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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Dollar.«
    Schweigen.
    »Ist euch aufgefallen, was Harley über sie gesagt hat? Sie ist so gut wie neu.«
    Schweigen.
    »Ich vermute, dass sie am Leben erhalten und beschützt worden ist. Hätte Paulie sie haben können, hätte er sich nicht mit Elizabeth Beck abgegeben.«
    Schweigen.
    »Die Typen sind vermutlich gerade dabei, sie ein bisschen herauszuputzen.«
    Schweigen.
    »Ich glaube, sie wird in Tripolis landen«, fuhr ich fort. »Als Bestandteil des Deals. Als zusätzliche Attraktion.«
    Villanueva gab Gas. Zwei Minuten später erreichten wir die Stelle, wo wir den Leibwächtern aufgelauert hatten, und er fuhr wieder langsamer. Wir waren vier Meilen von Becks Haus entfernt. Theoretisch mussten wir von den Fenstern im ersten Stock aus zu sehen sein. Wir hielten mitten auf der Straße und starrten nach Osten.
     
    Ich fuhr einen olivgrünen Chevrolet, mit dem ich’s in neunundzwanzig Minuten nach MacLean hinaus schaffte. Dort hielt ich zweihundert Meter von Quinns Haus entfernt mitten auf der Fahrbahn an. Es lag in einer ziemlich teuren Wohnsiedlung. Die Häuser standen auf viertausend Quadratmeter großen Grundstücken und waren halb hinter dichten immergrünen Stauden verborgen. Ich konnte Vögel singen und in weiter Entfernung einen Rasensprenger hören.
    Ich nahm den Fuß vom Bremspedal und kroch hundert Meter weiter. Quinns Haus war mit dunklem Zedernholz verkleidet. Zwischen kniehohen Mauern, die Beete mit niedrigen Hemlocktannen und Rhododendren einfassten, führte ein mit Natursteinplatten belegter Weg zur Haustür. Zur Straße hatte das Haus nur kleine Fenster und einen tief heruntergezogenen Dachvorsprung.
    Frasconis Auto – ein mit meinem Dienstwagen identischer olivgrüner Chevrolet – parkte in der Einfahrt. Er war leer. Seine vordere Stoßstange berührte fast das Tor der langen, niedrigen Dreifachgarage. Nirgends ein Geräusch außer dem Vogelgezwitscher, dem Plätschern des Rasensprengers und dem Summen von Insekten.
    Ich parkte hinter Frasconis Chevy, stieg aus und zog meine Beretta aus dem Schulterhalfter. Entsicherte sie und folgte dem Gehweg. Die Haustür war abgeschlossen. Im Haus herrschte Stille. Ich warf einen Blick durch eines der Dielenfenster. Drinnen war nichts zu sehen außer den soliden Möbeln, mit denen teure Mietshäuser ausgestattet werden.
    Ich ging ums Haus herum nach hinten. Auf der Natursteinterrasse standen ein fahrbarer Grill, ein alter quadratischer Teakholztisch mit vier dazu passenden Stühlen sowie ein weißer Sonnenschirm in einem verzinkten Ständer. Dann eine weite Rasenfläche mit pflegeleichten immergrünen Büschen. Ein Flechtzaun aus Zedernholz als Sichtschutz zum Nachbargrundstück.
    Ich rüttelte an der Hintertür, die in die Küche führte. Auch sie war abgeschlossen. Ich warf einen Blick durchs Fenster. Sah nichts. Ich setzte meinen Rundgang fort. Kam zum nächsten Fenster, sah wieder nichts. Ging ein Fenster weiter und entdeckte Frasconi, der auf dem Rücken lag.
    Er lag mitten im Wohnzimmer. Neben einer Sitzgruppe, die aus einem Sofa und zwei Sesseln bestand. Der Fußboden verschwand unter einem Spannteppich, dessen Olivgrün genau dem Farbton seiner Uniform entsprach. Er war von einem Schuss mitten in die Stirn getroffen worden. Neun Millimeter. Sofort tödlich. Selbst durchs Fenster konnte ich das mit Blut verklebte Einschussloch sehen. Unter dem Kopf hatte sich eine Blutlache gebildet. Sie wurde zum Teil vom Teppichboden aufgesogen, trocknete bereits an und verfärbte sich dunkel.
    Ich wollte nicht durchs Erdgeschoss eindringen. War Quinn noch im Haus, würde er oben im ersten Stock warten, wo er taktisch im Vorteil war. Also zerrte ich den Verandatisch zur Rückseite der Garage, kletterte aufs Dach und zu einem Fenster im ersten Stock. Schlug mit dem Ellbogen die Scheibe ein und glitt dann mit den Füßen voraus in ein Gästezimmer. Es roch muffig und unbenutzt. Ich durchquerte es und gelangte so auf den Flur im Obergeschoss. Blieb unbeweglich stehen und horchte. Hörte nichts. Das Haus machte den Eindruck völliger Leere.
    Aber ich konnte Blut riechen.
    Ich überquerte den Flur und fand Dominique Kohl im Schlafzimmer des Hausherrn. Sie lag, völlig nackt, rücklings auf dem Bett. Jemand hatte ihr alle Kleidungsstücke vom Leib gerissen, ihr so lange ins Gesicht geschlagen, bis sie benommen war, und sie dann abgeschlachtet. Hatte ihr mit einem großen Messer die Brüste abgetrennt. Das Messer konnte ich sehen. Es war durch das weiche Fleisch unter

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