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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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streichelt ihn.
    »Willst du auf meinen Hund aufpassen?«, frage ich ihn.
    »Au ja!«, sagt er. »Ich bin Jay.«

    »Das ist der Türsteher«, erkläre ich. Dann laufe ich auf das Feld und stelle mich in meine Reihe.
     
     
    »Alle mal herhören«, sagt Reggie. Seine Stimme klingt schleppend. Das Spiel hat noch nicht einmal angefangen und der Schiedsrichter ist bereits betrunken. Eigentlich ganz witzig. »Wenn wieder irgend so eine Scheiße passiert wie letztes Jahr, dann gehe ich, und ihr könnt euer Spiel selbst pfeifen.«
    »Dann kriegst du aber auch nicht deine zwei Flaschen Schnaps«, sagt jemand.
    »Das wollen wir doch mal sehen«, erwidert Reggie scharf. »Also, macht keinen Mist, kapiert?«
    Wir alle nicken brav.
    »Danke, Reggie.«
    »Alles klar, Reggie.«
    Die Mannschaften gehen aufeinander zu und schütteln sich die Hände. Ich schüttele die Pranke der gegnerischen Nummer zwölf, die hoch über mir aufragt und mich in den Schatten stellt. Er ist ein Mann, kein Zweifel. Also ein männlicher Höhlenmensch.
    »Viel Glück«, sage ich.
    »Gib mir ein paar Minuten Zeit«, antwortet Mister Neandertal kehlig. Wenn er seine Augen schminken würde, könnte er glatt als Weibchen durchgehen. »Ich reiß dich in Stücke.«
    Die Spiele sind eröffnet.
     
     
    Die Falken haben Kick-off und kurz darauf fange ich den Ball.
    Ich werde niedergemäht.

    Dann kriege ich wieder den Ball.
    Ich werde wieder niedergemäht. Außerdem spuckt mir der Neandertaler die üblichen Beschimpfungen ins Ohr, während er mich zu Boden drückt. Das ist der eigentliche Sinn des Knochenbrechers. Aus der Menge dringen beständig »Ohhhs!« und »Ahhhs!«, Obszönitäten werden gebrüllt und Gelächter brandet auf - und dabei trinkt man Bier und Wein, isst Kuchen und Hotdogs, die jedes Jahr von demselben Typen verkauft werden. Er baut am Spielfeldrand seinen Stand auf und versorgt auch die Kinder mit Lutschern und Limo.
    Die Falken gehen ziemlich schnell haushoch in Führung.
    »Was zum Teufel ist los mit euch?«, fragt jemand, als wir zwischen den Pfosten stehen. Es ist der große Merv. Als Kapitän muss er ja irgendetwas sagen. »Herrgott noch mal, nur ein Einziger von euch hat den Mumm, sich da draußen umbringen zu lassen, und das ist - he, wie heißt du gleich wieder?«
    Ich bin verblüfft, denn er deutet auf mich.
    Stotternd gebe ich Antwort. »Ed«, sage ich. »Ed Kennedy.«
    »Also, Ed hier ist der Einzige, der wirklich den Hintern hochkriegt und seinen Mann angeht. Auf jetzt, auch die anderen!«
    Ich kriege auch weiter den Hintern hoch.
    Der Neandertaler wirft sich weiter auf mich und beleidigt mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ich frage mich, ob er je außer Atem gerät. Jemand, der so groß und dick ist wie er, muss doch in dieser Hitze irgendwann zusammenbrechen!
    Wieder einmal liege ich auf dem Boden, als Reggie zur Halbzeitpause pfeift. Alle Mann gehen vom Spielfeld und
holen sich ein Bier. Danach wird es ziemlich schwierig sein, die Jungs davon zu überzeugen, auch noch die zweite Halbzeit durchzustehen.
     
     
    Während der Pause liege ich im Schatten neben dem Türsteher und dem kleinen Jungen. Das ist der Moment, in dem Audrey auftaucht. Sie verliert kein Wort über meinen Zustand, denn sie weiß, dass es mit meiner Aufgabe als Überbringer der Botschaften zu tun hat. Es ist schon ein Teil von mir geworden und deshalb sage auch ich nichts dazu.
    »Geht’s dir gut?«, fragt sie.
    Ich seufze glücklich und sage: »Klar. Das Leben ist schön.«
     
     
    In der zweiten Halbzeit schaffen wir es, das Spiel zu drehen und Gegenwehr zu leisten. Ritchie punktet und dann gleich auch noch ein anderer Typ. Das ist der Ausgleich.
    Auch Marv spielt jetzt gut und eine Zeit lang steht das Spiel auf der Kippe.
    Der Neandertaler wird endlich müde und während einer Verletzungspause kommt Marv zu mir und treibt mich an. »He«, pöbelt er mich an, »der haarige Affe steht ja immer noch.« Seine blonden Haare kleben ihm auf der Stirn und seine Augen blitzen.
    Ich verteidige mich. »Also ehrlich, Marv, schau dir den Kerl doch mal an! Der ist größer als Mama Grape, verdammt noch mal.«
    »Wer ist Mama Grape?«
    »Du weißt schon, aus dem Buch.« Ich seufze ergeben. »Sie haben auch einen Film draus gemacht: ›Gilbert Grape‹. Weißt du nicht mehr? Mit Johnny Depp.«

    »Wie auch immer, Ed. Reiß dich zusammen und verpass ihm endlich eine.«
    Und das tue ich.
    Ein großer Bursche wird vom Spielfeld geführt und ich gehe zum

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