- Der Jünger des Teufels
sehen
war.
Neal schaute mich unsicher und ein wenig neugierig an, ehe er
antwortete: »Es geht mir gut, Dad.«
Josh umarmte seinen Sohn. Seine Schwester lächelte mich freundlich
an, ehe sie Josh über den Arm strich und sagte:
»Es geht ihm besser. Der Arzt hat gesagt, wir sollen auf
seine Temperatur achten. Er kommt später noch mal vorbei. Das Schlimmste aber
hat er überstanden.«
Josh war die Erleichterung anzumerken. Ich begriff, was für
ein großes Opfer es gewesen war, mir in dieser Situation zu helfen. Er musste
sich schreckliche Sorgen gemacht haben. »Danke, Marcie. Nett von dir, dass
du dich um ihn gekümmert hast. Ich möchte euch meine Kollegin vorstellen, Kate
Moran.«
Marcie reichte mir
die Hand. »Ich freue mich, dich kennen zu lernen, Kate. Josh hat mir von dir
erzählt.«
»Ich wette, nicht nur Gutes.«
Marcie lächelte. »Um
ehrlich zu sein, hat er nicht viel gesagt, nur dass ihr zusammenarbeitet. Aber
es ist schon ein Kompliment, wenn Josh überhaupt etwas erzählt. Meistens
erfährt man von ihm nicht viel.«
»Jetzt fangt bloß nicht an, mich zu analysieren«, sagte Josh,
als er sich auf Neals Bett setzte. Er strich seinem Sohn durchs Haar und gab
ihm einen Kuss auf die Wange. »Wie geht es meinem Jungen? Was ist los? Hat es
dir die Sprache verschlagen? Sag Miss Moran guten Tag.«
Neal schaute die Fremde in dem Raum wachsam an und nickte,
ohne ein Wort zu sagen.
»Du kannst Kate zu mir sagen. Sieht so aus, als wärst du Footballfan,
Neal. Was willst du werden, wenn du groß bist? Footballspieler oder FBI-Agent?«
Neal lächelte mich an. Offenbar hatte ich erraten, was ihn
am meisten interessierte. »Beides«, sagte er. »Wenn ich Agent und Spieler bei
den Redskins sein könnte, wär das cool.«
»Warum?«
»Dann könnte ich Verbrecher jagen und Football spielen.«
Ich warf Josh einen Blick zu. »Sieht so aus, als hätte dein
Sohn eine große Karriere vor sich.«
»Im Gegensatz zu seinem Vater«, erwiderte Josh trocken.
»Gefällt es dir, FBI-Agentin zu sein, Kate?«, fragte Neal.
»Meistens schon.«
Neal runzelte die Stirn, als wüsste er nicht, wie er meine
Antwort zu verstehen hatte. Ich versuchte es ihm zu erklären: »Es ist ein guter
Job, Neal. Aber manchmal kann die Arbeit auch sehr schwierig sein.«
»Was hältst du davon, Kate, wenn wir Neal einen Moment mit
seinem Vater allein lassen und eine Tasse Kaffee trinken?«, meinte Marcie.
»Ein Kaffee wäre gut. Danke.«
Marcie ging
hinaus. Ich wollte ihr gerade folgen, als Josh mir zublinzelte. »Danke für dein
Vertrauen. Ich komme gleich nach.«
Ich lächelte. »Danke für alles, Josh. Es war sehr nett,
dass du gekommen bist, obwohl Neal krank ist. Ich weiß gar nicht, was ich sagen
soll.«
124.
Als ich mich im Bad ein bisschen frisch gemacht
und gekämmt hatte, ging ich hinunter in die Küche. Marcie hatte Kaffee
gekocht. Ich setzte mich zu ihr. »Bedien dich. Zucker und Milch stehen auf dem
Tisch«, sagte sie.
Ein heißer Kaffee war genau das Richtige, um mich ein
bisschen aufzumuntern. Ich gab Zucker in meine Tasse und rührte den Kaffee um.
»Tut mir leid, dass ich deinen Bruder von zu Hause weggelockt habe, obwohl Neal
krank ist.«
Warum ich Josh genötigt
hatte, das Haus zu verlassen, sagte ich ihr nicht, und ich nahm an, dass auch Josh
seiner Schwester den wahren Grund nicht verraten hatte. Marcie nickte nur,
ohne mir weitere Fragen zu stellen. »Neal wird sich wieder erholen«, sagte sie.
»Er bekommt diese Anfälle ab und zu, und manchmal ist sein Zustand ein wenig
beunruhigend, aber er erholt sich immer wieder.«
»Hast du Kinder, Marcie?«, fragte ich sie.
»Ja, einen Jungen und ein Mädchen. Fünf und acht. Sie sind das
Beste, das mir je passiert ist, auch wenn sie ihre Mutter manchmal zur Weißglut
treiben. Dean, mein Mann, hat eine Woche Urlaub und ist mit den Kindern ein
paar Tage nach New York zu Verwandten gefahren. Ich bin zu Hause geblieben,
weil bei uns renoviert wird. Und du, Kate, hast du Kinder?«
Kaum hatte sie die Frage gestellt, verdunkelte sich ihr
Gesicht, und sie schlug eine Hand vor den Mund, während sie mir mit der anderen
tröstend über die Hand strich. »Tut mir leid, Kate, ist mir so rausgerutscht. Josh
hat mir erzählt, was deinem Verlobten und seiner Tochter zugestoßen ist. Ich
habe damals auch in den Zeitungen davon gelesen.«
»Schon gut. Du und Josh, ihr scheint euch sehr nahe zu stehen.«
»Ziemlich. Kaum zu glauben, wenn ich daran denke, dass wir uns
als Jugendliche
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