- Der Jünger des Teufels
dem
Grundstück der psychiatrischen Klinik Bellevue. Er setzte eine Brille auf,
schob sich falsche Zähne in den Mund und betrachtete grinsend sein Spiegelbild
im Rückspiegel. »Hi, ich finde, das Gebiss steht mir.«
Frank schaute auf das Gebäude der Klinik, zögerte kurz,
warf dann einen zweiten Blick in den Spiegel und machte sich selbst Mut, indem
er sagte: »Denk nicht so viel nach und schreite mutig zur Tat.«
Gary Vasem war groß und muskulös und mit seiner
Dauerbräune, dem ausgeblichenen Haar und den schneeweiß gebleichten Zähnen ein
gut aussehender Mann. Er war Pfleger in der psychiatrischen Klinik Bellevue und
hatte heute Spätschicht. Als der Mann mittleren Alters in dem blauen Overall
eintrat, hob Vasem den Blick von den Akten und lächelte. Der Bursche sah aus
wie eine größere Version von Tommy Lee Jones, nur dass seine Zähne stärker
vorstanden. »Sir?«
Der Mann schaute auf Vasems Namensschild. »Sie arbeiten hier
als Krankenpfleger, Gary, richtig?«
»Ja. Kann ich Ihnen helfen?«
»Ist Professor Jenks zu sprechen?«
»Nein. Er ist nach Hause gegangen.«
Der Besucher legte Vasem seinen Ausweis vor. »Der
Glückliche muss sich nicht die Nacht um die Ohren schlagen. Mein Name ist Moran.
Ich bin Fernmeldetechniker. Ich habe die Leitungen hier selbst gelegt, aber das
ist schon Jahre her. Lange vor Ihrer Zeit, junger Mann.«
Vasem lächelte wieder. Es freute ihn, mit »junger Mann« angesprochen
zu werden, obwohl er bald vierzig wurde. Die achthundert Dollar, die er
kürzlich für Botox ausgegeben hatte, waren gut angelegt. »Ich glaube, seitdem
hat sich einiges getan.«
Frank nickte. »Ja, ich sehe, dass die Klinikverwaltung
endlich Geld für einen neuen Anstrich locker gemacht hat. Tja, dafür haben Sie
jetzt dieses Telefonproblem, nicht wahr?«
Der Krankenpfleger runzelte die Stirn. »Mit der
Telefonleitung ist alles in Ordnung. Wer hat denn eine Störung gemeldet?«
Frank schaute auf sein Klemmbrett. »Hier steht, dass es in den
Leitungen ab und zu Nebengeräusche gibt. Professor Hicks wünscht, dass diese
Störung behoben wird. Wir hatten heute viel zu tun, darum konnte ich erst jetzt
kommen.«
Gary schaute Frank unschlüssig an. »Ich weiß nicht, ob ich berechtigt
bin, Ihnen zu erlauben, an den Telefonleitungen zu arbeiten.«
Frank zuckte mit den Schultern und sagte frech: »Geht mir auch
so, Gary, aber wir berechnen die Anfahrt so oder so. Der Telefonkasten hängt im
Keller, nicht wahr? Vielleicht könnte Dr. Hodge ihr Okay geben? Ich habe
sie bei meinem letzten Besuch hier kennen gelernt. Rufen Sie sie an und sagen
Sie ihr, dass Moran hier ist.«
»Dr. Hodge ist für eine Woche in Las Vegas und nimmt
dort an einem Ärztekongress teil.«
Frank grinste. »Die Glückliche. Ich wette, in ihrer
Freizeit geht sie in die Spielsalons.«
Vasem lächelte. »Meinen Sie?«
»Klar. Tja, was soll ich jetzt tun, Gary? Soll ich anfangen
oder wieder verschwinden? Sie haben hier das Sagen. Es ist Ihre Störung.«
Der Krankenpfleger zuckte die Schultern. »Ach, es wird schon
okay sein, wenn Sie die Leitung checken.«
Frank nickte. »Das gefällt mir, Gary. Ein
entscheidungsfreudiger Mann. Dann will ich mir die Leitung mal ansehen.«
109.
Baltimore
International Airport, Maryland
Fünf Minuten nach meiner Verhaftung wurde ich zu
einem Zivilfahrzeug geführt, einem grünen Buick, der vor dem Terminal parkte.
Meine Hände waren mit Handschellen gefesselt, als Stone und Raines mich durch
die Ausgangstüren ins Freie eskortierten.
Die Begegnung mit Lou löste Unbehagen in mir aus. Er hatte mir
mein Handgepäck abgenommen, hatte es durchsucht und meine Dienstmarke
konfisziert, als wollte er mir damit sagen, dass unsere Freundschaft gestorben
sei. Doch ich verspürte das übermächtige Verlangen, ihm alles zu erklären. »Lou,
wir müssen reden …«
Er warf mir einen eiskalten Blick zu. »Da haben Sie
verdammt Recht. Es gibt wirklich eine Menge Fragen, die Sie beantworten müssen.
Wir unterhalten uns im Wagen.«
Als wir den Buick erreichten, stieß Stone mich auf den
Rücksitz und setzte sich neben mich, während Lou auf dem Fahrersitz Platz nahm.
»Müssen die Handschellen wirklich sein?«, fragte ich.
Lou starrte mich ungerührt an. »Was glauben Sie, Kate? Wir haben
Beweise, dass Sie am Tatort der Fleist-Morde waren. Ganz zu schweigen von dem,
was wir gerade eben gesehen haben.«
»Was denn für Beweise? «
»Jetzt spielen Sie bloß nicht die Unschuldige«, sagte Stone.
»Wir
Weitere Kostenlose Bücher