?«
    Sie versteifte sich erneut. »Die Situation hat sich verändert.«
    »Diesen Morgen? Warum?«
    »Es gab neue Informationen.«
    »Welche Informationen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Irgendwas über ein Auto.«
    »Der Saab? Die Aufzeichnungen des Dienstmädchens?«
    »Er machte bestimmte Andeutungen«, sagte sie. »Jetzt weiß er alles über Sie.«
    »Niemand weiß alles über mich«, sagte ich.
    »Er weiß, dass Sie mit dem ATF in Verbindung gestanden haben.«
    »Wie ich schon gesagt habe, weiß niemand wirklich etwas.«
    »Er weiß, was Sie hier gemacht haben.«
    »Ach, wirklich? Wissen Sie’s auch?«
    »Er hat’s mir nicht erzählt.«
    »Welche Rolle spielen Sie

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