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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ihrem Kinn nach oben durch den Gaumen und in ihr Gehirn gestoßen worden.
    Ich hatte schon einiges erlebt. Einmal war ich nach einem Bombenanschlag von Terroristen mit dem Kieferknochen eines anderen Mannes in meinem Unterleib aufgewacht. Ich musste mir sein Fleisch aus den Augen wischen, um wenigstens so viel zu sehen, dass ich wegkriechen konnte. Ich war zwanzig Meter weit über abgerissene Arme und Beine gekrochen und an abgetrennte Köpfe gestoßen, während ich beide Hände auf den Unterleib presste, damit meine Eingeweide nicht herausquollen. Ich hatte Morde und Unfälle gesehen und Männer, die bei Gangsterfehden von MP-Salven durchsiebt worden waren. Menschen, die nach Detonationen nur mehr eine formlose blutige Masse oder nach Bränden schwarze verdrehte Klumpen gewesen waren. Aber ich hatte noch nie etwas so Entsetzliches wie Dominique Kohls entstellte Leiche vor Augen gehabt. Ich musste mich auf den Fußboden übergeben, und dann weinte ich zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren.
     
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Villanueva zehn Jahre später.
    »Ich gehe allein rein«, antwortete ich.
    »Ich komme mit.«
    »Keine Widerrede«, sagte ich. »Bringen Sie mich nur etwas näher ran. Aber fahren Sie ganz langsam.«
    Der Taurus war grau wie der Tag draußen, und Objekte, die sich langsam bewegen, sind schwerer zu erkennen als sich schnell bewegende. Villanueva ließ den Wagen mit etwa zehn Meilen in der Stunde weiterrollen. Ich überprüfte meine Beretta und die Reservemagazine. Da ich zwei Schüsse auf die Decke von Dukes Zimmer abgegeben hatte, blieben mir noch dreiundvierzig Schuss. Dann kontrollierte ich die Persuaders. Dreizehn Schuss, nachdem ich mit einem Harley erledigt hatte. Insgesamt sechsundfünfzig Schuss für weniger als achtzehn Personen. Ich wusste nicht, wer auf der Gästeliste stand, aber Emily Smith und Harley würden garantiert nicht erscheinen.
    »Dämlich, es allein zu versuchen«, meinte Villanueva.
    »Dämlich, es zu zweit zu versuchen«, erwiderte ich. »Die Annäherung wird mörderisch.«
    Er schwieg.
    »Besser, wenn ihr beide euch hier draußen bereithaltet«, sagte ich.
    Auch dazu äußerte er sich nicht. Er wollte mich unterstützen, und er wollte Teresa, aber er war klug genug, um zu erkennen, dass die Annäherung an ein isoliert liegendes und wie eine Festung gebautes Haus bei schwindendem Tageslicht kein Spaß sein würde. Also ließ er den Taurus langsam weiterrollen, stellte den Schalthebel auf N und hielt an. Er wollte vermeiden, dass die Bremslichter den Nebel rötlich erhellten. Wir waren noch etwa eine Viertelmeile von der Mauer entfernt.
    »Ihr beide wartet hier«, befahl ich. »Zumindest vorläufig.«
    Villanueva sah zur Seite.
    »Lasst mir eine Stunde Zeit.«
    Ich wartete, bis beide nickten.
    »Dann verständigt ihr das ATF«, sagte ich. »Wenn ich nach einer Stunde nicht wieder da bin.«
    »Vielleicht sollten wir das gleich tun«, meinte Duffy.
    »Nein«, sagte ich. »Ich will diese Stunde haben.«
    »Das ATF sorgt dafür, dass Quinn seine Strafe bekommt«, sagte sie. »Es lässt ihn schon nicht laufen.«
    Ich dachte daran, was ich gesehen hatte, und schüttelte den Kopf.
     
    Ich verstieß gegen alle Dienstvorschriften und ignorierte alle vorgeschriebenen Verfahren. Verließ einen Tatort, ohne das Verbrechen anzuzeigen. Ich behinderte die Justiz, wo ich nur konnte. Ich ließ Kohl im Schlafzimmer und Frasconi im Wohnzimmer liegen. Ließ ihren Wagen in der Einfahrt stehen. Fuhr einfach in meine Dienststelle zurück und holte mir eine Ruger Standard Kaliber 22 mit Schalldämpfer aus der Waffenkammer meiner Kompanie und machte mich auf die Suche nach den Kartons mit Kohls Unterlagen. Mein Instinkt sagte mir, dass Quinn noch einen Zwischenstopp einlegen würde, bevor er auf die Bahamas verschwand. Er würde irgendwo etwas für Notfälle gebunkert haben. Vielleicht falsche Papiere, ein Bündel Geldscheine oder einen gepackten Koffer, vielleicht alle drei Dinge. Und das konnte er nicht in der Kaserne verstecken. Auch nicht in seinem gemieteten Haus. Dafür war er zu sehr Profi. Zu vorsichtig. Er würde es weit entfernt und sicher versteckt haben. Ich ging davon aus, dass dieses Versteck sich in dem Haus befinden würde, das er in Nordkalifornien von seinen Eltern geerbt hatte. Also brauchte ich die Adresse.
    Kohls Handschrift war klar und deutlich. Ihre Notizen füllten die zwei Kartons, waren umfassend und akribisch genau. Sie brachen mir fast das Herz. Die Adresse in

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