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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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der linken Hand. Wandte mich dem Schaltkasten der Alarmanlage zu.
    Doll hatte hier anscheinend häufig abgeschlossen, was bedeutete, dass er wusste, wie die Alarmanlage eingeschaltet wurde. Ich konnte mir vorstellen, dass auch Duke das von Zeit zu Zeit tat. Und natürlich Beck. Wahrscheinlich auch ein bis zwei andere Mitarbeiter. Eine ganze Menge Leute. Einer von ihnen würde ein schlechtes Gedächtnis haben. Ich sah mir das schwarze Brett neben dem Schaltkasten an. Blätterte in den Memos, die dort teilweise in drei Lagen übereinander hingen. Fand einen vierstelligen Zahlenkode am unteren Rand einer zwei Jahre alten städtischen Parkregelung. Ich gab den Kode im Zahlenfeld ein. Ein Piepsen erklang, dann begann die rote Signalleuchte zu blinken. Ich lächelte zufrieden. Darauf war Verlass. Computerpasswörter, nicht im Telefonbuch stehende Nummern, Alarmcodes … irgendjemand schreibt sie immer auf.
    Ich trat durch die vordere Tür ins Freie und zog sie hinter mir ins Schloss. Das Piepsen verstummte. Ich sperrte die Tür ab, ging zu Dolls Wagen und setzte mich ans Steuer. Ließ den Motor an und fuhr in ein Parkhaus in der Innenstadt, wo ich den Lincoln zurückließ. Ich wischte alles ab, was ich angefasst hatte, verriegelte den Wagen, und steckte die Schlüssel ein. Ich überlegte, ob ich den Wagen anzünden sollte. Autos abfackeln macht Spaß. Und es hätte den Druck auf Beck erhöht. Aber letztlich ließ ich es doch sein. Vermutlich war das die richtige Entscheidung. Es würde bestimmt einen Tag dauern, bis jemandem auffiel, dass der Lincoln dort parkte. Noch mal fast einen Tag, bis jemand etwas zu unternehmen beschloss. Dann einen weiteren, bis die Cops darauf reagierten. Sie würden das Kennzeichen überprüfen und auf eine von Becks Scheinfirmen stoßen. Also würden sie den Wagen abschleppen, um weiter zu ermitteln. Irgendwann würden sie den Kofferraum aufbrechen, weil sie sich Sorgen wegen einer Bombe oder wegen des Verwesungsgeruchs machten. Doch bis dahin würde es viele neue Schlagzeilen geben, und ich wäre längst über alle Berge. Ich kehrte zu dem Taurus zurück und fuhr bis auf eine Meile ans Haus heran. Revanchierte mich für Duffys Gefälligkeit, indem ich wendete und den Wagen so parkte, dass sie sofort starten konnte. Dann ließ ich die vorige Prozedur sozusagen rückwärts ablaufen. Ich zog mich am Kieselstrand aus und verstaute alles im Müllsack. Watete hinaus ins Wasser, das noch genauso kalt wie auf dem Herweg war. Aber die Flut drängte jetzt herein, sodass ich schneller vorankam. Selbst der Ozean war mir jetzt wohlgesonnen. Ich schwamm wie zuvor zwölf Minuten. Hielt genug Abstand von der Mauer und konnte hinter dem Garagenblock an Land gehen. Ich zitterte wieder vor Kälte, und meine Zähne klapperten. Aber ich fühlte mich gut. Ich trocknete mich so gut wie möglich mit dem feuchten Geschirrtuch ab und zog mich rasch an. Ließ die Glock samt Reservemagazinen und Dolls Schlüsselbund in dem Versteck bei den anderen Sachen zurück. Faltete den Plastiksack und das Geschirrtuch zusammen und stopfte sie unter den nächsten Felsblock. Dann machte ich mich auf den Weg zum Fallrohr.
    Das Hinaufsteigen fiel mir leichter als das Hinunterklettern. Auf Höhe meines Fensters umklammerte ich das Fensterbrett mit der linken Hand, machte in der Rille stehend einen großen Schritt nach links, zog die rechte Hand nach und schob mein Fenster auf. Kletterte so leise wie möglich ins Zimmer zurück.
    Drinnen war es kalt. Das Fenster hatte stundenlang offen gestanden. Ich machte es zu und zog mich aus. Meine Kleidung war feucht. Ich legte sie auf den Heizkörper und verschwand im Bad. Duschte lange und heiß. Dann sperrte ich mich mit meinen Schuhen im Bad ein. Es war genau sechs Uhr. Irgendjemand würde jetzt den Taurus abholen. Wahrscheinlich erledigten das Eliot und der Alte. Duffy war vermutlich für den Fall zurückgeblieben, dass ich mich wieder meldete. Ich holte den E-Mail-Sender heraus und sendete: Duffy? Neunzig Sekunden später traf ihre Antwort ein: Hier. Alles okay? Ich sendete: Bestens. Folgende Namen dringend überprüfen lassen, auch von MP Powell – Angel Doll, mögl. Komplize Paulie, beide mögl. Exsoldaten.
    Sie antwortete: Wird gemacht.
    Zuletzt sendete ich die Frage, die mich seit fünfeinhalb Stunden beschäftigte: Wie heißt Teresa Daniel wirklich?
    Wieder die üblichen neunzig Sekunden Verzögerung, dann die Antwort: Teresa Justice.

6
     
    Noch ins Bett zu gehen, wäre sinnlos

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