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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Ihre Stimme wurde fester. »Painter, ist es möglich, telefonisch Verbindung mit ihm aufzunehmen?«
    »Warum fragst du?«
    »Ich weiß nicht.« Die Übertragung wurde schlechter. Ihr Akku war fast leer. »Die Bakterien verändern Lisas Gehirn. Laden es
mithilfe des Sonnenlichts irgendwie auf. Sie verspürt den starken Drang, sich nach Angkor zu begeben.«
    Painter begriff, worauf sie hinauswollte. »Die Krabben.«
    »Was?«
    Er berichtete ihr, was er über die Krabben der Weihnachtsinsel wusste.
    Lisa war sofort im Bilde. »Susan wurde anscheinend ähnlich programmiert. Ein chemisch induzierter Wanderimpuls.«
    »Wenn das stimmt, irrt sie sich vielleicht. Es könnte sich auch um einen blinden Trieb handeln. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, dass du dich selbst dorthin begibst. Jedenfalls so lange nicht, bis die Lage sich beruhigt hat. Lass Gray nur machen.«
    Lisa blieb skeptisch. »Ich glaube, was den biologischen Trieb angeht, könntest du recht haben. Bei den Krabben könnte es sich tatsächlich um eine reine Instinkthandlung handeln. Wie alle Gliederfüßer besitzen Krabben nur ein rudimentäres...«
    Sie stockte. Painter fürchtete schon, die Verbindung wäre abgebrochen. Lisa hatte jedoch die Angewohnheit, einfach zu verstummen, wenn sie eine plötzliche Einsicht hatte. Dann schaltete sie ab und konzentrierte sich allein darauf, den Gedankengang weiterzuverfolgen.
    »Lisa?«
    Sie ließ sich einen Moment mit der Antwort Zeit.
    »Susan könnte recht haben«, murmelte sie - dann setzte sie mit lauterer Stimme hinzu: »Ich muss dorthin.«
    Painter sprach schnell, denn er wusste, dass die Verbindung nicht mehr lange stehen würde. Er hörte die Entschlossenheit aus Lisas Stimme heraus und fürchtete, die verbliebene Zeit würde nicht mehr ausreichen, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Wenn sie unbedingt nach Angkor fliegen wollte, sollte sie sich wenigstens nicht unnötig in Gefahr begeben.
    »Dann landet auf dem großen See in der Nähe der Ruinen«, sagte er. »Der heißt Tonle Sap. Dort gibt es ein schwimmendes Dorf. Such ein Telefon, und ruf mich wieder an, aber bleib in Deckung. Es ist bereits Hilfe unterwegs.«
    Ihre Antwort war kaum zu verstehen. Es ging darum, dass sie ihr Bestes tun würde.

    Painter versuchte es noch einmal. »Lisa, was hast du herausgefunden?«
    Ihre Stimme wurde immer wieder vom Rauschen verschluckt. »Nicht sicher... Lebereget... das Virus muss...«
    Dann brach die Verbindung endgültig ab. Painter rief noch ein paarmal ihren Namen, doch Lisa meldete sich nicht mehr.
    Als an der Tür geklopft wurde, blickte er auf.
    Kat stürmte herein, mit funkelnden Augen und geröteten Wangen. »Ich hab’s gehört! Das mit Dr. Cummings! Stimmt das?«
    Painter blickte zu ihr auf. Die Frage stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihr ganzer Körper war ein einziges Fragezeichen. Lisa hatte es ihm gesagt. Sie hatte es gleich zu Anfang hervorgesprudelt, um die Last loszuwerden. Anschließend hatte Painter es vorübergehend verdrängt.
    Jetzt aber, konfrontiert mit Kats Hoffnung und Liebe, stürzte es wieder auf ihn ein.
    Er stand auf und ging um den Schreibtisch herum.
    Kat las ihm die schlechte Nachricht von den Augen ab.
    Sie wich vor ihm zurück, als könnte sie der Wahrheit auf diese Weise entgehen.
    »O nein...« Sie fasste nach der Stuhllehne, fand aber keinen Halt. Sie sank auf ein Knie nieder, dann gab auch das andere Bein nach. Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Nein...«
    Painter hockte sich neben sie.
    Mit Worten konnte er sie nicht trösten, nur mit seinen Armen.
    Das aber reichte nicht.
    Er zog sie an sich und fragte sich, wie viele Menschen noch sterben würden, bevor es vorbei war.
20:55
    Allmählich wurden die Rückzugsmöglichkeiten knapp.
    Am Fuß der Treppe, die zur obersten Etage hochführte, wartete Harriet auf ihren Mann. Sie stand im Eingang zum Treppenhaus. Jack war zurückgegangen, um für die Spürhunde ein paar falsche Fährten zu legen. Zuvor hatte sie sein Hemd zerrissen und ihm geholfen, die Fetzen auf den beiden unteren Etagen zu verteilen:
Sie hatten sie in leer stehende Büros geworfen, in Abfallhaufen geschoben, in den Metallschubladen der Schreibstuben versteckt. Sie hatten alles getan, um die Verfolger in die Irre zu führen.
    Jack hatte sein Leben lang Enten, Fasane, Wachteln und Rehe gejagt. Bevor ihm nach dem Unfall auf dem Ölfeld das Bein unterhalb des Knies amputiert worden war, hatte er mehrere Apportierhunde gehabt. Mit Hunden kannte er sich aus.
    Außerdem

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