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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Wände und Decke. Den schmalen Durchgang füllte feiner Staub aus, der sich überall absetzte.
    Nasser führte sie zum Heiligtum.
    Durch den Nebel sah Gray weitere Männer mit Feuerlöschern, die sich alle der Altarkammer näherten. Da sie mit vereinten Kräften Löschmittel versprühten, war die Sicht ins Heiligtum vorübergehend verdeckt. Gray konnte selbst die vier Männer kaum erkennen.
    Nasser blieb stehen.
    Nach einer halben Minute war der Sprüheinsatz beendet, und der Staub setzte sich ab. Die Kammer war immer noch vernebelt. Aus dem Lichtschacht strömte Sonnenschein herein.

    Nasser ging weiter. »Ein basisches Neutralisierungsmittel«, erklärte er und wedelte sich Reststaub aus dem Gesicht.
    »Um was zu neutralisieren?«, fragte Gray.
    »Säure. Der Sprengstoff wird mit einem Zündstoff zur Explosion gebracht, der eine ätzende Säure freisetzt. Wurde von den Chinesen beim Bau des Drei-Schluchten-Damms verwendet. Minimale Erschütterungen, maximale Sprengwirkung.«
    Gray betrat hinter Nasser die Kammer und riss staunend die Augen auf.
    Die Wände waren mit weißem Pulver bedeckt, und der Schaden war dramatisch. Die vier Buddha-Gesichter sahen aus, als wären sie geschmolzen. Die glückselig lächelnden Gesichtszüge waren nurmehr Schlacke. Der Boden sah aus wie sandgestrahlt.
    Der von oben erhellte Altar war geborsten. Ein Teil davon war in eine tiefer gelegene Kammer hinabgestürzt.
    Da unten war eindeutig etwas.
    Der größte Teil des Altars hatte allerdings standgehalten.
    Ein Mann mit einem Vorschlaghammer betrat die Kammer. Nasser winkte ihn zum Altar. Ein zweiter Mann folgte mit einem Presslufthammer.
    Für alle Fälle.
    Der erste Mann holte mit dem Vorschlaghammer aus und ließ ihn mitten auf den Altar niederkrachen. Der Hammerkopf sprühte Funken, dann gab die gewaltige Sandsteinplatte nach.
    Der Altar stürzte in die Grube.
10:20
    Susan bäumte sich schreiend auf dem Rücksitz auf.
    Lisa, die sich auf dem Kopilotensitz angeschnallt hatte, wandte den Kopf. Sie hatte auf den großen See hinausgeblickt, den der Meerespfeil im Landeanflug umkreiste. Am Ufer war ein schwimmendes Dorf zu erkennen, eine Ansammlung vietnamesischer Dschunken und Hausboote.
    Painter hatte ihr geraten, sich hier zu verstecken. Das Fischerdorf lag zwanzig Meilen von Angkor entfernt. Hier wären sie in Sicherheit.

    Als Susan weiterschrie, schnallte Lisa sich los und kletterte nach hinten.
    Susan warf keuchend die Feuerdecke ab. »Zu spät! Wir kommen zu spät!«
    Lisa hob die Decke auf und drückte Susan auf den Sitz nieder. Während des Flugs hatte sie friedlich geschlafen. Was war passiert?
    Susan streckte eine Hand unter der Decke hervor und ergriff Lisas Unterarm. Die Berührung brannte die feinen Härchen weg.
    Lisa riss den Arm zurück. »Susan, was hast du?«
    Susan richtete sich auf. Der wilde Blick in ihren Augen wurde weicher, doch sie zitterte noch immer am ganzen Leib. Sie schluckte mühsam.
    »Wir müssen dorthin«, murmelte sie ihr übliches Mantra.
    »Wir landen jetzt«, versuchte Lisa, sie zu beruhigen. Sie spürte, wie der Meerespfeil sich nach vorn neigte.
    »Nein!« Susan wollte wieder nach ihr greifen, doch als sie bemerkte, dass Lisa vor ihr zurückschreckte, zog sie die Hand zurück. Sie krümmte die Finger und versteckte die Hand unter der Decke. Sie atmete bebend ein und blickte zu Lisa auf. »Wir sind zu weit weg, Lisa. Ich weiß, das klingt verrückt. Wir haben nur noch wenige Minuten Zeit. Höchstens zehn oder fünfzehn.«
    »Zeit wofür?«
    Lisa dachte an die Unterhaltung mit Painter, die sich um die Krabben der Weihnachtsinsel und die chemisch induzierten neurologischen Veränderungen gedreht hatte, die einen manischen Wandertrieb auslösten. Welche Wirkung mochten diese Substanzen auf das weit komplexere menschliche Gehirn haben? Welche Veränderungen bewirkten sie? Konnten sie Susan trauen?
    »Wenn wir nicht dorthin kommen...«, sagte Susan und schüttelte den Kopf, als bemühte sie sich, an eine verschüttete Erinnerung heranzukommen. »Irgendetwas ist an die Oberfläche gelangt. Ich spüre den Sonnenschein. Das ist, als würde ich von einem Feuerblick durchbohrt. Ich weiß nur - und zwar in meinem tiefsten Inneren -, dass es kein Heilmittel geben wird, wenn ich nicht rechtzeitig dorthin komme.«
    Lisa blickte sich zögernd zu Ryder um.

    Der Meerespfeil senkte sich auf den See hinab.
    Susan stöhnte. »Ich hab mir das nicht ausgesucht.«
    Lisa hörte die Seelenpein aus ihren Worten heraus und

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