- Der Jünger des Teufels
den
Wagen weg.«
»Funktioniert Ihr Funkgerät?«, wollte Lou wissen.
Der Polizist ging nicht auf die Frage ein. »Ich sagte, Sie
sollen hier wegfahren.«
»Funken Sie den Einsatzleiter der Flughafenpolizei an und lassen
Sie sich von ihm bestätigen, dass der gesamte Ankunftsbereich abgesperrt ist.«
Der Polizist stemmte eine Hand in die Hüfte, um Autorität zu
demonstrieren. »Wer sind Sie, Mann? Der Präsident?«
Lou hielt dem Polizisten seinen FBI-Ausweis unter die Nase.
»Wenn Sie nicht sofort tun, was ich sage, mache ich
Ihnen Feuer unterm Arsch. Eine Frau namens Kate Moran ist soeben aus Frankfurt
gelandet. Ich will, dass sie beim ersten Sichtkontakt verhaftet wird.«
Als ich auf die Zollkontrolle zusteuerte, befiel mich
erneut schreckliche Angst. Ein halbes Dutzend uniformierter Polizisten stand
neben den Schaltern. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als ich den Zoll
passiert hatte, ohne aufgehalten zu werden.
Zum ersten Mal keimte Hoffnung in mir auf. Die Türen zum Ankunftsterminal
öffneten sich, und ich erblickte eine riesige Menge Wartender vor mir:
Geschäftsleute in Luxuslimousinen und Sportflitzern, Chauffeure, Fahrer großer
Firmen, die größtenteils Schilder mit Namen in die Höhe hielten. Voller
Erleichterung stellte ich fest, dass sich hier kein einziger uniformierter Polizist
aufhielt.
Hatte Uzun meinen Betrug in Istanbul vielleicht nicht
durchschaut? Doch Uzun war ein ausgesprochen cleverer Kriminalist. Er musste mir auf die Schliche gekommen sein. Also hatte er auch Lou Raines
informiert, der inzwischen mit Sicherheit beschlossen hatte, den Flughafen
überwachen zu lassen. Als ich mit einem Schwarm Passagiere in die Ankunftshalle
geschwemmt wurde, bewahrheiteten sich meine Ängste. Ich blieb wie angewurzelt
stehen.
Genau vor mir, keine zwanzig Meter entfernt, stand eine Gruppe
von sechs uniformierten Flughafenpolizisten, die zu beiden Seiten der
Absperrung warteten. Zwei von ihnen umklammerten ihre Funkgeräte, während die
Hände der anderen auf den Waffenholstern lagen. Ich zwang mich, Ruhe zu
bewahren, doch meine Beine begannen zu zittern, und die drohende Niederlage ließ
Übelkeit in mir aufsteigen.
Jetzt haben sie mich.
Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass die Polizisten
dort standen, um mich zu verhaften. Doch ich durfte meine Freiheit um keinen
Preis verlieren. Einer der Cops runzelte die Stirn, als er mein Gesicht in der
Menge erblickte. Er sagte etwas in die Runde, worauf die ganze Gruppe auf mich
zusteuerte.
»Kate Moran?«, fragte einer von ihnen.
Ich antwortete nicht, sondern erzwang mir den Weg durch die
Menge der Passagiere, duckte mich unter der geschlossenen Schranke hindurch und
stürmte in das von Menschen wimmelnde Terminal.
104.
Der Jünger folgte Kate Moran, als sie sich durch
die Menge drängte. Die dünne Spritze steckte in seiner linken Tasche, die kleine
Whiskey-Flasche in der rechten. Jetzt wartete er nur noch auf den richtigen
Zeitpunkt, um zuzuschlagen.
Verdammt.
Als er die wartenden Polizisten erblickte, wusste er, dass
sein Plan gescheitert war. Er sah, dass Moran sich versteifte, als sie plötzlich
einer Gruppe Flughafenpolizisten gegenüberstand.
Der Jünger hatte alles bis ins Kleinste geplant: Er hatte
vorgehabt, Moran bis zum Ausgang zu folgen, ihr das Betäubungsmittel zu
spritzen und ihre Kleidung mit dem Whiskey zu übergießen. Das Benzodiazepin
hätte sie in Sekundenschnelle außer Gefecht gesetzt. Anschließend wollte er den
aufgebrachten Ehemann spielen, dessen Frau während des Fluges zu viel getrunken
hatte und nun mit dem Taxi nach Hause gefahren werden musste.
Jetzt konnte er seinen Plan nicht mehr in die Tat umsetzen,
und das entfachte seine Wut. Offenbar wurde Moran der in Istanbul begangenen
Morde verdächtigt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Cops hier in
Baltimore auf sie warten würden, um sie zu verhaften. Er fluchte. Hätte er an
seinem ursprünglichen Plan festhalten sollen? Aber dazu war es nun zu spät.
Moran zögerte eine Sekunde, ehe einer der uniformierten Polizisten
vortrat und sagte: »Kate Moran?«
Augenblicklich duckte Moran sich unter der Metallschranke und
schlängelte sich durch die Menge. Sie rannte wie eine Besessene, und die Cops stürmten
ihr hinterher.
Verdammt. Ich muss sie einholen, ehe die Polizei sie
schnappt.
105.
Ich stürmte zwischen den Menschenmassen
hindurch. Nachdem ich etwa fünfzig Meter gerannt war, wagte ich einen Blick
über die Schulter zu werfen. Zwei Polizisten
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