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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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lassen.
    Aber ich weiß, dass es vergebens ist.
    Sie tun es, weil sie es können.
    Diese Worte springen mich ein paarmal an, und ich weiß genau, dass dieser Ort derjenige ist, an dem ich in diesem Augenblick sein muss. Schließlich habe ich es mit Pik zu tun, besser gesagt: mit Schippe. Dies ist die letzte Prüfung, aus der ich mich herausgraben muss. Wir müssen hier bleiben.
    Als die Leinwand wieder zum Leben erwacht, warte ich auf die berühmte Szene in »Der Unbeugsame«, als Luke schließlich versagt und alle ihn verlassen. Ich warte darauf, dass er vor seinem Bett liegt und fragt: »Wo seid ihr?«
    Während wir zu unseren Plätzen zurückgehen, schleppt sich Luke in einsamer und abgrundtiefer Verzweiflung über die Leinwand. Er dreht sich um und fällt neben seinem Bett zusammen. »Wo seid ihr?«, fragt er leise.

    Wo seid ihr? , frage ich mich und drehe mich um, erwarte, eine Gestalt irgendwo im Kino stehen zu sehen. Ich nehme Schritte wahr, die sich auf dem Boden hinter uns verteilen. Ich fahre herum.
    Da sind Menschen, überall und nirgendwo. In jeder dunklen Nische glaube ich, jemanden zu sehen, aber jedes Mal verdichtet sich die Dunkelheit. Mehr bleibt nicht. Nur Dunkelheit.
    »Was ist los, Ed?«, fragt Audrey.
    »Sie sind hier«, sage ich, obwohl ich nicht sicher bin, mir nicht sicher sein kann . Das habe ich mittlerweile gelernt. »Sie müssen hier sein«, sage ich, aber als meine Augen das Kino absuchen, sehe ich nichts. Wenn sie hier sind, dann kann ich sie nicht sehen.
    Als wir endlich unsere Plätze erreichen, wird mir klar, dass sie nicht hier sind - nicht mehr. Aber sie waren hier.
    Sie waren hier, so sicher wie das Amen in der Kirche, denn auf meinem Platz liegt das Herz-Ass.
    »Wo seid ihr?«, schreit Luke auf der Leinwand, und es ist mein Herzschlag, der ihm antwortet.
    Er erschüttert mein Inneres wie das Dröhnen einer riesigen Glocke. Er schwillt an und entzündet sich, während ich schlucke.
    Ich nehme die Karte und halte sie in der Hand.
    »Herz«, flüstere ich.
    Das ist der Ort, an dem ich bin.
     
     
    Ich bin versucht zu lesen, was auf der Karte steht, aber ich schaffe es, mir den Rest des Films anzuschauen und das Herz-Ass einfach nur festzuhalten.
    Ich schaue den Film an.

    Ich schaue Audrey an und genieße den Augenblick, oder wenigstens das, was davon übrig geblieben ist.
    In meiner Hand kann ich beinahe den Schlag der Herz-Karte spüren, die dort auf mich wartet.

Teil 4: Die Musik der Herzen

A
    Die Musik der Herzen
    In meinem Kopf ist Musik und sie spielt in den Farben Rot und Schwarz.
    Es ist der Morgen danach.
    Der Morgen nach dem Herz-Ass.
    Mir ist, als hätte ich einen Kater.
     
     
    Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, dass es Bernie gut ging (er saß wieder schlafend im Vorführraum), gingen wir hinaus auf die Glass Street und in die Nacht hinein. Es war warm und schwül, und die einzige Menschenseele, die zu sehen war, war ein junger Mann, der in die andere Richtung schaute. Er saß auf einer alten, schäbigen Bank.
    Einen Moment lang war ich in Gedanken versunken wegen all dem, was passiert war, und als ich mich schließlich nach ihm umdrehte, war er verschwunden.
    Audreys Stimme stellte eine Frage, aber ich verstand sie nicht. Sie befand sich am Rand der weiten Wüste aus Lärm in meinen Ohren. Zunächst wusste ich nicht, wodurch der Lärm verursacht wurde, aber schließlich gab es keinen Zweifel mehr: Es waren rote Herzen und schwarze Worte und sie pochten.
    Der Klang der Herzen.
    Da wusste ich ohne jeden Zweifel, dass der junge Mann, auf den ich einen kurzen Blick erhascht hatte, im Kino gewesen war.

    Vielleicht hätte er mich zu der Person führen können, die mir die Karten schickte.
    Vielleicht hätte er vieles gekonnt.
    Während wir weitergingen, ebbte der Lärm in meinen Ohren ab. Unsere Schritte und Audreys Stimme drangen wieder zu mir durch.
     
     
    Jetzt ist es Morgen und wieder höre ich dieses Geräusch.
    Die Karte liegt auf dem Boden.
    Der Türsteher liegt daneben.
    Ich schließe meine Augen, aber alles ist immer noch rot und schwarz.
    Dies ist meine letzte Karte , versichere ich mir, aber trotz der Musik der Herzen, die in meinem Bett erbebt, rolle ich mich einfach auf die Seite und schlafe weiter.
     
     
    Ich träume von Flucht.
    In einem Wagen.
    Mit dem Türsteher neben mir auf dem Beifahrersitz.
    Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich ihn noch im Schlaf neben mir riechen kann.
    Es ist ein schöner Traum, wie das Happyend in einem

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