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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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und sehen zu, wie er vorbeifährt. Wir bringen die Sache dann irgendwie in Ordnung. Aber Sie geben drei scharfe Schüsse ab, und ich will nicht, dass ein zufällig vorbeikommender Fußgänger, Radfahrer oder Jogger getroffen wird. Sie müssen sich in weniger als einer Sekunde entscheiden.«
    »Verstanden«, sagte ich, obwohl ich es für beinahe ausgeschlossen hielt, dass man eine Sache, die so weit gediehen war, wieder in Ordnung bringen könnte. Dann nahm Eliot die letzten Anrufe entgegen und bestätigte, dass sie leihweise einen Streifenwagen bekamen, wie ihn Collegecops fuhren, und ich hinter dem Kaufhauskomplex, der das Einkaufszentrum beherrschte, einen Nissan Maxima vorfinden würde. Der Wagen war im Bundesstaat New York bei einem kleinen Marihuanapflanzer beschlagnahmt worden. Dort gab es noch strenge Drogengesetze. Eliots Leute würden ihn mit gefälschten Kennzeichen aus Massachusetts ausrüsten und mit allem möglichen Kram anfüllen, mit dem eine Kaufhausverkäuferin wahrscheinlich ihr Auto voll stopfte.
    »Ab in die Falle!«, rief Duffy. »Morgen wird ein anstrengender Tag.«
    Das war das Ende des zehnten Tages.
     
    Am elften Tag kam Duffy sehr früh in mein Zimmer und brachte Kaffee und Doughnuts mit. Wir frühstückten zusammen. Sie zeigte mir Fotos der Frau, die sie sieben Wochen zuvor eingeschleust hatte. Die Agentin war eine zweiunddreißigjährige Blondine, die unter dem Namen Teresa Daniel einen Job als Büroangestellte bei der Firma Bizarre Bazaar angenommen hatte. Sie war klein und zierlich, sah aber wie eine Frau aus, die sich zu helfen weiß. Ich studierte die Fotos eingehend und prägte mir ihre Züge ein, aber vor meinem inneren Auge stand das Gesicht einer anderen.
    »Versuchen Sie unbedingt, dass Beck Sie einstellt«, sagte Duffy. »Wir haben die letzten Jahre Ihrer Biographie überprüft, genau wie er es tun würde. Die Angaben sind ziemlich vage. Die Lücken würden mich stören, aber ich vermute, dass er darüber hinwegsehen wird.«
    Ich gab ihr die Fotos zurück.
    »Er wird mich ganz automatisch anstellen«, erklärte ich. »Ihm fehlen zwei Leute, und er fühlt sich bedroht. Aber ich werde mich nicht aufdrängen, eher sogar etwas sträuben. Alles andere wäre unglaubwürdig, finde ich.«
    »Okay«, sagte sie. »Sie haben sieben einzelne Ziele, von denen Nummer eins, zwei und drei lauten: Passen Sie gut auf sich auf. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Leute äußerst gefährlich sind.«
    Ich nickte. »Davon müssen wir nicht nur ausgehen. Gehört Quinn zu ihnen, ist das eine Tatsache.«
    »Verhalten Sie sich also entsprechend«, sagte sie. »Ziehen Sie von Anfang an die Samthandschuhe aus.«
    »Klar«, sagte ich. Ich knetete die linke Schulter mit der rechten Hand. Dann hielt ich abrupt inne. Ein Army-Psychiater hatte mir einmal gesagt, eine unbewusste Geste dieser Art verrate, dass man verwundbar sei. Sie sei rein defensiv, spreche von dem Bestreben, sich zu schützen und zu verkriechen, und sei der erste Schritt zu fetal zusammengekrümmter Haltung auf dem Fußboden. Duffy musste die gleichen Bücher gelesen haben, denn sie erkannte die Bedeutung dieser Geste und sah mich stirnrunzelnd an.
    »Sie haben Angst vor Quinn, stimmt’s?«, fragte sie.
    »Ich fürchte mich vor niemandem«, antwortete ich. »Aber als Toter war er mir natürlich lieber.«
    »Wir können die Sache abblasen«, schlug sie vor.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, auf keinen Fall, ich möchte die Chance nutzen, ihn zu finden.«
    »Was ist bei seiner Verhaftung schief gegangen?«
    Ich schüttelte erneut den Kopf.
    »Darüber möchte ich nicht reden«, erwiderte ich.
    Duffy schwieg einen Moment, bedrängte mich nicht. Dann fuhr sie mit der Einsatzbesprechung fort. Ruhige Stimme, nüchterne Ausdrucksweise.
    »Ziel Nummer vier ist, meine Agentin zu finden«, sagte sie. »Oder herauszufinden, was ihr zugestoßen ist. Fünftens: Bringen Sie mir solide Beweise, mit denen ich Beck festnageln kann. Sechstens: Finden Sie Quinn, und tun Sie, was Sie tun müssen. Und siebtens: Sehen Sie zu, dass Sie dort verdammt schnell wieder rauskommen.«
    Ich nickte. Schwieg.
    »Wir beschatten Sie nicht«, fuhr sie fort. »Der Junge könnte uns entdecken. Er dürfte nach all dem ziemlich paranoid reagieren. Und wir bauen in den Nissan keinen Peilsender ein, weil der wahrscheinlich gefunden würde. Sie müssen uns Ihren Aufenthaltsort mailen, sobald Sie ihn kennen.«
    »Okay.«
    »Schwachpunkte?«
    Ich zwang mich dazu, nicht mehr an

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