Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
konnte nur hoffen, dass Jennings falschlag. Bei der ganzen Aufregung in den letzten Stunden hatte er die indonesischen Inseln fast vergessen gehabt.
    Aber nur fast.
    Im Laufe der Nacht hatte er immer wieder an Lisa gedacht.
    Die Unterhaltung mit dem Mediziner hatte seinen Sorgen neue Nahrung gegeben. Doch er musste einen kühlen Kopf bewahren. Lisa hatte sich nicht wieder gemeldet. Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass keine Eskalation stattgefunden hatte, die einen außerplanmäßigen Anruf hätte ratsam erscheinen lassen.
    Aber dennoch...
    Painter schaltete die Sprechanlage ein. »Brant, würden Sie bitte Lisa über Satellitentelefon anrufen?«

    »Wird gemacht.«
    Painter klappte den Aktenordner auf. Als er zu lesen begann, lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken.
    Brant meldete sich. »Direktor, ich erreiche nur die Voice Mail. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    Painter drehte das Handgelenk herum und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sein Anruf kam um Stunden zu früh. Lisa war vielleicht gerade beschäftigt. Trotzdem hatte er Mühe, seine aufsteigende Panik im Zaum zu halten.
    »Bitten Sie Dr. Cummings, sobald wie möglich zurückzurufen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Noch was, Brant. Rufen Sie die Telefonzentrale des Kreuzfahrtschiffs an.«
    Er wusste, das war Paranoia. Er versuchte weiterzulesen, hatte aber Mühe, sich zu konzentrieren.
    »Sir...«, meldete Brant sich kurz darauf. »Ich habe mit der Funkzentrale gesprochen. Es gibt Probleme mit dem Kommunikationssystem, die Satellitenverbindung bricht immer wieder ab. Aber sie arbeiten daran, die Fehler im neuen Schiff zu beseitigen.«
    Painter nickte. Die Mistress of the Seas hatte sich auf Jungfernfahrt, gern auch als Testfahrt bezeichnet, befunden, als sich der medizinische Notfall ereignet hatte.
    »Größere Probleme werden keine gemeldet«, schloss Brant.
    Painter seufzte. Dann war er wirklich zu paranoid. Seine Gefühle trübten sein Urteil. Wäre ein anderer Agent vor Ort gewesen, hätte er dann überhaupt angerufen?
    Er las weiter.
    Mit Lisa war alles in Ordnung.
    Außerdem war Monk bei ihr. Der würde schon auf sie aufpassen.

6
    Die Pest

5. Juli, 15:02
An Bord der Mistress of the Seas
    Was zum Teufel ging hier vor?
    Lisa stand bei den anderen drei Wissenschaftlern. Sie hatten sich in der Präsidentensuite versammelt. Ein Butler in Uniform schenkte Single-Malt-Whisky in tulpenförmige Gläser ein, die auf einem Silbertablett aufgereiht waren. Wegen Painters Vorliebe für Malt-Whisky erkannte Lisa das Flaschenetikett wieder: ein sechzig Jahre alter Macallan. Die Hände des Butlers zitterten so heftig, dass er ein wenig von dem teuren Whisky verschüttete.
    Die Unsicherheit des Butlers rührte von den beiden maskierten Männern her, die mit Sturmgewehren bewaffnet waren. Sie hatten an der Flügeltür Posten bezogen. Der Balkon der Suite war so breit, dass ein städtischer Bus darauf Platz gehabt hätte. Dort patrouillierte ein weiterer Bewaffneter.
    Die Suite war mit Teakmöbeln und einer Ledergarnitur ausgestattet. In den Vasen steckten kleine Inselrosen, aus verborgenen Lautsprechern tönte leise eine Mozartsonate. Die Wissenschaftler hielten sich wie Gäste einer Cocktailparty in der Mitte des Raums auf.
    Allerdings stand ihnen die nackte Angst ins Gesicht geschrieben.
    Lisa und Henri Barnhardt waren der Aufforderung aus dem Lautsprecher gefolgt und zur Brücke hochgestiegen. Was blieb ihnen auch anderes übrig? Auf der Brücke hatten sie den WHO-Einsatzleiter Dr. Lindholm angetroffen, der aus der Nase blutete. Offenbar hatte ihn jemand ins Gesicht geschlagen. Benjamin Miller, der Experte für ansteckende Krankheiten, trat kurz nach ihnen ein.

    Ein massiger Mann, der Anführer der Piraten, hatte sie in Empfang genommen. Er hatte die muskulöse Statur eines Linebackers, seine dicken Hände wirkten brutal. Er trug eine khakifarbene Uniform und eine tarnfarbene Hose, die er in die schwarzen Stiefel gestopft hatte. Er machte sich nicht die Mühe, sein Gesicht zu verbergen. Sein kurz geschorenes Haar hatte die Farbe von feuchtem Schlamm, seine Haut glich polierter Bronze, und an der linken Gesichtsseite hatte er eine grüne Tätowierung. Es handelte sich um ein Maori-Muster, das Moko genannt wurde, ein Durcheinander verschlungener Wirbel und Linien.
    Er hatte ihnen befohlen, in der Suite zu warten.
    Lisa war froh gewesen, von der Brücke fortzukommen. Den mit Einschusslöchern übersäten Fenstern und den zerstörten Geräten nach zu

Weitere Kostenlose Bücher