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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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»diakritische Zeichen« genannt hatte.
    Vier Kreise, vier Minarette.
    Und wenn das Zeichen mehr war als der erste Schlüssel zur Lösung des Rätsels der verschlüsselten Landkarte? Wenn es auch einen Hinweis auf den zweiten Schlüssel enthielt? Hatte sich Seichan nicht in diese Richtung geäußert? In dem Sinn, dass der eine Schlüssel zum nächsten führen könnte?
    Vor seinem geistigen Auge überlagerte er das Bauschema der Hagia Sophia mit dem Schriftsymbol und platzierte die Minarette über den diakritischen Zeichen. Vier Kreise, vier Minarette. Und wenn das Zeichen die Hagia Sophia darstellen sollte? Eine grobe Karte mit den Minaretten als Orientierungspunkten?
    Wo also sollte er mit der Suche beginnen?
    Gray fügte eine punktierte Linie in die Staubzeichnung ein.

    »Die Stelle ist mit einem X markiert«, murmelte er.

11:02
    Vigor bemerkte, dass Gray nahe der Mitte des Hauptschiffs auf allen vieren umherkroch und mit den Händen über den Marmorboden streifte.
    Balthazar beobachtete Grays Tun mit hochgezogenen Brauen.
    Beide Männer gingen zu Gray hinüber.
    »Was machen Sie da?«, fragte Balthazar. »Sollten Sie den ganzen Boden mit den Händen absuchen wollen, hätten Sie wochenlang zu tun.«
    Gray setzte sich auf, blickte zur Kuppel hoch, als bestimme er seine Position, dann fegte er weiter den Boden und arbeitete sich am Rand des Baugerüsts entlang. »Irgendwo hier muss es sein.«
    »Was?«, fragte Vigor.
    Gray zeigte zu seinem Ausgangspunkt. Vigor ging hinüber und blickte auf die verwischte Staubzeichnung. Er legte die Stirn in Falten.
    »Das ist eine stark abstrahierte Karte der Hagia, die anzeigt, wo wir nach dem nächsten Hinweis suchen sollen.«
    Vigor spürte, dass Gray recht hatte, und wunderte sich wieder einmal über dessen einzigartige Fähigkeit, schwierige Probleme zu analysieren. Das machte ihm ein wenig Angst.
    Gray kroch weiter umher und bearbeitete eine bestimmte Stelle, was ihm die verwunderten Blicke vorbeikommender Touristen einbrachte.
    Balthazar folgte ihm auf den Fersen. »Sie glauben, jemand hätte Engelszeichen in den Marmor geritzt.«
    Als er mit der Schulter das schwarze Baugerüst berührte, hielt Gray unvermittelt an. Er streifte mit den Fingern über eine Stelle, die er soeben untersucht hatte. Dann neigte er den Kopf und pustete auf die Bodenfliese.
    »Das ist keine Engelschrift«, sagte Gray und fasste sich an den Hemdkragen.
    Vigor und Balthazar knieten neben der Fliese nieder, die Gray aufgefallen war. Vigor betastete sie mit den Fingerspitzen.
    Auf der alten, von zahllosen Füßen abgeschliffenen Fliese war der Umriss eines Kreuzes zu erkennen.

    Gray streifte die Halskette mit dem silbernen Kruzifix ab. Pater Agreers Kreuz. Er verglich dessen Abmessungen und Form mit dem Kreuz auf der Fliese. Die Übereinstimmung war perfekt.
    »Sie haben es gefunden«, sagte Vigor.
    Balthazar hielt bereits einen kleinen Gummihammer in der Hand, der zuvor an seinem Gürtel befestigt gewesen war. Damit klopfte er auf die Fliese. Gray runzelte ob seiner vorsichtigen Vorgehensweise die Stirn.
    »Auf diese Weise haben wir im Turm der Winde den Hohlraum unter der Fliese mit der Inschrift entdeckt. Wir haben sie abgeklopft.«
    Balthazar arbeitete sich bedächtig auf der Fliese vor, doch seine Stirnfalten vertieften sich immer mehr. »Nichts«, murmelte er schließlich.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Vigor. »Es muss hier sein.«
    »Nein«, widersprach Gray. Er legte sich auf den Rücken und blickte in die Höhe. »Wohin blickt Jesus am Kreuz?«
    Vigor sah auf die Christusfigur am silbernen Kruzifix nieder, dann legte er den Kopf in den Nacken.
    »Er schaut zur Kuppel hoch«, sagte Gray. »In dieselbe Kuppel, die bereits Marco Polo in Erstaunen versetzt hat. In eine mittels Leichtbauweise konstruierte Kuppel, bei der Hohlziegel verwendet wurden. Wenn jemand hier etwas verstecken wollte, das jahrhundertelang unentdeckt bleiben sollte...«
    Vigor verrenkte sich mit offenem Mund den Hals. »Natürlich. Aber welcher Ziegel ist der richtige?«
    Balthazar sprang auf die Beine. »Ich habe eine Idee.« Er rannte zur Rückseite der Kirche, mitten durch eine deutsche Touristengruppe hindurch.
    Vigor half Gray auf die Beine. Gray streifte sich die Halskette wieder über den Kopf.
    »Hervorragend, Gray.«
    »Wir haben den zweiten goldenen Paitzu noch nicht gefunden.«
    Vigor wusste, dass Gray Seichan beiseitegenommen und ein paar vertrauliche Worte mit ihr gewechselt hatte, bevor sie sich getrennt

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