Der Janusmann
geklaut.«
Im Zimmer herrschte Schweigen.
»Okay«, sagte Eliot. »Kein Problem ist unlösbar. Wir lassen die Fahrertür offen. Aber Sie tun so, als sei sie abgesperrt. Sie geben vor, die Tür zu knacken. Wir lassen in der Nähe einen Haufen Drähte und ein paar Drahtkleiderbügel zurück. Fordern Sie den Jungen auf, Ihnen etwas zu suchen, damit er das Gefühl hat, mit eingebunden zu sein. Das verstärkt die Illusion. Dann fummeln Sie damit herum … und plötzlich geht die Tür auf. Wir lockern die Verkleidung unter der Lenksäule und machen die richtigen Drähte blank – nur die beiden richtigen Drähte. Sie finden sie und bringen sie zusammen.«
»Brillant«, meinte Duffy.
Eliot lächelte. »Man tut, was man kann.«
»Ich schlage vor, dass wir eine Pause machen«, sagte Duffy. »Nach dem Abendessen geht’s weiter.«
Die restlichen Teile des Puzzles wurden nach dem Abendessen eingefügt. Zwei der Jungs kamen mit den letzten Ausrüstungsgegenständen zurück. Ich erhielt zwei identische Colts Anaconda. Große, brutale Revolver, die teuer aussahen. Ich fragte nicht, wo sie herkamen. Mitgeliefert wurden eine Schachtel mit echten Patronen Kaliber 44 Magnum und eine mit Platzpatronen. Die Platzpatronen stammten aus einem Baumarkt. Sie waren für ein Gerät bestimmt, das Stahlnägel in Beton jagte. Ich klappte die Trommeln beider Anacondas heraus und markierte mit der Spitze einer Nagelschere jeweils eine Kammer mit einem X. Die Trommel eines Colts dreht sich im Uhrzeigersinn – anders als bei einem Smith & Wesson, die sich entgegen dem Uhrzeigersinn dreht. Das X bezeichnete die Kammer mit der ersten Patrone, die ich verschießen wollte. Ich würde sie bei zehn Uhr lassen, wo ich sie sehen konnte, und sie würde sich nach rechts unter den Hammer drehen, sobald ich den Abzug betätigte.
Duffy brachte mir ein Paar Schuhe in meiner Größe. Der Absatz des rechten Schuhs war ausgehöhlt. Sie gab mir einen E-Mail-Sender, der genau in diese Höhlung passte.
»Ich bin froh, dass Sie so große Füße haben«, sagte sie. »So war der Sender leichter unterzubringen.«
»Arbeitet er zuverlässig?«
»Das will ich hoffen«, antwortete sie. »Er ist nagelneu, erst seit kurzem bei uns eingeführt. Alle Abteilungen benutzen ihn jetzt für verdeckte Kommunikation.«
»Großartig«, sagte ich. »Während meiner Dienstzeit waren versagende Geräte die Hauptursache für Pannen gewesen.«
»Dies ist das Beste, womit wir Sie ausstatten können«, sagte sie. »Alles andere würden sie finden, denn Sie werden bestimmt durchsucht. Und falls sie die Funkfrequenzen überwachen, dürften sie theoretisch nur ein kurzes Pfeifen wie von einem Modem hören. Sie werden es wahrscheinlich für eine atmosphärische Störung halten.«
Wir hatten drei Bluteffekte von einem New Yorker Kostümverleih. Sie waren groß und sperrig. Jeder bestand aus einer Kevlarplatte mit dreißig Zentimeter Seitenlänge, die auf die Brust des »Opfers« geklebt werden musste. Dazu gehörten Gummireservoires mit Kunstblut, Empfänger, Sprengkapseln und Batterien.
»Tragt weite Hemden, Jungs«, sagte Eliot.
Die Fernauslöser bestanden aus einzelnen Knöpfen, die ich mit Klebeband an meinem rechten Unterarm befestigen würde. Sie waren mit Batterien verbunden, die ich in der inneren Manteltasche zu tragen hatte. Die Knöpfe waren groß genug, dass ich sie durch Mantel, Sakko und Hemd ertasten konnte. Ich rechnete mir aus, dass es natürlich wirken würde, wenn ich den rechten Unterarm wegen des Coltgewichts mit der linken Hand abstützte. Wir übten den Ablauf ein. Zuerst der Fahrer des Pick-ups. Das war der Knopf am Handgelenk. Ich würde ihn mit dem Zeigefinger drücken. Dann der Beifahrer des Pick-ups. Dieser Knopf befand sich in der Mitte. Mittelfinger. Zuletzt der ältere Kerl, der den Cop spielte. Der dritte Knopf lag in Richtung Ellbogen, Ringfinger.
»Diese Dinger müssen Sie später loswerden«, erklärte Eliot. »In Becks Haus werden Sie garantiert abgetastet. Sie müssen irgendwo auf die Toilette oder sonst wohin verschwinden und sie mit den Batterien wegwerfen.«
Wir übten endlos lange auf dem Parkplatz des Motels. Gegen Mitternacht beherrschten wir unsere Rollen so gut, wie wir es uns nur wünschen konnten. Wir würden von Anfang bis Ende ganze acht Sekunden brauchen.
»Die Entscheidung liegt bei Ihnen«, sagte Duffy zu mir. »Nur bei Ihnen. Sollte irgendwas nicht in Ordnung sein, wenn der Toyota auf Sie zukommt, irgendwas, brechen Sie ab
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