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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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hatten. »Wozu die Eile, Gray? Wenn Nasser in ein paar
Stunden hier ist, weshalb sollten wir uns dann die Mühe machen, den zweiten Schlüssel zu finden?«
    »Weil ich Nasser glücklich machen will«, sagte Gray. Die Sorge um seine Eltern stand dem jungen Mann ins Gesicht geschrieben. »Und um ihm zu beweisen, dass wir für ihn nützlich sind. Wir müssen dafür sorgen, dass er uns am Leben lässt.«
    Vigor spürte, dass Gray irgendetwas für sich behielt. Ehe er jedoch nachhaken konnte, tauchte Balthazar wieder auf und zog sie mit sich. Atemlos reckte er ein kleines Werkzeug. »Ich hab mir gedacht, hier muss es doch irgendwo einen Laserpointer oder ein Nivellierinstrument geben. Bei der Arbeit in solch großen Räumen sind die ganz praktisch.«
    Vigors Kollege kniete nieder, stellte das Lasergerät auf das eingeritzte Kreuz und schaltete es ein. Nichts geschah.
    Balthazar sammelte ein wenig Staub auf und warf ihn in die Luft. Ein rubinroter Lichtpfeil leuchtete auf. »Es funktioniert.« Er legte den Kopf in den Nacken. »Jemand muss auf das Gerüst klettern und den Ziegel untersuchen, auf den der Pointer zeigt.«
    Gray nickte. »Ich übernehme das.«
    Balthazar wandte schuldbewusst den Kopf - dann reichte er ihm Meißel und Hammer. »Hab ich auch gleich mitgebracht.« Er zeigte auf die Werkzeuge. »Sie sollten diskret vorgehen. Ohne einen Kunsthandwerkerausweis der türkischen Regierung darf niemand auf das Gerüst. Ich habe vom Museumsdirektor die Erlaubnis bekommen, einen Mann kurz dort raufzuschicken. Um Fotos zu machen. In diesen Zeiten, da man jederzeit mit terroristischen Übergriffen rechnen muss«, er nickte zu dem Bewaffneten hin, der neben der Gerüstleiter stand, »sind die Wachleute darauf trainiert, erst zu schießen und dann Fragen zu stellen. Sollten sie mitbekommen, dass Sie am Dach herummeißeln...« Er brach ab.
    »Abgesehen von der Gefahr, von einem Wachmann erschossen zu werden«, meinte Vigor warnend, »wollen wir auch nicht auffallen. Sollte man uns rausschmeißen... oder sollte jemand die Polizei holen...«
    Vigor sah Gray an, dass er ihn verstanden hatte.
    Dann würde es Nasser nicht verborgen bleiben.
    »Es geht nicht nur um unser Leben«, meinte Vigor.

    Grays Eltern hätten ebenfalls darunter zu leiden.
    Gray seufzte schwer und senkte die Stimme. »Dann müssen wir den Wachposten ablenken.«
11:48
    Gray befand sich auf halber Höhe des Gerüsts und duckte den Kopf unter die niedrigen Streben. Er hielt sich an einer Laufplanke fest, blickte nach unten und machte Balthazar aus. Die Gesichtszüge des Hünen, der sich gerade mit dem Museumsdirektor unterhielt, waren aus dieser Entfernung kaum mehr zu erkennen. Gray beugte sich vor und hielt Ausschau nach dem Wachposten. Der Uniformierte hatte sich vom Gerüst entfernt und verfolgte Grays Aufstieg.
    Unter den wachsamen Blicken der Zuschauer kletterte Gray weiter und gelangte zur ersten Fensterreihe. Der Sonnenschein fiel durch die Bogenfenster. Durch eines sah Gray das Marmarameer. Er kletterte weiter. Es wurde schummriger. Zwei Minuten später befand er sich endlich ganz oben und konnte die Kuppeldecke berühren. Er musste sogar den Kopf einziehen.
    Die gerippten Kuppelwände waren mit islamischen kalligraphischen Zeichen bedeckt. Unmittelbar über ihm lief auf dunkelrotem Grund eine goldene arabische Spiralschrift um den Scheitelpunkt der Kuppel herum.
    Gray musterte den Rand des Scheitelpunkts. Zu seiner Linken tanzten Staubteilchen im Strahl des Laserpointers. Das Gerät malte einen rubinroten Fleck auf den purpurfarbenen Untergrund. Gut. Die Stelle war so dunkel, dass ein Hohlraum nur schwer auszumachen war.
    Zumindest hoffte er das.
    Um an den Ziegel heranzukommen, musste er wegen der Kuppelkrümmung auf allen vieren weiterkriechen.
    Dort angelangt, ging Gray in die Hocke und betastete den Putz. Da waren keine eingeritzten Zeichen. Keine Engelschrift. Kein weiterer Hinweis.
    Er runzelte die Stirn. Und wenn er sich nun geirrt hatte?
    Leider gab es nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Gray
streckte die Hand in den Lichtstrahl des Lasers, sodass sie hell aufleuchtete.
    Das war das verabredete Zeichen.
    Balthazar bückte sich, hob beiläufig den Pointer hoch und zielte damit durch das höhlenartige Kirchenschiff.
    Als hätte das Licht einen Auslöser getroffen, gellte an der anderen Seite des Raums eine Trillerpfeife, durchschnitt die feierliche Stille und hallte von den Wänden wider. Verwirrte Rufe waren zu hören.
    Flammen loderten

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