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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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gefangen, fasst mich an. Ich schüttele sie ab, doch sie klettert immer wieder an mir empor. Niemand hat behauptet, dass dies leicht sein würde.
    Die Waffe.
    Alles, was ich spüre, ist die Waffe in meiner Hand. Das warme, weiche Metall, das mit meiner Haut verschmilzt.
    Jetzt liegt sie im Kofferraum, wieder erkaltet und steinhart, täuscht Unschuld vor.
    Während ich auf die Veranda zugehe, höre ich noch einmal seinen Körper auf dem Boden aufschlagen. Es muss ein Schock für ihn gewesen sein, dass er nicht tot war. Jeder Atemzug, den er tat, war ein keuchendes Einsaugen des Lebens. Er nahm es gierig in sich auf, hielt es fest. Ich habe auf die Sonne geschossen, aber sie war zu weit weg. Einen Moment später fragte ich mich, wo meine Kugel wohl landen würde.
    Die Reifen meines Wagens folgten ihren eigenen Spuren zurück in die Stadt. Mehr als einmal schaute ich hinüber zum Beifahrersitz. Leere. Im Staub, dort wo ich ihn verlassen
hatte, lag möglicherweise immer noch der Geist eines toten Mannes flach auf dem Boden, die Lungen mit Dreck bepudert.
    Ich will nur noch in mein Haus und den Türsteher umarmen. Ich hoffe, er umarmt mich auch.
     
     
    Wir trinken zusammen Kaffee.
    »Gut?«, frage ich ihn.
    Ausgezeichnet , antwortet er.
    Manchmal wünsche ich mir, ich wäre ein Hund.
     
     
    Die Sonne steht schon hoch am Himmel und die Menschen gehen zur Arbeit. Ich sitze am Küchentisch und bin ziemlich sicher, dass niemand aus meiner anonymen, mit Tau bedeckten Straße je eine Nacht hinter sich gebracht hat, die mit meiner letzten vergleichbar wäre. Ich stelle mir vor, wie sie vergangene Nacht aufgestanden sind, um pinkeln zu gehen, oder in trauter Zweisamkeit im Bett lagen und Sex miteinander hatten, während ich da draußen war und einem Mitmenschen eine Pistole gegen den Hals drückte. Warum ich? , frage ich mich. Typisch, ich fange schon wieder an zu jammern. Aber ich finde, dass ich ein Recht darauf habe. Es wäre schön gewesen, Liebe zu machen, anstatt zu versuchen, einem anderen das Licht auszublasen. Ich habe das Gefühl, als hätte ich etwas verloren. Und mein Kaffee wird kalt. Der Gestank des Türstehers kriecht empor und tätschelt mich. Sein Schlaf ist mir ein Trost, trotz meiner Gedanken.
    Kurz darauf klingelt das Telefon.
    Oh nein, das erträgst du jetzt nicht, Ed.
    Sie sind es, nicht wahr?

    Mein Herzschlag beschleunigt sich. Verheddert sich in sich selbst.
    Ein unzulängliches Pulsieren.
    Ich sitze da.
    Das Telefon klingelt.
    Fünfzehnmal.
    Ich steige über den Türsteher, starre den Hörer an und beschließe dann abzunehmen. Meine Stimme zerkrümelt in meiner Kehle.
    »Hallo?«
    Die Stimme am anderen Ende ist ungehalten, gehört aber Gott sei Dank meinem Kumpel Marv. Im Hintergrund kann ich Männer arbeiten hören. Hämmern. Fluchen. Die Fundamente für Marvs Stimme, die sich darüber erhebt.
    »Herzlichen Dank, dass du abgenommen hast, verdammt noch mal«, sagt er zu mir. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich im Augenblick für so was in Stimmung bin. »Ich habe schon gedacht...«
    »Halt die Klappe, Marv.« Ich lege auf.
    Wie erwartet klingelt es gleich wieder. Ich gehe ran.
    »Was zum Teufel ist los mit dir, Ed?«
    »Gar nichts, Marv.«
    »Erzähl keinen Scheiß, Ed! Ich hatte eine echt miese Nacht.«
    »Hast du auch versucht, jemanden umzubringen?«
    Der Türsteher schaut mich fragend an, als erwarte er, dass der Anruf für ihn sei. Dann dreht er sich um, geht zu seinem Fressnapf und leckt darin herum, auf der Suche nach dem letzten bisschen Kaffeearoma.
    »Was soll dieser Unfug schon wieder?« Unfug. Ich liebe es, wenn ein Typ wie Marv solche Worte in den Mund nimmt.
»Ich hab schon so manche Ausrede gehört, Ed, aber so was ist mir noch nie untergekommen.«
    Ich gebe auf. »Vergiss es, Marv. Schon in Ordnung.«
    »Na, dann ist ja alles in Butter.« Marv ist immer am glücklichsten, wenn ich nichts zu sagen habe. Er kommt zu dem Punkt, den er die ganze Zeit schon anvisiert hat. »Also - hast du darüber nachgedacht?«
    »Nachgedacht? Worüber?«
    »Du weißt schon.«
    Meine Stimme wird lauter. »Nein, Marv. Im Augenblick habe ich nicht die geringste Ahnung, wovon du redest. Es ist früh am Morgen, ich war heute Nacht unterwegs und aus irgendeinem Grund bin ich gefühlsmäßig rein gar nicht in Stimmung für ein kleines Schwätzchen von Kumpel zu Kumpel.« Am liebsten hätte ich wieder aufgelegt, kann mich aber beherrschen. »Könntest du mir bitte auf die Sprünge helfen und mir sagen,

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