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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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war...
    Vigor räusperte sich. »Das Feuer wurde bestimmt von einer achtlos weggeworfenen Zigarette ausgelöst. Oder es handelt sich um einen Lausbubenstreich.«
    Der Direktor hatte ihn anscheinend nicht gehört. Er hatte sich einem der Wachposten zugewendet und redete auf Türkisch auf ihn ein.
    Vigor verstand, worum es ging.
    Das war sogar noch gefährlicher.
    »Nein, nein«, sagte Vigor mit Blick auf Gray. »Ich glaube, unser Student braucht nicht ins Krankenhaus. Sie brauchen keinen Krankenwagen zu rufen.«
    Grays Augen weiteten sich. Sie durften die Kirche nicht verlassen. Das Ablenkungsmanöver hatte sie erst recht in die Bredouille gebracht.

    »Der Monsignore hat recht.« Gray bog den Arm und schwenkte ihn hin und her. Vigor bemerkte, dass er dabei zusammenzuckte. Gray hatte sich wirklich wehgetan. »Ist nur ein bisschen verstaucht. Es geht schon wieder.«
    »Nein, ich bestehe darauf. Das ist bei uns so Vorschrift. Verletzt sich jemand auf dem Gelände, muss er im Krankenhaus untersucht werden.«
    Vigor wusste nicht, wie er den Direktor davon abbringen sollte.
    Da trat Balthazar vor und räusperte sich. »Das klingt vernünftig. Aber vielleicht könnten wir uns in der Zwischenzeit irgendwo ausruhen? Ihr Büro liegt im Keller, nicht wahr?«
    »Gewiss. Dort werden Sie ungestört sein. Ich werde mit der Polizei sprechen und Ihnen Bescheid geben, sobald die Ambulanz eingetroffen ist. Sie haben mir in der Vergangenheit so großzügig geholfen, dass ich mich gerne revanchieren möchte.«
    Balthazar tätschelte ihm den Arm. »Hassan, beunruhigen Sie sich nicht. Es ist alles in Ordnung. Der Vorfall hat unseren Nerven ein bisschen zugesetzt, das ist alles. Meinem Studenten geschieht es ganz recht, wenn er nicht aufpasst, wohin er tritt.«
    Gedämpfte Polizeisirenen waren zu hören.
    »Bitte folgen Sie mir«, sagte der Direktor.
    Kurz darauf waren sie in Hassans Kellerbüro unter sich. Es war spärlich möbliert. An der Wand hinter dem unaufgeräumten Schreibtisch hing ein Übersichtsplan der Kirche. Über den stählernen Aktenschränken an der Seitenwand prangte ein gerahmtes Foto, das Hassan Ahmet beim Händeschütteln mit dem türkischen Ministerpräsidenten zeigte. An der gegenüberliegenden Wand war eine historische Landkarte des Mittleren Ostens befestigt.
    Balthazar sperrte die Tür ab. »Das ist ein wahres Labyrinth hier unten. Ihr beide könntet euch bis zu Nassers Eintreffen hier verstecken. Ich könnte Hassan sagen, ihr wärt schon gegangen.«
    »So machen wir das.« Vigor ließ sich neben Gray, der sich die Schulter massierte, aufs Sofa sinken. »Wir haben nicht viel Zeit. Haben Sie dort oben etwas gefunden?«
    Gray knöpfte sich das Hemd halb auf und zog eine goldene Tafel und ein Rohr aus gehämmerter Bronze hervor. Als er das
Hemd schüttelte, fiel ein rötlicher Lehmbrocken heraus. Gray bückte sich, hob ihn auf und legte ihn auf den Beistelltisch.
    Vigor wollte sich bereits abwenden, doch die Farbe hielt seinen Blick gefangen. Er nahm den rötlichen Lehmbrocken in die Hand.
    »Das ist ein Stück des Hohlziegels«, erklärte Gray mürrisch. »Ich wollte ihn nicht dort oben lassen. Es ist auch so schon weiß Gott genug passiert.«
    Vigor untersuchte das Bruchstück. An der einen Seite haftete noch etwas purpurroter Putz, doch an der anderen Seite war der Lehm himmelblau glasiert. Weshalb hatte man das Innere des Hohlziegels glasiert?
    »Haben Sie dort oben irgendwelche Engelszeichen entdeckt?«, fragte Vigor und legte den Brocken wieder auf den Tisch.
    »Nein. Keine Schriftzeichen, nichts Ungewöhnliches.«
    Balthazar drehte den goldenen Paitzu um. »Hier sind Engelszeichen.«
    Vigor beugte sich vor. Wie erwartet war auf der Rückseite ein einzelnes Engelszeichen zu sehen, umschlossen von einem verformten Kreis.

    »Der zweite Schlüssel«, sagte Vigor.
    »Aber was ist das?«, fragte Balthazar. Er stupste das Rohr an.
    Vigor nahm es in die Hand. Es war etwa so dick wie sein Daumen und wies, abgesehen von den Hammerspuren des Schmieds, keinerlei Verzierungen auf. »Das könnte ein Aufbewahrungsbehälter für Schriftrollen sein.« Er untersuchte das eine Ende. Eine dünne, aufgeklopfte Kupfermünze verschloss das Rohr.
    »Wir müssen das öffnen«, sagte Gray.
    Sein Vorschlag verursachte Vigor einiges Unbehagen. Als Archäologe widerstrebte es ihm, ein solch altes Artefakt zu beschädigen.
Man hätte es zunächst fotografieren, messen, katalogisieren sollen.
    Gray holte ein Taschenmesser hervor. Er klappte

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