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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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wie beim Kommando. »Ich hätte mir in Alexandrien den Reif aufsetzen können. Die Legionen wollten es. Ich war nahe daran. Die Prinzessin hätte nur ein Wort sagen müssen, und ich hätte es getan. Die Prinzessin hat das Wort nicht gesagt.«
      Vespasian erhob sich. Man hatte dem Titus berichtet, er sei sehr gealtert; aber das war offenbar Gerede, jetzt jedenfalls war dieser sabinische Bauer hart wie je. Er ging ganz nah an seinen Sohn heran, sie standen sich gegenüber, zwei wilde, kräftige Tiere, duckten sich zum Sprung. Mucian schaute interessiert zu, heftig zuckenden Gesichts, ein angeregtes Lächeln um den harten, schmalen Mund, Cänis wollte sich dazwischenwerfen. Aber der Alte bezwang sich. »Was du mir da mitteilst«, sagte er, »das ist interessant. Aber jetzt jedenfalls bist du nicht mehr in Alexandrien, und hier in Rom wirst du, auch wenn deine liebenswürdige Freundin es wünschen sollte, kaum auf die Idee kommen, mich abzusetzen. Na also.« Er hockte nieder, leicht ächzend, rieb sich den gichtischen Arm, redete Vernunft. »Sie wie ein kleines Mädchen halten kannst du nicht. Die Dame wird sich mit dir zeigen wollen, sie hat recht, sie ist Prinzessin aus einem sehr viel älteren Haus als wir. Aber die Römer lassen dir diese Frau nicht durch, glaub mir. Willst du, daß sie im Theater Witze auf dich reißen? Willst du, daß sie während des Triumphs Couplets auf dich und die Dame singen? Willst du es verbieten? Nimm Vernunft an, mein Junge. Es geht nicht.«
      Titus kaute seinen Zorn. »Du hast sie von Anfang an nicht leiden können.«
      »Stimmt«, sagte der Alte. »Aber sie mich auch nicht. Wenn’s nach ihr gegangen wäre, dann säßen wir nicht hier. Ich könnte ein paar recht gute Witze machen. Ich schlucke sie hinunter. Die Dame hat deine Liebe. Nichts gegen sie. Aber in Rom mag ich sie nicht. Bring ihr das bei. Es war ein Blödsinn, daß du sie mitgebracht hast. Ihr könnt tun und lassen, was ihr wollt, aber aus Italien soll sie verschwinden. Sag’s ihr.«
      »Ich denke nicht daran«, erklärte Titus. »Ich will diese Frau behalten.«
      Vespasian schaute seinen Sohn an, der hatte in den Augen jenes Wirre, Törichte, das den Kaiser schon an des Jungen Mutter, an Domitilla, geängstigt hatte. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du bist dreißig, mein Sohn«, mahnte er. »Sei kein kleiner Junge.«
      »Darf ich einen Vorschlag machen?« vermittelte der geschmeidige Mucian. Er kam vor, den Stock hinterm Rücken. Titus schaute ihm mißtrauisch auf den Mund. Der Senator Mucian, der sich sehr wackelig gab, spielte diese Greisenhaftigkeit offenbar nur, um eine Folie für Vespasians Rüstigkeit abzugeben, und der Kaiser ließ sich diese Komödie, sie gut durchschauend, gern gefallen. »Die Beziehungen zwischen dem Cäsar Titus und der Prinzessin«, sagte also Mucian, »erregen Ärgernis. Darin hat die Majestät zweifellos recht. Aber nur deshalb, weil die Fürstin einem aufrührerischen Volk angehört. Wir hier wissen, daß die Prinzessin zu unsern loyalen jüdischen Untertanen zählt. Aber der römische Volkswitz macht keinen Unterschied zwischen Jud und Jud. Man müßte veranlassen, daß die Prinzessin sich klar und unmißverständlich zu uns bekennt. Ich glaube, es genügte schon, wenn sie dem Triumph in der Loge beiwohnt.«
      Alle überlegten den Sinn dieses Vorschlags. Da hatte, fand Vespasian, sein kluger Freund die Jüdin in eine Situation hineinmanövriert, aus der sie schwer einen Ausweg finden wird. Sein Herr Sohn kann die Forderung des Mucian nicht gut ablehnen. Was soll Berenike tun? Wohnt sie dem Triumph über ihre eigenen Leute bei, dann wird sie in den Augen der Römer lächerlich. Unmöglich dann kann Titus daran denken, sie zu seiner Frau zu machen. Auch Cänis erfaßte das sogleich: »Wenn eine Frau zu einem Mann gehört«, unterstützte sie resolut, handgreiflich und banal den Vorschlag des Mucian, »dann muß sie den Mut haben, zu ihm zu stehen.«
      Gespannt warteten alle auf Titus. Gegen das Argument der Dame Cänis hatte er nichts vorzubringen. Im Grund hat sie recht, dachte er. Wenn er einen Triumph feiert, dann hat er Anspruch darauf, daß seine Freundin, die er einmal zu seiner Frau machen will, sich diesen Triumph anschaut. Sich mit ihr darüber auseinanderzusetzen wird nicht angenehm sein. Aber angenehmer, als sie wegzuschicken. Er murrt ein weniges, man könne der Prinzessin das nicht zumuten. Die andern erklären, dann könne man die Prinzessin den

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