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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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nach der Verunsicherung, die mich das erste Mal begleitete.
    Es ist später Nachmittag, aber nicht besonders heiß, und daher schwitze ich kaum, als meine Augen auf die Namen treffen.
    Umgehend bemerke ich die Veränderung. Es sind dieselben Namen, aber neben ihnen ist jeweils ein Haken in den Fels geritzt, wohl um anzudeuten, dass ich meine Aufgabe erfüllt habe.
    Den ersten Namen zu sehen, macht mich richtig glücklich.
    Thomas O’Reilly. Ein großer Haken.
    Dann Angie Carusso. Noch einer.

    Dann …
    Was?
    Ungläubig starre ich auf den Fels. Der Name Gavin Rose steht noch allein da. Die Sache ist noch nicht abgehakt.
    Ich stehe da, den Arm um meinen Körper geschlungen, und kratze mich am Rücken.
    »Was muss ich denn noch machen?«, frage ich. »Gavin Rose war doch völlig erledigt - in jeder Beziehung.«
    Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten.
     
     
    Ein paar Tage vergehen und der November neigt sich dem Ende zu. Der Knochenbrecher rückt näher. Marv redet immer noch auf mich ein, offenbar besorgt über mein deutlich zur Schau gestelltes Desinteresse.
    Der Dezember bricht an. Zwei Tage vor dem Spiel macht mich der Gedanke an Gavin Rose und den fehlenden Haken noch immer nervös. Ich bin noch einmal bei den Felsen gewesen, aber es hat sich nichts verändert. Ich hatte gehofft, dass derjenige, der die Fäden in der Hand hält, sich lediglich ein wenig verspätet hat, aber nach drei oder vier Tagen zerschlägt sich diese Hoffnung. Wer immer sich dieses Spiel ausgedacht hat, ist ganz sicher nicht so nachlässig.
    Ich kann kaum noch schlafen.
    Ich bin unfreundlich zum Türsteher.
    Als ich Dienstagnacht wieder nicht schlafen kann, gehe ich in die Apotheke an der Main Street, die rund um die Uhr geöffnet hat, und verlange ein Schlafmittel - irgendwas, was mir hilft einzuschlafen. Ich hätte von den Pillen, die ich dem Typen aus der Edgar Street verabreicht habe, ein paar übrig lassen sollen.

    Als ich aus der Apotheke komme, fällt mein Blick auf eine Gruppe Jungs, die auf der anderen Straßenseite herumlungern.
    Ich nähere mich meiner Hütte, und langsam wird mir klar, dass die Jungs mich verfolgen. Als wir alle an der Kreuzung stehen und darauf warten, dass die Ampel grün wird, höre ich Daniel Roses Stimme.
    »Ist er das, Gav?«
     
     
    Ich versuche, sie abzuwehren, aber es sind zu viele. Wenigstens sechs. Sie zerren mich in eine Gasse und verpassen mir in etwa das Gleiche, was ich Gavin habe zukommen lassen. Sie prügeln mit ihren Fäusten auf mich ein, halten mich fest und schlagen mich abwechselnd nieder. Ich fühle, wie mir das Blut übers Gesicht rinnt, und spüre die wunden Stellen an meinen Rippen, Beinen und an meinem Bauch.
    Sie amüsieren sich köstlich.
    »Vergreif dich nie wieder an meinem Bruder!« Daniel Rose übt sich im Smalltalk. Fest tritt er mir in die Rippen. Die Brüderlichkeit tut höllisch weh. »Komm schon, Gav, noch einmal - weil’s so schön war.«
    Und Gav kostet es weidlich aus.
    Er versenkt seinen Stiefel in meinen Magen und seine Faust in mein Gesicht.
    Sie rennen weg, in die Nacht hinein.
    Was mich betrifft - ich versuche aufzustehen, falle aber wieder hin.
    Ich kämpfe mich nach Hause, und irgendwie fühle ich mich so ähnlich wie in jener Nacht, als man mir das Kreuz-Ass geschickt hat - in der Nacht, in der mich Keith und Daryl besuchten. Der Kreis hat sich geschlossen.

    Als ich durch die Haustür taumele, schaut mich der Türsteher erschrocken an. Fast besorgt. Alles, was ich fertig bringe, sind ein leichtes Kopfschütteln und ein kurzes, schmerzhaftes Lächeln, um ihm zu zeigen, dass alles so weit in Ordnung ist. Ich stelle mir vor, wie genau in diesem Augenblick ein dicker, fetter Haken hinter den Namen von Gavin Rose geritzt wird. Es ist vorbei.
     
     
    Später am Abend schaue ich in den Spiegel im Badezimmer.
    Zwei Veilchen.
    Ein geschwollener Kiefer.
    Blut, das an meiner Kehle herabrinnt.
    Ich schaue mich an und versuche mein Bestes, um zu lächeln.
    Gut gemacht, Ed , sage ich zu mir und starre noch ein paar Sekunden lang in mein zerschundenes, blutiges Gesicht.
    Es ist das Gesicht eines Menschen, der weiß, dass jeder sein Kreuz zu tragen hat.

Teil 3: Schwere Zeiten für Ed Kennedy

A
    Das Spiel
    Eine Stechmücke singt in meinem Ohr und ich bin fast dankbar für die Gesellschaft. Ich habe sogar Lust mitzusingen.
    Es ist dunkel. Mein Gesicht ist voller Blut, und die Mücke könnte sich einfach hinsetzen und trinken, ohne mich stechen zu müssen. Sie

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