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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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halbierten Schale einer Kokosnuss trinken.
    Einer der Männer des Kaans konnte sich ein wenig in dieser fremdartigen Sprache verständigen. Uns wurde ein mächtiges Heilmittel angeboten, nach dessen Einnahme wir vor der Pestilenz, welche diese Stadt heimgesucht hatte, geschützt wären. Doch der Himmel erbarme sich unser ob des Preises, den wir am Ende unserer Tage werden entrichten müssen.
     
    Damit endete der Bericht.
    Vigor lehnte sich enttäuscht zurück. »Es muss noch mehr geben.«
    »Verborgen im dritten und letzten Schlüssel«, meinte Gray.
    Vigor nickte und tippte auf das seidene Schriftstück. »Immerhin wissen wir jetzt, weshalb die Geschichte nie erzählt worden ist.«
    »Warum?«, fragte Gray.
    »Die Schilderung der seltsamen Gestalten«, sagte Vigor. »Von denen ein >segensreiches Leuchten< ausging. Das Rettung versprach.«
    »Klingt so, als wären das Engel gewesen«, bemerkte Balthazar.
    »Allerdings heidnische Engel«, betonte Vigor. »Diese Auffassung hätte dem Vatikan jener Zeit wohl kaum behagt. Und bedenken Sie, dass Marcos Bericht im sechzehnten Jahrhundert aufgeteilt wurde, als in Italien die Pest herrschte. Trotz des verstörenden Inhalts hat der Vatikan es nicht gewagt, die Aufzeichnung vollständig zu vernichten. Ein paar Geheimnistuer haben den Text geteilt, um ihn zu bewahren und gleichzeitig zu verstecken. Die wichtigere Frage aber ist: Was blieb bislang noch ungesagt?«

    »Um sie zu beantworten«, sagte Gray, »müssen wir den dritten Schlüssel finden. Aber wo sollen wir danach suchen? Hier gibt es keine Engelszeichen.«
    »Vielleicht keine Engelschrift, die für das bloße Auge sichtbar ist«, gab Vigor zu bedenken.
    Gray nickte. Er wandte sich zu seinem Rucksack um und wühlte darin. »Ich habe eine UV-Lampe dabei. Für den Fall, dass wir wieder auf einen fluoreszierenden Obelisken stoßen sollten.«
    Balthazar dimmte die Beleuchtung. Gray untersuchte die Artefakte mit der Lampe. Auch die Ziegelscherbe.
    »Fehlanzeige«, räumte er ein.
    Sie befanden sich in einer Sackgasse.
12:43
    Grays Nerven waren so straff gespannt wie Klaviersaiten. Es war eine riskante Wette gewesen, doch jetzt musste er seinen ursprünglichen Plan aufgeben.
    »Wir können nicht länger warten«, sagte er schließlich und sah auf die Uhr. »Wir müssen abtauchen. Wir sollten unsere Sachen nehmen und uns ein Versteck suchen.«
    Fünf Minuten lang hatten sie sich das Hirn nach einem Hinweis auf den dritten Schlüssel zermartert. Vigor hatte den Text immer wieder durchgelesen und versucht, dessen verborgene Bedeutung zu entschlüsseln. Balthazar hatte den goldenen Paitzu von allen Seiten untersucht. Alle waren sich einig, dass die deformierte Kreislinie um das Engelszeichen eine Bedeutung haben musste, doch keiner hatte eine Ahnung, worin diese bestehen sollte.
    Seufzend rollte Vigor das Textband wieder ein. »Die Antwort muss hier zu finden sein. Seichan hat gemeint, in der Buchausgabe der Gilde hätte gestanden, ein Schlüssel würde zum nächsten führen. Aber darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen.«
    Gray nahm das letzte Artefakt, die Ziegelscherbe, in die Hand. Er tippte auf den Putz an der Außenseite. »Hat es vielleicht etwas zu bedeuten, dass der Ziegel rot verputzt wurde? Ich nehme an, der Ziegel hätte auch eine x-beliebige andere Farbe haben können.
Man hätte aus der ganzen Farbpalette der Kuppel auswählen können.«
    Vigor, der die Schriftrolle gerade in das Bronzerohr steckte, hatte nur mit halbem Ohr hingehört. Trotzdem gab er halblaut Antwort: »Purpur ist die Farbe des Königtums und des Göttlichen.«
    Gray nickte und verstaute den Brocken im Rucksack. Dabei berührte er mit dem Daumen die blaue Glasierung. Er musste daran denken, dass die Innenseite sich glasartig angefühlt hatte.
    »Blau«, flüsterte er. »Blau und königlich.«
    Natürlich.
    Vigor war ebenfalls aufmerksam geworden und straffte sich unvermittelt. »Die Blaue Prinzessin!«
    Balthazar schob Gray den goldenen Paitzu zu, damit der ihn ebenfalls einpackte. »Sie sprechen von Kokejin, der jungen Mongolin, die mit Marco reiste.«
    Vigor nickte. »Kokejin bedeutet himmelblau, daher ihr Spitzname.«
    »Aber was folgt daraus?«, fragte Gray.
    »Fassen wir mal zusammen«, meinte Vigor und zählte an den Fingern ab. »Der erste Schlüssel wurde im Vatikan gefunden, in Italien, wo Marcos Reise endete. Ein bedeutender Meilenstein. Verfolgt man Polos Weg zurück, gelangt man zum nächsten Meilenstein hier in Istanbul,

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