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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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alarmiert die Cops.«
    Er verließ das Gebäude durch den Haupteingang. Ich sah durchs Fenster. Die Wolkendecke war fast geschlossen, aber es würde noch eine Weile hell sein.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Duffy.
    »Warten«, sagte ich.
    Ich wartete über eine Stunde lang, hockte an meinem Schreibtisch, starrte mein Telefon an, rechnete damit, dass Kohl jeden Moment anrufen würde. Sie hatte herausgefunden, dass die Fahrt nach MacLean durchschnittlich fünfunddreißig Minuten dauerte. Vom Campus der Georgetown University aus konnte man je nach Verkehrslage fünf bis zehn Minuten länger brauchen. Die Einschätzung der Lage in Quinns Haus konnte weitere zehn Minuten gekostet haben. Die Verhaftung selbst musste in einer Minute erledigt gewesen sein. Quinn Handschellen anzulegen und ihn zum Wagen hinauszuführen konnte weitere drei Minuten gedauert haben. Höchstens neunundfünfzig Minuten für alles. Aber eine volle Stunde verging, und sie meldete sich nicht.
    Nach siebzig Minuten fing ich an, mir Sorgen zu machen. Nach achtzig wurde ich unruhig. Und in der neunzigsten Minute schnappte ich mir einen Dienstwagen und fuhr selbst los.
     
    Terry Villanueva parkte den Taurus auf der asphaltierten Fläche vor dem Haupteingang und ließ den Motor laufen.
    »Wir sollten Eliot anrufen und ihn fragen, wo er jetzt steckt. Dann fahren wir hin und warten gemeinsam mit ihm«, sagte ich.
    »Worauf warten wir?«, erkundigte sich Duffy.
    »Auf die Dunkelheit«, sagte ich.
    Sie ging zum Auto und holte ihre Umhängetasche. Suchte nach dem Handy und gab die Kurzwahlnummer ein. Ich zählte in Gedanken mit. Ein Klingelzeichen. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs.
    »Keine Antwort«, sagte Duffy.
    Ihre Miene hellte sich auf, wurde aber sogleich wieder bedrückt.
    »Nur seine Mailbox«, erklärte sie. »Irgendwas stimmt nicht.«
    »Also los«, sagte ich.
    »Wohin?«
    Ich sah auf meine Uhr. Blickte aus dem Fenster. Zu früh.
    »Zur Küstenstraße«, sagte ich.
    Wir löschten das Licht und schlossen hinter uns ab, als wir das Lagerhaus verließen. Villanueva fuhr. Duffy hatte vorn neben ihm Platz genommen. Ich saß hinten, die beiden Persuaders neben mir. Wir schlugen die Richtung zur Route One ein, rollten am Flughafen vorbei und nach Süden.
     
    Wir verließen die Route One und fuhren auf der vertrauten Küstenstraße nach Osten weiter. Außer uns schien hier niemand unterwegs zu sein. Der Himmel sah grau und wolkenverhangen aus. Doch es war noch immer viel zu hell. Zu früh.
    »Versuch’s noch mal mit Eliot«, sagte ich.
    Duffy holte ihr Handy heraus, drückte auf die Kurzwahltaste. Hörte das sechsmalige Klingeln und dann die Mailbox-Ansage. Schüttelte den Kopf.
    »Okay«, sagte ich.
    Sie drehte sich zu mir um.
    »Weißt du bestimmt, dass sie alle draußen im Haus sind?«
    »Hast du Harleys Anzug gesehen?«
    »Schwarz«, sagte sie. »Billig.«
    »Einem Smoking so ähnlich wie nur möglich. Seine Vorstellung von formeller Abendgarderobe. Und Emily Smith hatte ein schwarzes Cocktailkleid im Büro hängen. Sie wollte sich nach der Arbeit umziehen. Ihre eleganten Schuhe hatte sie bereits an. Ich glaube, dass ein Bankett stattfinden soll.«
    »Keast und Maden«, sagte Villanueva. »Der Partyservice.«
    »Genau«, erwiderte ich. »Ein kleines Bankett. Achtzehn Personen zu fünfundfünfzig Dollar. Heute Abend. Und Emily Smith hat auf der Bestellung eigens vermerkt: Lamm, nicht Schwein! Wer isst Lamm, aber kein Schweinefleisch?«
    »Leute, die koscher essen.«
    »Und Araber«, sagte ich. »Vielleicht Libyer.«
    »Ihre Lieferanten.«
    »Genau«, wiederholte ich. »Ich glaube, dass sie im Begriff sind, ihre Handelsbeziehungen zu festigen. Meiner Ansicht nach war all das russische Zeug in den Kisten eine Art Musterlieferung. Zu Demonstrationszwecken. Die Persuader ebenfalls. Beide Seiten haben einander bewiesen, dass sie in der Lage sind zu liefern. Jetzt wollen sie ernsthaft ins Geschäft einsteigen.«
    »In Becks Haus?«
    Ich nickte. »Als Kulisse äußerst eindrucksvoll. Isoliert, sehr dramatisch. Und dort gibt’s einen großen Esstisch.«
    Villanueva schaltete die Scheibenwischer ein. Auf dem Glas bildeten sich schmierige Schlieren. Vom Sturm herangewehte Gischt. Voller Salz.
    »Und noch was«, fuhr ich fort.
    »Was?«
    »Teresa Daniel ist Bestandteil dieses Deals, glaube ich.«
    »Wie das?«
    »Ich vermute, dass sie gemeinsam mit den Schrotflinten verkauft wird. Eine hübsche amerikanische Blondine. Sie ist der Bonus im Wert von zehntausend

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