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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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hoch. »Und der Turm steht für den Berg.«
    Seichan trat näher. »Sie glauben, unter dem Turm befinde sich eine Höhle. In den Fundamenten.«
    Er sah sie kurz an und wandte gleich wieder den Blick ab. »Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, besteht darin, in die Fundamente vorzudringen - und dann nach einem Zugang zu der Höhle zu suchen.«
    »Was soll an der Höhle denn so wichtig sein?«, erwiderte Nasser finster.
    »Der Judas-Stamm könnte dorther kommen«, antwortete Vigor. »Als die Ausschachtungen für den Tempel vorgenommen wurden, hat man die Höhle vielleicht zufällig geöffnet und dabei etwas freigesetzt, das darin verborgen war.«
    Gray seufzte erschöpft. »Vielleicht sind im Zuge der Ausbreitung der Menschheit in bislang unbewohnte Gebiete immer wieder unbekannte Krankheitserreger aufgetreten. Gelbfieber, Malaria, die Schlafkrankheit. Aids ist zum ersten Mal in Erscheinung getreten, als eine Straße durch eine abgelegene Region Afrikas gebaut wurde, und jetzt wird die Menschheit von einem Virus bedroht, das nur in wenigen Affenarten vorkommt. Als die Khmer diese Gegend besiedelten, wurde vielleicht etwas Ähnliches freigesetzt.«
    Gray massierte sich den Hals und erwiderte ruhig Nassers Blick.
    Seichan spürte, dass er etwas zurückhielt. Sie betrachtete erneut das Piktogramm. Der Berg und der Schildkrötenpanzer standen für den Turm und die Höhle. Was war da sonst noch? Dann auf einmal machte es bei ihr Klick.
    Die Schildkröte.
    Natürlich...
    Sie sah Gray an.
    Offenbar spürte er ihre Aufmerksamkeit. Er wandte sich zu ihr herum, beiläufig zwar, doch mit bedeutungsschwerem Blick. Er wusste, dass sie gemerkt hatte, dass er etwas verschwieg. Wortlos forderte er sie auf, den Mund zu halten.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trat zurück.
    Er blickte sie noch einen Moment an - dann wandte er sich wieder ab.

    Seichan verspürte eine unerwartet starke Genugtuung.
    Nasser atmete schnaufend durch die Nase ein und nickte. »Wir müssen weiter unten nachschauen, ob es einen Zugang gibt.«
    Gray runzelte die Stirn. »Ich hatte eigentlich gehofft, hier auf einen Geheimgang zu stoßen.«
    »Das tut nichts zur Sache«, erwiderte Nasser. »Wir sprengen einen Zugang frei.«
    »Ich weiß nicht, ob das klug wäre«, sagte Vigor entsetzt. »Wenn dies hier der Ursprungsort des Judas-Stamms ist, könnte es dort unten sehr gefährlich sein.«
    Nasser ließ sich davon nicht beeindrucken. »Deshalb werde ich Sie als Ersten runterschicken.«
    So wie man früher in Bergwerken Kanarienvögel als Gefahrenmelder benutzt hat.
    Seichan suchte wieder Grays Blick. Er hatte keine Einwände. Wie Seichan wusste auch er, dass dort unten weit mehr als der Ursprung des Judas-Stamms auf sie wartete.
    Der Panzer der Schildkröte mochte für die Höhle stehen - aber die Schildkröte selbst stand für den Gott Vishnu, und das ließ vermuten, dass unter dem Bayon-Tempel mehr als eine Höhle versteckt war.
    Gray näherte sich Nasser. »Habe ich genug Entgegenkommen gezeigt, um meiner Mutter eine Stunde Aufschub zu erkaufen?«, fragte er in gepresstem Ton.
    Nasser bejahte seine Frage mit einem Achselzucken. Er trat unter den Lichtschacht, wo er sich einen besseren Empfang für sein Handy erhoffte.
    »Ich sollte mich wohl besser beeilen«, meinte Nasser und klappte das Handy auf. »Die Stunde ist bereits um. Annishen ist sehr ungeduldig. Ihr ist alles zuzutrauen.«
21:20
Washington, D. C.
    Harriet verharrte wie gelähmt auf dem Treppenabsatz.
    Geifernd fiel der Hund über Jack her. Sie konnte nicht erkennen, welche Rasse das war, doch es war ein großer, kräftiger Hund. Ein
Pitbull. Oder ein Rottweiler. Jack wälzte sich auf den Rücken und trat nach dem Hund - der aber war beweglicher und auf Angriff trainiert. Knurrend schlug er die Zähne in Jacks Knöchel.
    Jack fummelte am Knie herum und trat dem Hund mit dem anderen Bein gegen die Brust.
    Der Hund flog die Treppe hinunter, die Fangzähne noch immer in der Beinprothese ihres Mannes vergraben. Jack hatte die Prothese losgeschnallt und sich auf diese Weise befreit.
    Harriet half Jack auf den Treppenabsatz hinauf.
    Der Hund prallte gegen die Wand und richtete sich wieder auf. Die Beinprothese wollte er nicht loslassen, denn ihr haftete der Geruch ihres Mannes an. Wütend und verwirrt warf er den Kopf hin und her und schüttelte geifernd die erbeutete Prothese.
    Harriet zog Jack zur nächsten Treppe und warf im Vorbeigehen einen Blick durch das Fenster der

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