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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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eine Art Schnurrbart ist einfach nur groß, buschig und abgrundtief abscheulich. Noch schlimmer allerdings ist die Tatsache, dass dieser Typ auch noch zufällig unser Kapitän ist. Ich glaube, sein Name ist Henry Dickens. Nicht mit Charles verwandt.
    Ritchie wirft seine Tasche auf den Boden und sagt: »Hallo, Jungs, alles klar so weit?« Aber er schaut dabei zu Boden, und außerdem kümmert es hier sowieso niemanden, wie es dem anderen geht. Es ist fünf vor vier und die meisten Jungs aus dem Team trinken Bier. Ich bekomme
auch eine Dose zugeworfen, aber ich hebe sie mir für später auf.
    Ich stehe ein bisschen abseits, während immer noch Zuschauer herbeiströmen. Ritchie kommt zu mir rüber.
    Er betrachtet mich von oben bis unten und macht dann den Mund auf.
    »Meine Güte, Ed - du siehst ja schlimm aus. Total blutig und zerschlagen und richtig beschissen.«
    »Danke.«
    Er schaut genauer hin. »Was ist passiert?«
    »Ach, nur ein paar Jungs, die ein bisschen Spaß haben wollten.«
    Er versetzt mir einen Klaps auf den Rücken, fest genug, dass es wehtut. »Das wird dir eine Lehre sein, stimmt’s?«
    »Wofür?«
    Ritchie zwinkert mir zu und trinkt sein Bier aus. »Was weiß ich.«
    Man muss Ritchie mögen, wenn er sich so benimmt. Es ist ihm ziemlich egal, wie etwas passiert ist, und er macht sich auch nicht die Mühe, nach dem Warum zu fragen. Er merkt, dass ich keine Lust habe, über den Vorfall zu reden, also reißt er einen Witz und lässt mich in Ruhe.
    Ritchie ist ein guter Kumpel.
     
     
    Ich finde es bemerkenswert, dass niemand auch nur auf die Idee kommt, dass ich wegen dem, was passiert ist, die Polizei hätte verständigen sollen. So etwas tut man nicht in dieser Gegend. Hier werden ständig Leute überfallen oder verprügelt und entweder man zahlt es mit gleicher Münze heim oder man nimmt es einfach hin.
    In meinem Fall trifft Letzteres zu.

    Ich mache ein paar halbherzige Dehnübungen und schaue mir die gegnerische Mannschaft an. Die Jungs sind größer als wir, und ich betrachte einen massigen Kerl, von dem Marv vor einiger Zeit mal erzählt hat. Er ist riesig, und ehrlich gesagt weiß ich nicht so genau, ob es ein Mann ist oder eine Frau. Aus der Entfernung sieht er aus wie ein Höhlenmensch.
    Dann.
    Der Super-GAU.
    Ich schaue auf seine Nummer.
    Nummer zwölf, genau wie ich.
    »Das ist deiner«, sagt eine Stimme hinter mir. Es ist Marv. Ritchie kommt dazu.
    »Viel Glück, Ed«, sagt er und unterdrückt seine Heiterkeit. Mir dagegen dringt lautes Gelächter aus dem Mund.
    »Teufel noch mal, der macht mich platt! Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Bist du sicher, dass es ein Er ist?«, fragt Marv.
    Ich bücke mich und berühre mit den Fingerspitzen meine Zehen, dehne die hinteren Beinmuskeln. »Ich werde ihn fragen, wenn er auf mir liegt.«
    Merkwürdigerweise bin ich nicht ernsthaft besorgt.
     
     
    Die Menge wird unruhig.
    »Also los, fangen wir an«, sagt Merv.
    Ganz richtig: Merv, nicht Marv - ich habe dem Dicken mit dem Schnurrbart den Namen Merv gegeben, denn ich weiß nicht mit Sicherheit, ob er wirklich Henry heißt. Ich glaube, auch seine Kumpel nennen ihn Merv, wegen des Schnurrbarts.
    Wir bilden einen hübschen kleinen engen Kreis und putschen
uns für das Spiel auf. Es ist so, als würde man mit Achselschweiß, Bierfahnen, fehlenden Zähnen und Dreitagebärten kuscheln.
    »In Ordnung«, sagt Merv. »Wenn wir da rausgehen, was machen wir dann?«
    Keiner sagt etwas.
    »Also?«
    »Keine Ahnung«, sagt jemand.
    »Wir werden diese Ärsche in Grund und Boden rammen!«, brüllt Merv. Er erntet ein zustimmendes Grummeln. Nur Ritchie gähnt.
    Ein paar andere fangen jetzt auch an, irgendetwas zu brüllen, aber nur vereinzelt. Nicht einmal der Hauch eines Gemeinschaftsgefühls. Jeder flucht und schnaubt vor sich hin und erklärt, wie er den Falken die Eingeweide herausreißen will.
    Das sind erwachsene Männer , denke ich.
    So ein Quatsch! Wir werden nie erwachsen.
    Der Schiedsrichter bläst in seine Trillerpfeife. Es ist Reggie La Motta, wie jedes Jahr. Reggie ist ein stadtbekannter Säufer. Der einzige Grund, warum er das Spiel pfeift, ist die Tatsache, dass er dafür zwei Flaschen Schnaps bekommt, für die wir alle zusammenlegen müssen. Eine Flasche von jeder Mannschaft.
    »Alles klar, machen wir die Kerle nieder«, lautet der einstimmige Vorsatz, mit dem wir ins Spiel gehen.
    Schnell laufe ich noch mal zu dem Baum, wo ich den Türsteher gelassen habe. Er schläft und ein kleiner Junge

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