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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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gellenden Widderhörner des Neujahrfestes, die silbernen Trompeten, die in jedem fünfzigsten Jahr verkünden, daß aller Grundbesitz wieder an den Staat zurückfällt. Die Römer spielen auf diesen Instrumenten, parodistisch, es klingt lächerlich und barbarisch. Und plötzlich hat ein Witzbold einen glücklichen Einfall. Jah, Jah! schreit er, wie ein Esel schreit. Alle schreien mit, die heiligen Instrumente der Juden blasen dazu. Schallendes Gelächter wellt durch die langen Reihen der Rennbahn.
      Josef sitzt mit einem Gesicht von Stein. Aushalten jetzt. Alle schauen auf dich. Zehn Jahre müssen die Priester lernen, ehe sie gewürdigt werden, diese spröden Instrumente zu blasen. Halt dein Gesicht still, Josef, du bist hier Israel. Deinen Grimm gieß aus über die Völker.
      Jetzt kam der lebendige Teil der Beute, die Kriegsgefangenen. Man hatte aus der Ungeheuern Schar siebenhundert ausgesucht, hatte sie in bunte Festkleider gesteckt, die wirkungsvoll kontrastierten mit ihren finstern Gesichtern und mit ihren Ketten. Auch Priester mußten unter ihnen gehen, mit Hüten und Gürteln. Interessiert, gespannt beschauen sich die Menschen in der Rennbahn ihre besiegten Feinde. Da gehen sie hin. Man hat ihnen reichlichen Fraß vorgesetzt, daß sie keinen Vorwand haben, zusammenzubrechen und den Römern das verdiente Schauspiel zu versagen. Aber nach dem Festspiel werden sie als Zwangsarbeiter verschickt, die Besiegten, ein Teil in die Bergwerke, an die Tretmühlen, an die Kloaken, ein Teil an die großen Schauhäuser für Kampfspiele und Tierhetzen.
      Die Leute in der Rennbahn sind still geworden, sie schauen nur. Jetzt aber bricht ein haßerfülltes, tobsüchtiges Geschrei los: Hep, Hep und: Hunde, Hundesöhne, stinkende, gottlose. Sie werfen faule Rüben, Dreck. Sie spucken, trotzdem der Speichel die, denen er gilt, nie erreichen kann. Da kommen sie, gefesselt, von den Göttern gedemütigt, die feindlichen Führer, die einstmals Furcht und Schrecken einflößten, Simon Bar Giora und Johann von Gischala. Es ist ein großer Genuß, es ist der glücklichste Tag für den Römer, seine Feinde auf diese Art einhergehen zu sehen, niedergekämpft die Überheblichen, die sich auflehnten gegen die von den Göttern gewollte Mehrung des Reichs.
      Sie hatten dem Simon eine Krone aus Brennesseln und dürren Reisern aufgesetzt, und sie hatten ihm eine Tafel umgehängt: »Simon Bar Giora, König der Juden.« Den Johann, »Feldherrn der Juden«, hatten sie in eine komische blecherne Rüstung gesteckt. Simon wußte, daß er, noch ehe der Zug sich auflöst, getötet werden würde. So haben es die Römer dem Vercingetorix gemacht, so dem Jugurtha, so vielen anderen, die sterben mußten am Fuß des Capitols, während oben der Sieger seinen Göttern opferte. Merkwürdigerweise war Simon Bar Giora nicht mehr der mürrische Mann, als den ihn seine Leute von der letzten Zeit her kannten, vielmehr war um ihn wieder das Strahlende seiner ersten Zeit. Still in seinen Fesseln ging er einher neben dem gefesselten Johann von Gischala, und sie sprachen miteinander.
      »Es ist ein schöner Himmel über diesem Lande«, sagte Simon, »aber wie blaß ist er vor dem Himmel unseres Galiläa. Es ist schön, daß ich blauen Himmel über mir habe, nun ich zum Tode gehe.« – »Ich weiß nicht, wohin ich gehe«, sagte Johann, »aber ich glaube, sie werden mich am Leben lassen.« – »Es ist mir ein großer Trost, mein Johann«, sagte Simon, »daß sie dich am Leben lassen. Denn dieser Krieg ist noch nicht zu Ende. Es ist merkwürdig, daß mir einmal der Sinn danach stand, dich umzubringen. So schlimm es jetzt hersieht, es war gut, daß wir diesen Krieg gemacht haben. Er ist noch nicht zu Ende, und die nach uns haben gelernt. O mein Bruder Johann, sie werden mich geißeln, und sie werden mich über einen Platz führen, wo der Speichel und die faulen Rüben ihres Pöbels mich erreichen, und sie werden mich auf erbärmliche Art töten. Aber es war dennoch gut, daß wir diesen Krieg gemacht haben. Nur leid ist es mir, daß mein Leichnam elend liegen wird, unbestattet.« Und da Johann von Gischala schwieg, sagte er nach einer Weile: »Weißt du, Johann, wir hätten doch den Minenstollen L mehr nach rechts legen müssen. Dann wäre ihr Turm F eingestürzt, und was hätten sie dann machen sollen?« Johann von Gischala war ein verträglicher Mann, aber in taktischen Fragen kannte er keinen Spaß und kein Einlenken. Er wußte, er hatte recht gehabt mit

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