Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
hinten über Funk steuern.«
    »Wie wollen Sie sie erledigen?«, fragte Eliot mich, als sei das wichtig.
    Ich nickte, erkannte das Problem. Bis dahin würde ich bereits sechs Schüsse abgegeben haben.
    »Ich kann nicht nachladen«, antwortete ich. »Nicht, während ich fahre. Nicht mit Platzpatronen. Der Junge könnte etwas merken.«
    »Könnten Sie sie rammen? Von der Straße abdrängen?«
    »Nicht mit einem klapprigen alten Lieferwagen. Ich brauche einen zweiten Revolver, der bereits geladen im Fahrzeug liegt. Vielleicht im Handschuhfach.«
    »Sie laufen mit zwei solcher Waffen herum?«, fragte der alte Kerl. »Für Massachusetts etwas merkwürdig.«
    Ich nickte. »Das ist ein Schwachpunkt. Aber ohne Risiko geht nichts.«
    »Ich sollte Zivil tragen«, sagte der Alte. »Wie ein Kriminalbeamter. Auf einen uniformierten Cop zu schießen, ist mehr als tollkühn. Auch das wäre ein Schwachpunkt.«
    »Okay«, sagte ich. »Einverstanden. Sie sind ein Kriminalbeamter und holen Ihre Plakette heraus. Ich halte sie versehentlich für eine Waffe. Das kommt vor.«
    »Aber wie sterben wir?«, wollte er wissen. »Halten wir uns nur den Bauch und klappen zusammen wie in einem alten Wildwestfilm?«
    »Das ist nicht überzeugend«, meinte Eliot. »Diese Sache muss so realistisch wie möglich aussehen. Wegen Richard Beck.«
    »Wir brauchen Hollywoodrequisiten«, sagte Duffy. »Kevlarwesten und mit Kunstblut gefüllte Kondome, die auf ein Funksignal hin explodieren.«
    »Und wo kriegen wir das Zeug her?«
    »Vielleicht aus New York oder Boston.«
    »Viel Zeit bleibt uns nicht mehr.«
    »Was du nicht sagst«, meinte Duffy.
     
    Damit endete der neunte Tag. Duffy wollte, dass ich ins Motel umzog, und bot mir an, mich in das Bostoner Hotel fahren zu lassen, damit ich mein Gepäck holen konnte. Als ich ihr erklärte, ich hätte kein Gepäck, musterte sie mich von der Seite, ohne etwas zu sagen. Ich bezog das Zimmer neben dem älteren Mann. Jemand holte Pizza. Alle liefen durcheinander und telefonierten eifrig. Mich ließen sie in Ruhe. Ich lag auf meinem Bett und ging die Sache noch mal von Anfang bis Ende durch. In Gedanken stellte ich eine Liste der Dinge auf, die wir noch nicht berücksichtigt hatten. Es war eine lange Liste. Aber es gab etwas, das mir am meisten Sorgen bereitete. Nicht direkt auf der Liste. Eher parallel zu ihr. Ich machte mich auf die Suche nach Duffy. Sie war draußen auf dem Parkplatz, hastete von ihrem Wagen in ihr Zimmer.
    »Die Hauptperson ist hier nicht Zachary Beck«, erklärte ich ihr. »Er kann’s nicht sein. Ist Quinn darin verwickelt, ist er der Boss. Er würde nie die zweite Geige spielen. Es sei denn, Beck wäre ein noch üblerer Typ als Quinn – und daran darf ich nicht mal denken.«
    »Vielleicht hat Quinn sich verändert«, sagte sie. »Er hat zwei Kopfschüsse abbekommen. Möglicherweise hat ihn das geistig umgepolt. Seine Fähigkeiten irgendwie beeinträchtigt.«
    Ich sagte nichts, und wir gingen beide in unsere Zimmer zurück.
     
    Der zehnte Tag begann mit dem Eintreffen der Fahrzeuge. Der ältere Kerl bekam einen sieben Jahre alten Chevy Caprice, der sein neutraler Dienstwagen sein würde. Dies war die Ausführung mit dem Corvette-Motor aus dem letzten Modelljahr, bevor General Motors die Produktion einstellte. Der Pick-up war ein Ungetüm in verblasstem Rot mit einem Rammbügel. Ich hörte die jüngeren Männer sich darüber unterhalten, wie sie ihn einsetzen würden. Mein Fahrzeug, ein schlichter brauner Kastenwagen, sah aus wie ein Allerweltslieferwagen. Er hatte keine Seiten-, sondern nur zwei Heckfenster. Ich warf einen Blick ins Wageninnere, um festzustellen, ob er ein Handschuhfach besaß. Das tat er.
    »Okay?«, fragte Eliot mich.
    Ich klatschte mit der flachen Hand an die Seitenwand, wie Lieferwagenfahrer es tun, und hörte einen dumpfen Widerhall.
    »Perfekt«, sagte ich. »Als Revolver hätte ich gern große Kaliber 44 Magnum. Ich möchte drei weiche Bleimantelgeschosse und neun Platzpatronen. Besorgen Sie möglichst laute Platzpatronen.«
    »Okay«, sagte er. »Wozu Bleimantelgeschosse?«
    »Ich mache mir Sorgen wegen Querschlägern«, antwortete ich. »Ich will nicht, dass jemand versehentlich zu Schaden kommt. Bleimantelgeschosse verformen sich und bleiben geradezu kleben. Ich schieße einmal auf den Kühler und zweimal auf die Reifen. Ich möchte, dass die Reifen stark aufgepumpt werden, damit sie dann regelrecht explodieren. Alles muss spektakulär aussehen.«
    Eliot ging, Duffy

Weitere Kostenlose Bücher