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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Akten der drei. Sie waren ursprünglich in Sardinien verwendet worden, in den Bergwerken, aber das hielten sie nicht aus. Sonst werden die zu Zwangsarbeit Verurteilten noch verwendet zum Straßenbau, zur Kloakenreinigung, zur Arbeit an den Tretmühlen und an den Pumpen der öffentlichen Bäder. Die Beschäftigung in den Ziegeleien ist die leichteste. Jüdische Zwangsarbeiter sehen die Verwalter der Fabriken nicht gern. Sie machen Schwierigkeiten wegen der Kost, weigern sich, an ihrem Sabbat zu arbeiten. Der Verwalter war, dies Zeugnis darf er sich selber ausstellen, zu den drei Sträflingen besonders human. Aber auch die Humanität muß leider ihre Grenzen haben. Infolge des Wiederaufbaus der Stadt werden gerade an die staatlichen Ziegeleien ungeheure Anforderungen gestellt. Da muß jeder heran. Das verlangte Quantum muß unter allen Umständen geliefert werden, und Sie können sich vorstellen, Herr, die römischen Baumeister sind nicht bescheiden. Fünfzehn Arbeitsstunden ist jetzt das offizielle Minimum. Von seinen achthundert bis tausend Leuten verrecken in der Woche durchschnittlich vier. Es freut ihn, daß die drei bisher nicht darunter sind.
      Dann gibt der Verwalter Josef an einen Unterbeamten weiter. Wieder geht es durch die Ziegelei, vorbei an Aufsehern mit Knüppeln und Knuten, durch den dumpfen, eintönigen Singsang, durch Lehm und Hitze, durch geduckte Arbeiter, kniende, unter Lasten keuchende. Schriftverse steigen Josef auf von dem Pharao, der Israel drückte im Lande Ägypten. »Und die Ägypter zwangen die Kinder Israels zum Dienst mit Unbarmherzigkeit. Und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegelei. Und man setzte Fronvögte über sie, sie zu drücken mit schweren Diensten, und sie bauten dem Pharao die Städte Piton und Ramses.« Wozu feiert man das Passahfest mit Jubel und großem Glanz, wenn hier noch immer die Kinder Israels die Ziegel schleppen, auf daß ihre Feinde Städte bauen? Der Lehm klebte schwer an seinen Schuhen, drang zwischen die Zehen. Und immer ringsum der eintönige, dumpfe Singsang.
      Endlich ist man vor den Gelassen der Strafarbeiter. Der Soldat holt den Kerkermeister. Josef wartet im Vorraum, liest die Inschrift an der Tür, einen Spruch des gefeierten zeitgenössischen Schriftstellers Seneca: »Sklaven sind es? Aber auch Menschen. Sklaven sind es? Aber auch Hausgenossen. Sklaven sind es? Aber auch niedere Freunde.« Ein kleines Buch liegt auf, Richtlinien des Schriftstellers Columella, Sachverständigen für Großbetriebe. Josef liest: »Es muß täglich ein Appell der Zwangsarbeiter abgehalten werden. Auch muß täglich untersucht werden, ob die Fesseln halten und die Zellen fest sind. Die Zellen sind am zweckmäßigsten für je fünfzehn Sträflinge einzurichten.«
      Er wird zu den dreien geführt. Die Zelle ist unterirdisch, die schmalen Fenster liegen sehr hoch, daß sie nicht mit den Händen erreicht werden können. Eng aneinandergereiht stehen die fünfzehn strohbedeckten Pritschen, aber der Raum ist schon jetzt, wo sie nur zu fünfen da sind, er, der Wärter und die drei Sträflinge, unerträglich eng.
      Die drei hocken nebeneinander. Sie sind halbnackt, die Kleider hängen fetzig an ihnen herunter, ihre Haut ist bleifahl. Über den Knöcheln der Füße tragen sie Ringe für die Ketten, auf der Stirn das Brandmal, eingebrannt den Buchstaben E. Ihre Köpfe sind bis zum Scheitel kahl geschoren, grotesk dazu stehen die riesigen Bärte, verfilzt, strähnig, gelblichweiß. Josef kennt die Namen der drei: Natan, Gadja, Jehuda. Gadja und Jehuda hat er selten und flüchtig gesehen, es ist kein Wunder, wenn er sie nicht wiedererkennt; aber Natan Ben Baruch, Doktor und Herr, Mitglied des Großen Rats, ist sein Lehrer gewesen, vier Jahre lang war er täglich viele Stunden mit ihm zusammen, den aus den dreien müßte er herauskennen. Allein er erkennt ihn nicht heraus. Natan ist ein etwas dicklicher Mann gewesen, von Mittelgröße; was da hockt, sind zwei Gerippe von Mittelgröße und ein sehr großes. Und er kann nicht herausfinden, welches von den beiden mittelgroßen Gerippen sein Lehrer Natan sein könnte.
      Er grüßt die drei. Sonderbar durch den elenden Raum klingt seine gesunde, mühsam gedämpfte Stimme: »Friede mit euch, meine Doktoren und Herren.« Die drei schauen auf, und jetzt, an den dicken Augenbrauen, erkennt er seinen alten Lehrer. Er erinnert sich, wie er Angst und Zorn hatte vor den wilden Augen unter diesen dicken

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