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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Feldzugs einer Gottheit mißliebig gemacht habe.
      Die Armee mittlerweile defilierte in der Großen Rennbahn. Da zogen sie vorbei, zwei Kohorten von jeder Legion und der ganze Apparat, die Katapulte und Ballisten, der »Harte Julius« und die andern Widder alle. Stürmisch begrüßt wurden die Feldzeichen, die Goldenen Adler, der der Zwölften besonders, den man jetzt von den Juden zurückgeholt hat, wie man seinerzeit den Deutschen die Adler wieder abgenommen hat, die sie unter dem verräterischen Barbaren Hermann erbeutet haben. Josef sah die Armee vorbeimarschieren, fröhlich,« friedlich, voll gehaltener Kraft. Gewähr der Ordnung im Reich. Aber Josef kennt auch das andere Gesicht dieser Armee. Er weiß, diese alle sind Pedan. Er hat sie schreien hören: Hep, Hep, er hat sie tanzen sehen im Blutrausch über den Boden des Tempels, dessen Marmor verschwand unter Leichen.
      Der Vorbeimarsch der Truppen dauerte lange. Viele, vor allem auf den Bänken des Adels, brachen auf. Josef hielt aus.

    Noch einmal bis zum Ende sah er die Legionen, die er Stadt und Tempel hatte verwüsten sehen.

    Am Abend dieses 8. April kamen einige jüdische Männer zum diensttuenden Aufseher des Mamertinischen Gefängnisses. Sie wiesen ein versiegeltes Schreiben vor. Der Aufseher las es und führte sie in den Keller des Gefängnisses, das sogenannte Kalte Badehaus, denn es war ursprünglich ein Brunnenhaus gewesen. In diesem verwahrlosten, finstern Raum hatte Simon Bar Giora geendet. Seine Leiche hätte dem Brauch zufolge des Nachts auf den Schindanger am Esquilin geworfen werden sollen. Aber die Männer hatten Erlaubnis, die Leiche zu übernehmen und mit ihr nach Belieben zu verfahren. Diese Erlaubnis hatte Claudius Regin erwirkt. Es war der Erlös seiner Perle, den er der Dame Cänis dafür bezahlt hatte.
      Die Männer übernahmen also die striemenbedeckte, blutüberkrustete Leiche des jüdischen Feldherrn, legten sie auf eine Bahre, deckten sie zu. Führten sie durch die Stadt, die in festlicher Illumination strahlte. Sie gingen barfuß. Am Capenischen Tor erwarteten sie mehrere hundert andere Juden, unter ihnen Cajus Barzaarone. Auch sie gingen barfuß, und sie hatten ihr Gewand eingerissen. Sie brachten den Leichnam, alle fünfzig Schritte trugen ihn andere, auf der Appischen Straße bis zum zweiten Meilenstein links. Dort erwartete sie Claudius Regin. Sie brachten den Leichnam hinunter in die unterirdische Begräbnisstätte der Juden. Sie legten den Erwürgten in einen Sarg, betteten den blauschwarzen Kopf in Erde aus Judäa, gossen wohlriechende Wasser darüber. Dann verschlossen sie das Grab mit einer Platte. Darauf war in ungefügen griechischen Buchstaben eingeritzt: »Simon Bar Giora, Soldat Jahves.« Dann wuschen sie sich die Hände und verließen die Begräbnisstätte.

    Josef kam aus der Großen Rennbahn nach Hause. Er hatte seine Aufgabe erfüllt, hatte sich nicht geschont, hatte den jüdischen Krieg mit angesehen bis zum Ende. Aber nun hatte er alle Kraft ausgegeben. Er sackte zusammen, fiel in einen totenähnlichen Schlaf.
      Er war allein in dem großen, leeren, verwahrlosten Haus, nur der alte Leibeigene war da, niemand betreute ihn. Er schlief zwanzig Stunden. Dann erhob er sich, hockte nieder, in der Haltung eines Trauernden.
      Ein Kurier des Kaiserlichen Palais kam mit dem glückkündenden Lorbeerreis. Als der Leibeigene ihn zu dem ungepflegten Menschen führte, der auf der Erde hockte, wild wachsenden Flaum ums Gesicht, die Kleider zerrissen, Asche auf dem Haupt, zweifelte er, ob dies wirklich der Adressat sei. Zögernd übergab er seinen Brief. Es war ein Handschreiben Vespasians, das Kaiserliche Sekretariat sei angewiesen, Josef Einblick zu geben in alle Dokumente, die er zu Zwecken seines Buches einsehen wolle. Außerdem verlieh ihm der Kaiser den Goldenen Ring des Zweiten Adels. Es war das erstemal, daß der Kurier, wenn er den Lorbeer trug, kein Trinkgeld erhielt. Josef begnügte sich, den Erhalt des Schreibens zu bestätigen. Dann hockte er nieder wie vorher.
      Der Knabe Cornel kam. Der Leibeigene wagte nicht, ihn vor Josef zu lassen.
      Nach sieben Tagen erhob sich Josef. Fragte, was inzwischen geschehen sei. Hörte von dem Knaben Cornel. Schickte nach ihm.
      Die beiden, als der Knabe Cornel ein zweites Mal kam, sprachen nicht viel. Josef sagte, er brauche einen guten, zuverlässigen Sekretär. Ob Cornel ihm bei der Abfassung seines Buches helfen wolle. Cornel strahlte.
      Noch am

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