- Der Jünger des Teufels
und lähmte mich.
Dreißig Meter von mir entfernt stand der Killer und starrte
mir in die Augen.
Als der Jünger das Spielwarengeschäft erreichte,
bog er rechts ab und gelangte auf einen breiten Gang. Er hatte gesehen, dass Kate
diesen Weg eingeschlagen hatte. Dann kam er an eine Kreuzung; als er den Blick
nach links und rechts wandte, sah er weitere Abzweigungen in beide Richtungen.
Verdammt!
Moran konnte jeden dieser Gänge genommen haben. Er musste
alle nacheinander absuchen. Der Jünger zog die FBI-Dienstmarke und die Waffe
aus seiner Tasche. Plötzlich kehrte sein Glück zurück. Als er um eine Ecke bog,
sah er sie dreißig Meter entfernt unter einer Rolltreppe neben einem Telefon
stehen.
Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Die
Augen waren verschmiert, das Haar zerzaust. Eine Sekunde später hob sie den
Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Bestürzt riss sie den Mund auf. Der Jünger
kicherte. Es gab ihm einen Kick, ihre Angst zu spüren.
Sie wich zurück, drehte sich um und rannte den Gang
hinunter.
Der Jünger folgte ihr.
121.
Beim Laufen schaute ich mich um und versuchte,
einen Blick in das Gesicht meines Angreifers zu werfen. Ich war mir zwar nicht
sicher, doch mein Instinkt sagte mir, dass es Gemal war, der sich unkenntlich
gemacht hatte. Aber wer würde mir glauben?
Er war knapp vierzig Meter hinter mir und versuchte, den Abstand
zwischen uns zu verringern, doch als zwei Mütter mit Kinderwagen seinen Weg
kreuzten, verlor er an Boden. Ich befand mich jetzt in jenem Bereich des
Einkaufszentrums, in dem das größte Treiben herrschte. Verkäufer und Kunden
blieben stehen und beobachteten die Verfolgungsjagd, doch niemand schritt ein.
Mit großen Sprüngen stürmte ich eine Rolltreppe hinauf, rannte einen breiten
Gang entlang und rannte eine weitere Rolltreppe hinunter. Ich hatte keine
Ahnung, wohin ich lief. Da ich die Schritte meines Verfolgers hörte, brauchte
ich mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass er mich verfolgte.
Ich sprang die letzten Stufen der Rolltreppe hinunter und
sah einen kräftigen Sicherheitsbeamten mit der Figur eines Profi-Ringers wie
aus dem Nichts auftauchen. Er breitete die Arme aus und versuchte, mir den Weg
zu versperren. » Stopp, Lady. Bleiben Sie stehen!«
Ich flitzte an ihm vorbei. »Stehen bleiben! Bleiben Sie
stehen!«, rief er.
Er bekam meine Jacke zu fassen, doch ich riss mich los und rannte
weiter. Dann hörte ich eine andere Männerstimme rufen:
»FBI. Die Frau ist eine gefährliche Kriminelle!«
Ich drehte mich um und sah den Killer, der eine Waffe
umklammerte und dem Wachbeamten eine Dienstmarke zeigte. War das Stones
Glock?
Jetzt nahmen der Wachmann und der Killer meine
Verfolgung auf. Was für eine absurde Situation.
Plötzlich tauchten zwei weitere Sicherheitsbeamte vor mir auf
und stellten sich mir in den Weg. Doch ich war schnell genug, rechts an ihnen
vorbeizuflitzen, ohne dass sie mich ergreifen konnten. Zehn Sekunden später
erreichte ich den Ausgang des Einkaufszentrums. Ich war außer Atem, als ich
durch die automatischen Türen ins Freie lief, und bekam den nächsten Schock, als
ich Stone erblickte. Er quälte sich aus einem verbeulten blauen Wagen, den eine
ältere Dame fuhr. Die linke Hand presste er sich auf den Hinterkopf. Ich rannte
weiter. Stone starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sekunden später hörte
ich ihn schreien: »Moran!«
Inzwischen war ich schon dreißig Meter weiter und rannte im
Zickzack um die geparkten Wagen herum. Meine Lungen brannten, meine Beine
schmerzten.
Und dann hörte ich zwei donnernde Schüsse.
Die Kugeln zischten an mir vorbei. Eine schlug vor mir in
den Asphalt, doch ich rannte weiter, duckte mich, wich Hindernissen aus und
achtete nicht auf meine schmerzenden Lungen, bis ich auf eine freie Fläche des
Parkplatzes gelangte und meine Schritte verlangsamte. Keuchend schnappte ich
nach Luft und schaute zurück. Den Killer und die Wachmänner sah ich nicht, doch
Stone humpelte wie ein Verrückter hinter mir her. Ich legte den nächsten Sprint
ein und rannte etwa hundert Meter, bis die Entfernung zu groß war, um einen
gezielten Schuss auf mich abzufeuern.
Und dann, mit einem Mal, konnte und wollte ich nicht mehr. Alle
Willenskraft fiel von mir ab.
Warum tat ich mir das an? Warum ging ich die Gefahr ein, getötet
zu werden?
Ich beschloss, aufzugeben und mich Stone zu stellen.
Erschöpft ließ ich mich auf den Asphalt sinken. Schweißperlen rannen mir übers
Gesicht, und ich
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