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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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empor. Ein improvisierter Molotowcocktail, bei dem der Reinigungsalkohol Verwendung gefunden hatte, mit dem die Mosaike gesäubert wurden. Vigor hatte ihn in einen Abfallbehälter gegossen und dann angezündet.
    Neuerliches Geschrei.
    Gray drehte sich um und schirmte die Kuppelwandung ab, damit der Wachposten am Boden von seiner Schändung nichts mitbekam. Er löste die Werkzeuge vom Gürtel und setzte den Meißel genau an der Stelle an, auf die der Pointer gezeigt hatte. Er wartete mit angehaltenem Atem, dann gellte ein weiterer Pfiff.
    In diesem Moment schlug Gray fest zu.
    Der Putz bröckelte - und es ertönte das trockene Knacken von gebranntem Lehm.
    Ein Brocken löste sich, traf Gray an der Brust und prallte davon ab. Bevor der Brocken auf den Marmorboden hinabfallen konnte, fing er ihn mit der Hand auf, die den Meißel hielt, und schob ihn unters Hemd.
    Während er sorgsam darauf achtete, dass keine Splitter zu Boden fielen, legte er mit dem Meißel den Hohlraum des Ziegels frei. Dann tastete er die Höhlung ab. Die Innenseite fühlte sich nicht rau an, sondern glasartig, spiegelglatt. Er tastete weiter.
    Irgendetwas war da oben.
    Er zog es heraus. Gray hatte mit einem goldenen Paitzu gerechnet, doch stattdessen hielt er ein etwa zwanzig Zentimeter langes Rohr aus Kupfer oder Bronze in Händen, das an beiden Enden eingekerbt war wie ein Zigarrenhalter. Auch dieser Gegenstand landete unter seinem Hemd.

    Ein rascher Blick nach unten ergab, dass das Feuer im Abfallbehälter bereits gelöscht war.
    Er suchte eilig weiter und berührte mit dem Zeigefinger einen unnachgiebigen Gegenstand. Er brauchte eine Weile, um das zweite Beutestück, einen weiteren goldenen Paitzu, zu lockern.
    Auf einmal löste sich der schwere Pass und fiel auf die Sprossen des Baugerüsts. Das laute Klirren wurde von der Kuppel verstärkt und dröhnte wie ein Glockenschlag. Bedauerlicherweise herrschte am Boden gerade für einen Moment Ruhe.
    Mist...
    Während das Geräusch erstarb, schob Gray sich den goldenen Pass unters Hemd. Als laute Rufe ertönten, reagierte er sofort. Er trat mit dem Fuß den Hammer vom Gerüst und sprang ihm, einen Schrei auf den Lippen und mit den Armen fuchtelnd, hinterher.
11:58
    Von der ersten Empore aus beobachtete Vigor, wie Gray vom Gerüst stürzte.
    O nein...
    Kurz zuvor hatte Vigor an der anderen Seite der Kirche gepfiffen und den Molotowcocktail angezündet. Im letzten Moment zog er den Arm aus dem Abfallbehälter und entfernte sich. Dann pfiff er erneut und warf die Trillerpfeife in einen Blumenkübel. Da er bereits den Priesterkragen angelegt hatte, brauchte er nur noch verwirrt und ein wenig ängstlich dreinzuschauen. Die Wachposten beachteten ihn nicht, als er auf der Empore zur Mitte des Kirchenschiffs zurückrannte.
    Dort angekommen, hörte er Grays Schrei und sah ihn kopfüber vom Gerüst stürzen. Leute rannten herbei, andere spritzten auseinander. Ein Hammer prallte mit einem lauten Knall auf den Marmorboden.
    Gray drehte sich in der Luft und packte mit ausgestreckter Hand eine Gerüststrebe. Er prallte gegen das Gerüst. Mit den Füßen suchte er nach Halt. Als er ihn gefunden hatte, kletterte er wieder auf eine Laufplanke. Dann legte er sich auf den Rücken, um nach dem Sturz erst einmal wieder zur Besinnung zu kommen.

    Der Bewacher des Gerüsts rief etwas zu ihm hoch und winkte einen zweiten Aufpasser herbei, der sogleich die Leiter hochkletterte.
    Gray wälzte sich stöhnend hin und her.
    Vigor ging zur Treppe und stieg hinunter. Er trat zu Balthazar und dem Museumsdirektor. Der Aufpasser half Gray auf die Beine und stützte ihn, dann kletterten sie vorsichtig nach unten.
    Gray humpelte mit zorngerötetem Gesicht auf die Gruppe zu. Er zeigte auf den Hammer, den Balthazar ihm gegeben hatte. »Räumen Ihre Leute eigentlich nicht hinter sich auf?«, schäumte er. »Bei diesem Durcheinander hier unten bin ich über den verdammten Hammer gestolpert. Ich hätte dabei umkommen können!«
    Der Direktor, ein schlanker Mann mit Bäuchlein, nahm den Hammer entgegen. »Verehrter Herr, ich bitte um Verzeihung. Das war fahrlässig, glauben Sie mir. Ich werde mich darum kümmern. Was ist mit Ihrem Arm?«
    Gray drückte sich den Arm an die Brust. »Verstaucht, vielleicht ausgerenkt.« Er funkelte den Museumsdirektor böse an.
    »Die Polizei ist bereits unterwegs... wegen des Feuers«, sagte der Direktor.
    Gray und Vigor wechselten einen besorgten Blick.
    Wenn Nasser erfuhr, dass Polizei im Spiel

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